Montag, 21. Januar 2013

Bergen






Ist los.

Manchmal kommen Glücksmomente unverhofft. „Bärenmann I“ von bergen ist so einer. „Iona“ ein anderer. Und dazwischen liegen noch eine ganze Menge weiterer.

Bergen sind aus Dresden und machen Musik, die polarisiert. Nicht weil sie verkopft, verkrampft, kompliziert oder uneben ist. Aber auch nicht, weil sie simpel, leicht, einfach oder seicht ist. Bergen machen Musik, die Spaß macht. „Wie ist das bei Dir?“ lässt Element Of Crime auf Folkore-Bläser treffen, ein Frauenchor ummantelt Mario Cettis sonores, erzählerisches Timbre und baut genug Spannung für ein ganzes Sinfonieorchester auf. Nachdenklich und weltenweise streifen die Dresdner durch ein Labyrinth aus Silben und Wortfetzen, erzählen vom Bärenmann und seinen Tugenden, von verblühten Frauen, die sich in Sehnsucht ergehen und leidlich kitschig verklärten Begebenheiten und Situationen. Sachte, behutsam, auf leisen Tatzen, wie der Titelheld, der Lotse und Suchender zugleich ist und sich der erzählerischen Melodieseligkeit des Sängers ergibt.

Refrains voll Glanz und Grazie, vom Produzenten ekimas, der sich ja auch mit den artverwandten Erdmöbel  in ähnlichen Gefilden tummelt, fabelhaft wärmespeichernd ausgekleidet. „Rennen“, mit seinem gefühlstrunkenen Melodien, die sich sachte und behutsam von Akkordeon und Trompete in den Schlaf wiegen lassen, „Schwierige Zeiten“ mit nervös schwankenden Klavierakkorden und das weise, von feiner Melancholie durchzogene  „Haut aus Orange“, keine einzelnen Höhepunkte sondern fließender stetiger Strom aus Gefühlen und Gedanken.

„Bärenmann“ funkelt, ja glitzert sogar wie die Schneedecke im Januar, die sich bedächtig über die Narben des Alltags legt. Acht Stücke lang, ausufernd, ohne Hang zur plötzlichen Pointe entwickelt sich das Album zum stetigen Begleiter, finden die Musiker doch zu jeder Zeit die richtigen Worte und Stimmungen ohne jedoch zu gefühlig zu werden.

Mit „Iona“ endet ein Suchen nach dem Halt, einer Insel im ewigen Hin und Her der Gezeiten,  so wunderbar versöhnlich, das Herz und Kopf zu einer immerwährenden Verbindung verschmelzen. Ein Aufbruch, der nach vorne treibt und neugierig macht auf das was da noch kommen mag.

Hören und sehen kann man die Musiker auch live, ein paar Konzerte gab es schon zur Veröffentlichung des Albums am 18.01.2013 via K&F, im Februar folgen jedoch noch einige weitere Termine:

12.02.2013 Hamburg – Astra Stube
13.02.2013 Hildesheim – Kulturfabrik Löseke
14.02.2013 Kassel – H**s

Die ganz ungeduldigen sollten sich aber auch den Ohrenöffner zu Gemüte führen, schließlich haben die Dresdener auch ein feines Video dazu gemacht:


Montag, 7. Januar 2013

My Monthly Mixtape: Januar


Bleibt alles anders. Vielleicht ist das Januarmixtape das letzte seiner Art. Vielleicht hat sich der Bänkelsänger für 2013 ein neues Musikvorstellungsmedium überlegt. Vielleicht geht es dabei um noch mehr Diversität und noch weniger Ausfall (hiermit bitte ich mein Fehlen im November und Dezember zu entschuldigen). Vielleicht geht es dabei auch um ein leicht verändertes Sendemodell für das "Radio der von Neil Young Getöteten" (keine Angst, da geht es auf jeden Fall weiter). Vielleicht bleibt aber auch alles so wie es ist und wir haben trotzdem alle unseren Spass. Vielleicht. 

Die Jahreseröffnungsausgabe hat jedenfalls eine ganze Menge spektakuläres Liedgut zu bieten. Von Hoffnungsträgern die 2013 bitte endlich ihr Debut veröffentlichen sollen, spannnenden Neuentdeckungen aus aller Herren Länder bis hin zu Coverversionären und Stilbewahrern, Leisetretern und Interpretationisten, von Acapellisten zu Geschichtenerzählern.

