Mittwoch, 30. Juni 2010

Hitparade - 2010 Vol II

Da will ich doch den letzten Junitag mal nutzen, wieder mal Vierteljahresbilanz zu ziehen. Es ist erstaunlich, wie gut das Musikjahr bislang schon ist, nicht nur große Namen wie Joanna Newsom, The National oder Tocotronic landen mit herausragenden Platten ganz weit vorne in meiner Gunst, auch vermeintliche "Underdogs", Newcomer und Geheimtipps bringen viele, sehr unterschiedliche famose Alben an die Hörer und hier jetzt die 20 vermeintlich besten des ersten Halbjahres:

1. Sam Amidon - I See The Sign
2. Josh Ritter - So Runs The World Away
3. Anais Mitchell - Hadestown
4. Joanna Newsom - Have One On Me
5. Nina Nastasia - Outlaster
6. Shearwater - The Golden Archipelago
7. Hans Unstern - Kratz Dich Raus
8. Gisbert Zu Knyphausen - Hurra! Hurra! So Nicht
9. Erland & The Carnival - Erland & The Carnival
10. Lone Wolf - The Devil & I
11. Tocotronic - Schall & Wahn
12. The National - High Violet
13. Ed Harcourt - Lustre
14. David Karsten Daniels & Fighting The Big Bull - I Mean To Live Here Still
15. Wovenhand - The Threshingfloor
16. Owen Pallett - Heartland
17. Jeffrey Luck Lucas - The Lion's Jaw
18. The Gilded Palace Of Sin - You BReak Our Hearts, We'll Tear Yours Out
19. These New Puritans - Hidden
20. Horse Feathers - Thistled Spring

Bei den Songs habe ich mich dieses Mal auch für eine "richtige" Hitliste entschieden, wobei hier wie auch bei den Alben keine Gewähr besteht, dass ich die Gewichtung und Auswahl morgen oder übermorgen wieder genau so sehen würde:

1. Gisbert Zu Knyphausen - Kräne
2. Nina Nastasia - This Familiar Way
3. Hans Unstern - Paris
4. Sam Amidon - How Come That Blood
5. Joanna Newsom - Good Intention Paving Co.
6. Josh Ritter - Folk Bloodbath
7. Lone Wolf - We Could Use Your Blood
8. Xiu Xiu - Dear God I Hate Myself
9. Jackie Oates - Hyperboreans
1o. Tocotronic - Die Folter Endet Nie

...ganz schön blutige Liste, so auf den zweiten Blick.

Ein bisschen musikalische Untermalung zur Listenlektüre darf auch nicht fehlen:


Dienstag, 29. Juni 2010

DM Stith

Na, das nenn ich doch mal eine Coverversion. Der fabelhafte, versponnene Folksänger DM Stith nimmt sich für seine Sammlung von Neuinterpretationen, Remixen und Coverversionen seines bezaubernden Albums "Heavy Ghost" unter dem Titel "Heavy Ghost Appendices" den Ronettes an und beschert einen echten Sommerhit:

Sonntag, 27. Juni 2010

David Karsten Daniels

...ist ein guter, ambitionierter und erdverbundener Folksinger/Songwriter und hat bereits 5 Alben im Alleingang veröffentlicht. Nun schickt er sich auf seinem neuesten Album mit Verstärkung durch die neunköpfige Jazz/Avantgarde/Blechbläsertruppe "Fight The Big Bull" zu bekommen und auf einmal bekommen seine einstmals spröden und dennoch sehr klangvollen Songs einen roten Teppich ausgerollt. Da wäre zum einen die traditionell anmutetende Single "Through All The Fates", das mit "wandernder" Begleitung aufwartet und ein sehr freies Bläsersolo in den Vordergrund stellt. Bei "The Funeral Bell" wird's dann schon kryptischer und spätestens beim wunderbaren "Smoke" bricht eine ganze Heerschar von Klängen, Tönen, Stimmungen und Gefühlen über einen herein, dass man Hin- und Hergerissen ist zwischen Staunen, Starren und Tanzen. Eine ganz und gar fulminante Angelegenheit.

"Smoke" - David Karsten Daniels & Fight The Big Bull from Justin Hamilton on Vimeo.

Samstag, 19. Juni 2010

Ed Harcourt

Vor gut vier Jahren hat Ed Harcourt mich überrascht. Da sah ich auf "GoTV" einen Videoclip von "Visit From The Dead Dog" und dachte mir schon, der kann was. Als dann das Album "The Beautiful Lie" die angestellten Erwartungen vollends übertraf und mit "Rain On The Pretty Ones" und "Whirlwind In D Minor" gleich zwei weitere wunderbare Songs bereit hielt war ich sicher: hier ist ein echter Künstler am Werk. Um so erfreuter bin ich nun, dass das neue "Lustre" betitelte Album wieder ähnlich gute und bessere Songs bereit hält, allen voran das schwelgerische im 3/4-Takt vorgetragene "Fears Of A Father", das seltsam anheimelnde "When The Lost Don't Want To Be Found" und das schon experimentiell anmutende "Heart Of A Wolf". "Haywired" ist dagegen schon fast ein tradioneller Songwriter-Pop-Song, gravitätisches Schlagzeug, stimmungsvolle Streicherbegleitung und dazu diese vollmundige Stimme. Wieder ein Triumph!

Freitag, 18. Juni 2010

Nina Nastasia

Wie auf Katzenpfötchen angeschlichen kommen, dennoch stets zum Sprung bereit sein und manchmal sogar die Krallen ausfahren wollen, all das bekommt man auf Nina Nastasias tollen neuen Album "Outlaster" aus nächster Nähe mit. Ob "Cry, Cry Baby" als überrumpeltes Wiegenlied, "You're A Holy Man" mit seinem torkelnd-tänzelnden Gospelcharakter oder das sich immer wieder aufbäumende, expressive "Outlaster", jeder der der 10 Songs birgt ein wundersam dunkles Geheimnis und entfaltet sich im Gesamtkontext zu einem blutunterlaufenen, wagemutigen Kunstwerk. Wenn dann aber in "This Familiar Way" ein Tango finsterster und doch leidenschaftlichster Art angestimmt wird, das Cello ächzt, krächzt, knarzt und wimmert und die Künstlerin ihre hier quälend-süße Stimme wie einen Violinenbogen über das Instruemnt zieht, bekommt das komplette Werk diese düstere Schattierung, die einem immer wieder die Haare zu Berge stehen lässt.





leider in nicht ganz so guter Qualität, will ich den besten Song des Albums nicht vorenthalten:

Sonntag, 13. Juni 2010

Live: Gisbert Zu Knyphausen

Schade drum. Da hatte die münsteraner Veranstaltungsreihe "Sozialpalast" auf das Bahnhofsgleis 9/12 geladen und einen hochkarätigen deutschen Musiker eingeladen und ihm eine junge Musikerin als Attaché an die Seite gesetzt und nur wenige der zahlreich anwesenden Zuhörer wollten zuhören...
Aber von vorne!

Als um 22:00 Uhr Hr. zu Knyphausen vom einfahrenden ICE in das Wartehäuschen des Gleises trat und mit seinen wunderbaren Texten und seinen einfachen aber intensiven Gitarrenmelodien seinen Zauber versprühte, war alles noch gut. Ein bunt gemischtes Programm aus beiden Alben, um das Häuschen herum saßen wohl so um die 500 Leute, die ihm lauschen wollten und im Takt mitwippten, ein lauer Sommerabend, dazu wer wollte Flaschenbier, eigentlich super. Zu Liedern wie "Spieglein, Spieglein", "Melancholie" und "Ich bin ein Freund Von Klischees Und Funkelnden Sternen" wurde sogar mitgesummt, teils gesungen, kurz gesagt, trotz des nicht ganz überzeugenden Sounds ein guter Auftakt. Als dann nach einer guten halben Stunde Desiree Klaeukens mit ihrer an Claire Oelkers und Suzie Kerstgens erinnernden Stimme ihr erstes Lied "Herbst" anstimmte, war die Aufmerksamkeit des Auditoriums schon fast vollständig verschwunden und wurde nach weiteren Wechseln immer weniger. Gisbert mühte sich nach Kräften, gab gutgelaunt Zugeinfahrten bekannt, sag eine hübsche Version von "Kräne" und eine noch schönere von "Wer Kann Sich Schon Entscheiden" und war wohl auch ein wenig beeindruckt, ob der Menge an Heerscharen, die sih zu seinen Füßen eingefunden hatten. Was an letzen Songs begeitragen wurde, hatte ich dann schon nicht mehr mitbekommen, nach "Neues Jahr" begrüßte der Sänger den einfahrenden Münchner ICE noch mit einer Melodie, die unter den aufgesprungenen und zur Flucht bereiten Besuchern allerdings kaum mehr auffiel.

Fazit: was nix kostet, ist auch (meistens) nix. Hat meine Oma schon gesgt, und ich denke auch: Hätte man im Vorfeld nur 5€ Eintritt genommen, wären die "Störenfriede" zu Haus geblieben, hätten die netten Damen von der Bahnhofsmission nicht ständig mit ihren Sammeltassen geklappert und vielleicht hätte dann auch eine geringere Hintergrundgeräuschkulisse für mehr Spaß an der Sache gesorgt. Beim nächsten Mal.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Jeffrey Luck Lucas

Schweben. Der Blick fällt auf schier endloses Nichts. Weite.

Wie ein einzelnes Staubkorn dass sich bei flirrender Hitze auf den Weg durch die Luft macht, gleichfalls aber auch ein stolpernder Lufthauch überkommt es einen, wenn der amerikanische Musiker zum ersten Mal seine Stimme erhebt und zu dichten, aber dennoch anlehnenen Streicher- und Gitarrenakkorden sehnsuchtsvoll in die Ferne blickt. Klanglich benachbart mit Thomas Feiner und seinem grandiosen Projekt "Anywhen" schwingt sich Jeffrey Luck Lucas voller Seele mit seiner warmen Stimmfarbe zu anderen Ufern. Das schmelzende "Dark White", mit seinem stochernden Schlagwerk, das unendlich langsame, aber fordernde "Atlas" und das rauch- und rauschgetränkte "King Of One Night Stands" sind nur Eckpunkte des wunderbar innigen und dunklen Country- und Americana Albums "The Lion's Jaw"
Man folge mir:

Dienstag, 8. Juni 2010

Hits von gestern: Element Of Crime - Surabaya Johnny

auch schon ganz schön lange her, aber trotzdem immer noch gut, die wunderbare Live-"Coverversion" des Kurt Weill-Klassikers "Surabaya Johnny" von Element of Crime. Von diesem Stück aus "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" gibt es im Übrigen so gefühlte 10000 Versionen, wobei auch Marianne Faithfull, Milva, Ute Lemper und Megan Mullaly sowie Nina Hagen sehr klangvolle Versionen zu Gehör bringen. Vorhang auf:



EDIT: durch den freundlichen Kommentar bin ich erinnert worden, dass "Surabaya Johnny" natürlich NICHT aus "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" ist sondern aus "Happy End", was der Güte des Songs natürlich keinen Abbruch tut! :-)

Samstag, 5. Juni 2010

Mojo Juju & The Snake Oil Merchants

Dark Cabaret mit folkigen Einschlägen, jeder Menge Gypsy-Feeling und Blues- und Countryschnipseln geht ja auf dem Bänkelsänger eigentlich immer. Mojo Juju & The Snake Oil Merchants können das ziemlich gut, kommen aus Australien und haben auf ihrem aus dem Jahr 2006 erschienenen selbstbetitelten Album eine solch herzerfrischende Mischung aus fast schon explosiver Lebensfreude, abstruser Komik und selten melancholischer Hingabe ein Kunstwerk mit Steelguitars, singener Säge und allerlei kuriosem Krimskrams gebastelt. Kostprobe gefällig? Das furiose "Transient Beeing" überzeugt aufs erste Ohr.

Dienstag, 1. Juni 2010

My monthly Mixtape: Juni

Wieder ist das Bänkelsängermixtape pickepackevoll mit tollen neuen und alten Songs, von kraftvollem Gothic-Country über klassische Volksweisen bis hin zu mondän-moderndem Wohlfühlfolk wieder mal alles dabei und wie bereits im letzten Monat ist die Zusammenstellung wieder bei den netten Kollegen des "Radio Der Von Neil Young Getöteten" anzuhören.

1)Mark Erelli – Kingdom Come
2)Stornoway – Zorbing
3)Josh Ritter – Folk Bloodbath
4)Villagers – Becoming A Jackal
5)Murder By Death – King Of The Gutters, Prince Of Dogs
6)Woven Hand – The Threshingfloor
7)Vapourboat – Trying To Reach The Top Of The Lighthouse
8)Trembling Bells – September Is The Month Of Death
9)Alasdair Roberts – Babylon
10)Martha Tilston – Old Tom Cat
11)Hayley Hutchinson – Chandelier
12)Audra Mae – Little Sparrow
13)Silent Paper Radios – Dinosaur Bones
14)Hans Unstern – Tief unter der Elbe
15)Lone Wolf – We Could Use Your Blood
16)The National – England
17)The Box Tops – The Letter
18)Band Of Horses – Factory



Ach so, ein wenig Werbung tut auch gut: eine vollständige Rezension des aktuellen Wovenhand-Albums (die schreiben sich merkwürdigerweise jetzt mal in einem Wort) gibt's mal wieder auf auftouren.de, allerdings nicht nur das, sondern auch noch zahlreiche gute, spannende und aufregende Rezensionen, Bandvorstellungen, Ticketverlosungen und vieles mehr.