Montag, 31. August 2015

Im Schnelldurchlauf: Songwriter aus aller Herren Länder



Veröffentlichungsfluten. Gerade jetzt im Spätsommer, wo viele Künstlerinnen und Künstler ihr im Herbst anstehendes Album in den Fokus rücken wollen, ist die Auswahl an eintrudelnden Promoanfragen schier unergründlich. Sich hier die Favoriten herauszupicken, ist nicht immer einfach, doch je größer sich das Angebot gestaltet, desto eher macht sich der geneigte Rezensent ans Werk um zumindest den passendsten, spannendsten oder ungewöhnlichsten Anschreiben ein paar Zeilen zu widmen. Dieses Mal passiert das mal wieder im Schnelldurchlauf, der trotzdem mit entsprechender Sorgfalt und dem nötigen Enthusiasmus kompiliert wurde.

Machen wir den Anfang mit Eric Fastén, der seine neue EP "Brand New Fashion" am 08.09.2015  unter das Volk bringen wird. Die neue Single "Overwhelmed" ist skandinavischer Songwriter-Pop der besten Sorte, leises Fingerpicking legt sich bestimmt um die schmeichelnde Stimme, der alsband eine Sängerin anhand gestellt wird, bevor sich sachte Streicher und eine dezente, aber nichtsdestotrotz stimmungsvolle Rhythmik zu Wort meldet.


Handclaps und Glockenspiel, dazu süßliches Stimmengemisch, das mal nach Belle & Sebastian, mal nach Slow Club, aber immer nach ganz viel Sonne klingt, kommt von Federal Lights aus Kanada deren zweites Album "Coeur De Lion" am 18.09.2015 erscheint. Wenn neben dem Vorboten vom ersten Album "We Were Found In The Fog", der den schönen Titel "I See Love" trägt, alles so unbedingt nach Weltumarmungsfolkpop klingt, der sich aber auch einmal die Träne im Knopfloch trägt, könnte das eine feine Sommerverlängerung werden.


Gemeinsam mit Federal Lights im September unterwegs ist JP Hoe, der seine Songwriterfantasien mal zurückgenommen, aber meistens mit ungeheuerer Inbrunst zum Besten gibt. "Beautifully Crazy" erinnert an Ryan Bingham, was sicherlich nicht die schlechteste Referenz ist und neugierig auf das später im September erscheinende Album "Hideaway" macht.

Und wer mag sollte sich für Federal Lights und JP Hoe hier einen Platz reservieren:

21.09.15 - Oberhausen - Druckluft
22.09.15 - Berlin-  Auster Club
23.09.15 - Dresden - Bärenzwinger
25.09.15 - Hamburg - Reeperbahn Festival
26.09.15 - Saarn - Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe
27.09.15 - Norderstedt - Musicstar
29.09.15 - Köln - Blue Shell
30.09.15 - Aachen - Musikbunker


And now to something completely different: Spoken-Word-Poetry über schluderig sympathische Popmelodien, die sich laut Pressetext weit weg vom Rest des eigentlich Outputs bewegen soll. Neufundland veröffentlichen ihre selbstbetitelte EP am 04.09.2015 und haben dem ersten Ohrenöffner "Rückenwind Pt. II" ein schurfend schönes Video spendiert:





Sonntag, 30. August 2015

Aufgemerkt: Lilly Among Clouds



Pop. Pop. Pop. Pop.

Lilly Brüchner alias Lilly Among Clouds macht Popmusik. Nicht mehr, nicht weniger. Das Selbstverständnis, dass ihrer ersten selbstbetitelten EP innewohnt, ist dabei aber von einer außerordentlichen Qualität. Stimmlich bewegt sich die gebürtige Würzburgerin nicht weit weg von von der aktuellen Singer/Songwriterinnen-Mode, schimmern je nach mal der abgetönte Alt einer Sharon van Etten, die überschlagenden Sopranspitzen einer Laura Marling oder sogar das sanfte Reiben von Angel Olsen durch die Songs. Allein der nicht immer stimmungssichere musikalische Hintergrund aus elektronischen Akzenten bedarf noch ein paar Kanten und Ecken. Besonders gut gelingt das im anschmiegsamen "Remember Me", dessen akustische Gitarrenakkorde und die turbulente Pianomelodie einen angemessenen Rahmen für die leichte Elektriziät in Beat und Rhythmus schaffen. Das abschließende  "Long Distance Relationship" wiederum kann sich hier nicht wirklich entscheiden, die Melodien schreien nach Charts, die Ausgestaltung nach Anspruch. Am besten gelingt dieser Spagat wiederum im eröffnenden "Keep", dass in dieser Form durchaus auch einer Natasha Khan alias Bat For Lashes aus der Feder geflossen wäre. "Lilly Among Clouds" ist Pop in vielen, zuweilen noch ausbaubaren Facetten, dem Herzblut, aber manchmal eben auch ein bisschen Kalkül anzumerken ist. Das das nicht weiter schlimm ist beweisen die Songs wie eben das alles überstrahlende "Remember Me", die den Vergleich mit denen anderer klaviergetriebener Künstlerinnen nicht scheuen muss. 

Live überzeuge man sich hier von den Qualitäten:

03.09.2015 Würzburg - Posthalle (Record Release-Konzert)
05.09.2015 Dresden The Sound of Bronkow Music Festival
17.09.2015 Erlangen - E-Werk
18.09.2015 Chemnitz - Atomino
19.09.2015 Magdeburg - Moritzhof
20.09.2015 Berlin - Monarch
21.09.2015 Hannover - Warenannahme
22.09.2015 Rostock - Helgas Stadtpalast
23.09.2015 Hamburg - Reeperbahn Festival
26.09.2015 Düsseldorf - FFT

Bildlich gibt es hier den Ohrenöffner:

 

Montag, 24. August 2015

My (monthly) Mixtape 2015/8



In ya face! So und nicht anders muss man Nathaniel Rateliffs Aufgalopp verstehen. Und das ist nur der Anfang eines Mixtapes, dass zwar zunächst tief in den unterschiedlichen Folk-, Country-, Rootsrock-, Americana- und Songwriterschubladen wühlt doch spätestens im letzten Drittel kommt der beständige Eklektizismus wieder vollends zum Tragen. Psychedelischer Experimental-Pop im 60s-Gewand, Neo-Folk-Noir im schwarzmetallenen Kleid, weit ausgestellter Sophisti-Pop und elektrisierndes Elektronikgewitter sind nur einige wenige Eckdaten der diesmonatigen Zusammenstellung:

01. Nathaniel Rateliff And The Night Sweats - S.O.B.   
02. Rayland Baxter - Oh My Captain   
03. Fred Abbott - Hollywood   
04. Frank Turner - Josephine   
05. Daniel Romano - Two Word Joe   
06. Bobby Long - Cold Hearted Lover Of Mine   
07. Gill Landry - Fennario   
08. Keston Cobblers Club - Wildfire   
09. Noah Gundersen - I Need a Woman       
10. Eleni Mandell - Cold Snap       
11. The Whistles & the Bells - Ghost Town       
12. Mark Rogers & Mary Byrne - First Fall Nights       
13. The Old Ceremony - Ghosts Of Ferriday       
14. The Maccabees - Kamakura       
15. Destroyer - Midnight Meet the Rain       
16. Chelsea Wolfe - Simple Death       
17. Deradoorian - Your Creator       
18. Myrkur - Byssan Lull       
19. Briana Marela - Follow It       
20. HEALTH - Stonefist   

Was bleibt mir anderes übrig, als wieder und wieder und wieder dieses geniale "S.O.B." zu posten. Jetzt dann eben als Ohrenöffner:

Nathaniel Rateliff & The Night Sweats - S.O.B. (Official Video) from Greg Barnes on Vimeo.


Mittwoch, 12. August 2015

Scheunenfunde: Mark Rogers & Mary Byrne



Zurück nach Innen. 

Trotz aller diesjährigen Regelmäßigkeit an Blogbeiträgen schafft es längst nicht alle angefragte und selbst entdeckte Musik auf den Bänkelsänger. Bereits Mitte Juli kam E-Mail-Post von Mark Rogers und Mary Byrne, mit der Bitte, sich doch das bereits im Oktober vergangenen Jahres veröffentliche Debütalbum vor den demnächst anstehenden Europa- und Deutschlandkonzerten einmal anzuhören und ihm vielleicht ein paar warme Worte an die Hand zu geben. Als dann dieser Tage auch noch ein physisches Exemplar im Briefkasten auftauchte, war Zugzwang angesagt, nicht dass es das Album ob seiner Güte bedurft hätte, aber unbändige Freude ob des hübschen Artworks und der netten Ankündigung kam trotzdem auf.

Doch nun zur Musik. Beide Musiker haben sich bereits in den vergangenen Jahren bei einigen mehr oder weniger bekannten amerikanischen Folkbands versucht, ehe sie 2013 die ersten gemeinsamen Schritte unternahmen. Mark ist Multiinstrumentalist und vagabundiert auf "I Line My Days Along Your Weight" an den Grenzen zwischen unbedingter Virtuosität und herzhaftem Akkordeinsatz entlang. Die Instrumentenwahl ist dabei so archaisch wie vielfältig, spielen doch Saitenklänge von Steel- und Resonator-Gitarren und antike Mandolinen genauso eine Rolle wie beläufige gesetzte Pianotupfen. Über diese mal sehsüchtelnden, mal intimen Melodiebögen erklingt die Stimme Mary Byrnes, die mal die Luftigkeit der Folkchanteusen der 60er-Jahre erreicht - nicht selten schimmert Sandy Denny von Ferne - aber sich auch vor zeitgenössischen Künstlerinnen wie Laura Marling oder Meg Baird nicht verstecken sollte. Dadurch erscheinen die Stücke auf "I Line My Days Along Your Weight" auch nicht rückwärtsgewandt, vielmehr strahlen sie vor zeitloser Anmutung und Tiefe. 

Im schmeichelnden "Green Gold Violet" etwa, wenn Rogers sein immerwährendes Folkpicking unterbricht um die Saiten entlangzuschlittern und damit den sonnendurchfluteten Gesang seiner Partnerin zu umgarnen. Mark Rogers Spiel erinnert dabei an John Martyn, immer wieder umweht die geschlagenen und gezupften, gestrichenen und gestreichelten Saiten eine luftige Wehmut, die sich aus vielen kleinen Miniaturen zusammenzusetzen scheint. Es sind die stillen Momente, die auf "I Line My Days Along Your Weight" überwiegen, und diese sind teilweise von solch zerbrechlicher Zartheit, dass man den Atem anhalten möchte, um nicht eine einzelne Nuance zu verpassen. Wenn Byrne dabei dann auch noch über intime Nähe singt, über Zweisamkeit und wahlweise dass sich gegenseitig Loslassen oder Wiederfinden können, kann dann schon ganz erheblich an die Nieren gehen. Doch trifft sie nicht immer nur die ganz schweren Themen wie bei "Sirens Call", denn das folgende "Cold Spring"  zeigt Stärke, Mut und Sehnsucht zugleich. Im Grunde liegt die Kraft des Albums aber auch genau in diesem Bruch aus den fein ziselierten Kompositionen und der bittersüßen Melancholie in Byrnes Texten.

Es wird ja bald Herbst, von daher darf man sich jetzt gerne einmummeln und den weisen Worten und den feinen Melodien der beiden Musiker aus Brooklyn lauschen, entweder direkt zu Hause, mit einem gehörigen Schuß Wohlfühlrotwein oder auf einem der ab September anstehenden Konzerte, die weiter unten aufgeführt sind. Aber ein Aufmerker darf natürlich nicht fehlen, hier ist "When Your Elders Are Tall":  


...und hier sind die noch nicht ganz vollständigen Konzerttermine:

11 Sept    Weimar, Kasseturm
12 Sept    Bad Bentheim, Altes Museum
14 Sept    Lübeck, Tonfink
15 Sept    Hamburg, Spielbudenplatz
16 Sept    Düsseldorf, Cafe Kwadrat
17 Sept    Münster, Fyal Central
18 Sept    Forst, Forster Hof
19 Sept    Leipzig, Tonelli's
20 Sept    Berlin, Alter Roter Löwe Rein
22 Sept    Schwerin, Angler II
23 Sept    Halle, Palais'S
24 Sept    Magdeburg, Blue Note Bar
25 Sept    (to be announced)
26 Sept    Bielefeld, C.ult Chambers Unlimited
27 Sept    Köln, Blue Shell