Bühne frei:

01. Joshua James - Queen of the City
02. Shovels & Rope - Hail Hail
03. Keston Cobblers Club - Maybe We'll Be Heard
04. 77 Bombay Street - Follow The Rain
05. Reza - The House Near the Airport
06. Wolfgang Müller - Havarieren
07. Ben Kyle - Hills Of England
08. The Young'uns - The Chemical Worker's Song
09. Cody Canada & The Departed - Worth The Fight
10. Willy Moon - I Wanna Be Your Man
11. Moses Luster And The Hollywood Lights - Hollywood's Black Heart
12. King Dude - Barbara Anne
13. Lone Wolf - The Swan of Meander
14. Jack November - Reverse
15. Antero Lindgren - Mother
16. Jake Bugg - Broken
17. Adrian Crowley - From Champions Avenue To Misery Hill
18. Sera Cahoone - Deer Creek Canyon
19. Steinar Raknes - I'm On Fire
20. Nick Urb - Goodbye for Now

Freitag, 4. Januar 2013

Foyn Trio!



Turbulent!

Wie mischt man am besten Folk, Pop, Jazz, Übermut, Kreativität, Spielfreude und seinen unglaublich intensiven Hang zur Improvisation? Das norwegische Foyn Trio! zeigt auf seinem heute via TimeZone veröffentlichten Debut Joy Visible bemerkenswert viele Möglichkeiten und begeistert so direkt mit einem spannenden und turbulenten Album.

Das auf dem Bänkelsänger so beliebte kunterbunte Sammerlsurium an Instrumenten wird wiedermal ausgereizt bis aufs Blut ohne jedoch an Spieldosenmusik zu erinnern. Die niedliche Stimme der Sängerin Live Foyn Friis wird ständig mit anderen Klangkombinationen konfrontiert, hüpft bedenkenlos über Jazzharmonien, bekommt zuweilen einen Schimmer von Nachdenklichkeit und lässt sich auch von den zuweilen unruhigen Arrangements nicht an den Rand drängen. 

Fabelhaft wenn sie im melancholischen "Be Still" mit ihtren beiden Mitstreitern Alex Jonsson und Jens Mikkel Madsen über experimentierfreudige Loops und Bass-Tupfer hinweggleitet, angespannt, jedoch immer mit nordischem Gleichmut. Man möchte "Björk!" rufen, jedoch besitzt Live Foyns Stimme genug Eigenständigkeit, um sich nicht in Vergleichen messen zum müssen. 

"Joy Visible" erinnert jedoch zuweilen auch an die französische Chanteuse Camille, wie im fordernden "Bold Old Man", dass eingerahmt in Vocal-Loops mit geradezu verschwenderischen Dopplungen ins formvollendete Schwelgen gleitet. Das düstere "She Hides" hätte sich auch auf den beiden Alben Susanne Sundfors nicht unwesentlich als Fremdkörper gefühlt und bei "Lady Light" kommt man klassicher Barjazzmelancholie ziemlich nahe. 

Technisch ist "Joy Visible" ein echter Leckerbissen. Die Kontrabasssaiten schnarren ungefiltert durch die Gehörgänge, die Präsenz der Sängerin fodert unverhohlene Aufmerksamkeit, mal sprunghaft, mal lasziv; jedoch immer sehr struktiert, selbst wenn wie in "Sailing" eher über rudimentäre Rhythmus-Strukturen hinweggesungen wird. In dem Zusammenhang scheint es wenig erstaunlich, dass das Trio in Skandinavien bereits einige Erfolge erzielt hat und 2012 bereits einen Danish Music Award gewonnen hat.

Live gibt's heute und morgen noch die Gelegenheit die drei zusammen mit dem wunderbaren Echo Me zu sehen, dazu sollte man sich möglichst hier aufhalten:

04.01.2013 Blue Note Magdeburg
05.01.2013 Ostpol Dresden

Da gerade überdies bereits eifrig am zweiten Album gewerkelt wird, gibt es bald schon Nachschub, bis dahin sollte das abwechslungsreiche Debut aber mehr als zufriedenstellen.



Mittwoch, 2. Januar 2013

Aufgemerkt: Es geht weiter...



Bevor ich mich jetzt wieder dafür entschuldige, dass seit Oktober letzten Jahres nichts mher passiert ist, kündige ich lieber an, dass in diesem Jahr alles besser werden soll. Ich danke allen Lesern und Mitmachern für Geduld und Durchhaltevermögen, erwähne schon mal einige Neuigkeiten und freue mich auch im Namen der netten Kollegen vom "Radio der Von Neil Young Getöteten" für den begeisterten Zuspruch, wenn es um das "Monthly Mixtape" geht.

Damit wir nun aber auch musikalisch gut ins neue Jahr kommen, gibt's erst mal einen Ohrenöffner, der Stimmungsmacher für aufregendes Bänkelsänger-Jahr werden soll: