Mittwoch, 28. Juli 2010

CEO



Zeit für Volksmusik? Auf dem Bänkelsänger ja eigentlich immer.

CEO war mal eine Hälfte von The Tough Alliance, sind vom Pop beseelt und haben auf ihrem Erstlingswerk acht sonnendurchflutete Songs voller Leichtigkeit, Tranzbarkeit und Sommerrhythmik aneinander gereiht. Jedes Lied für sich selbst schon ein Genuß, entfaltet vor allem das Gesamtwerk einen fröhlich-warmen Charakter. Überall brechen elektronische Reminiszenzen an die 80er auf, allen voran im quietschbunten "Love And Do What You Will" und dem überbordenden "Come With Me". Das eigentliche Schmuckstück verbirgt sich aber ganz am Ende, tarnt sich ganz geschickt unter fluffigen Dreampop-Gewändern und ist doch ein traditionelles schwedisches Volkslied. "Den Blomstertid Nu Kommer" heißt dieses frühlingshaft verklärt, ist von der Melodie stark an geistliche Choräle angelehnt und ist doch so leicht und angenehm weich, dass man sich gerne vom Sommerthema anstecken lassen mag.


Sonntag, 25. Juli 2010

Boy & The Echo Choir

...aber zu leise für mich.
"Silent Is Your Song", "Into The Light", "In The Garden", "Flower Walk"...genauso behutsam wie es die Songtitel vermuten lassen, geht es auch bei "Boy & The Echo Choir" aus Frankreich zu Werke. Ähnlich den Finnen von "Mi & L'Au" basteln die Franzosen auf ihrem Album "And Night Arrives In One Gigantic Step" flüsternde Momentaufnahmen. Dämmerung bricht herein, häufig begleitet von elektronischen Verzierungen, jazzig gefärbtes Schlagzeug, dazu anschmiegsame Streicherklänge. Stimmen, die vorsichtig um die Ecke schielen, nicht reibend, aber auch nicht sanft, aber immer mit Bedacht. Ein schwebendes, tänzelndes Album, ein kurzer Augenblick voll von fließender Harmonik und nächtlicher Schwerelosigkeit bis taumelnd der Vorhang fällt und die Nacht mit einem großen Schritt die Bühne betritt.

Montag, 19. Juli 2010

Common Prayer



Sie sind schrammelig, ungestüm, aufbrausend, frisch und voller Impulsivität. Sie haben jede Menge Quasselwasser intus, bedienen ihre Instrumente mit Verve und Esprit und ecken mit jedem Song auf "There Is A Mountain" irgendwie an. Sie arbeiten mit quietschenden Zwischentönen, haben auch schon mal eine Sprachspur mitten im Song und sind rhythmisch so akzentuiert und dann doch wieder so chaotisch, dass es weh tut. Sie haben Kleinode wie "Marriage Song" und "Sara G" im Programm, die so federleicht folkig klingen, als wären sie dem Kopf der Band Jason Sebastian Russo mal eben so zwischendurch eingefallen. Sie klingen knarzig, verraucht, farbenfroh und toben sicherlich auch mal wie Derwische über die Bühnen dieser Welt. Sie singen im Duett, alleine oder alle zusammen, ihr Schlagzeug klingt bisweilen wie ein kaputtes Autoradio und jede Menge Blues, Americana, Country, Folk und Pop-Gefühl haben sie auch noch im Blut. Sie sind Folk-Schelmen und herrlich sympathisch. Sie sind Common Prayer.

Samstag, 17. Juli 2010

Hits von gestern: Einstürzende Neubauten - Stella Maris

Auch nach fast 15 Jahren ist die Sinnsuche auf der Reise zu entlegendsten Orten der Welt spannend, fordernd und träumerisch verspielt. Blixa und Meret als Somnabulisten auf dem schmalen Grad zwischen Kunstlied und Experimentalmusik: wunderbar!

Freitag, 16. Juli 2010

Chatham County Line




Bluegrass ist in. Folk sowieso irgendwie immer. Alt-Country meistens auch.
Gut das Chatham County Line aus Raleigh in North Carolina seit über 10 Jahren genau diese Musik machen. Gut auch, dass das neue Album "Wildwood" ein hübsches Sammelsurium geworden ist.
Sammelsurium deshalb, weil sich jeder Song so anfühlt, als hatte man ihn schon jahrelang im Kopf herumspuken und spätestens beim dritten, vierten Hören wünscht man sich selbst ein kühles Bier in trauter Freundesrunde, irgendwo eine Mundharmonika und eine Gitarre und ab geht die Post.
Das kann sich dann mal fast traditionell anhören, wie ein gut abgehangener County-Singalong (Ringing In My Ears), bei dem man nickende Köpfe und tippende Cowboystiefel erwartet, dass kann aber auch ganz sanft und zerbrechlich wie ein Lieblings-Liebeslied daherkommen (Porcelain Doll) und die Schulter zum Anlehnen bieten.
Ganz besonders schön ist dann auch noch Crop Comes In, bei dem sich die Stimmfarben der Musiker zum Stelldichein an der Bar versammeln oder das sehnsüchtige, zur kitschig-schönen Mandoline vorgetragene Blue Jay Way.
Ein Sammelsurium halt, wie in einem Setzkasten festgehalten und für viele Lagerfeuer-, Kneipen- oder sontige Abende mit vielen Freunden.

Dienstag, 13. Juli 2010

The Wilderness Of Manitoba

Vor Jahresfrist hatte sich Jonas Bonetta alias Evening Hymns um einen Spitzenplatz in meinen Jahrescharts beworben, jetzt schicken sich The Wilderness OF Manitoba an, in die gleiche und auch ähnlich gute Kerbe zu schlagen. Sanfte kanadische Folkklänge untermalen die mit Mundharmonika, Steelguitar und singender Säge angereicherten Naturlyriker, ganz besonders sticht da der holpernde Opener des neuen Albums "When You Left The Fire" "Orono Park" hervor. "Hermit" ist ein sacht dahintreibendes Duett und der ganz hervorragende "Sea Song" pendelt vorzüglich zwischen Seefahrerromantik und Bänkelsänger-Idyll. Begeisternd!



Randnotiz: wer sich über meinen Blog hinaus auch noch anderweitg an Kunst, Kultur, Politik und lebendiger Blogkultur erfreuen mag: der Bänkelsänger ist jetzt auch Mitglied beim Paperblog.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Marc Almond

Der Mann hat's sich nicht leicht gemacht. Einst ein Held der 80er Jahre, die er mit Pomp und Glamour für sich eingenommen hat, dann die 90er, in denen er umtriebig Popspielarten jeglicher Couleur (nungut, die grossartige Coverversion von "Someting's Gotten Hold Of My Heart" ist von 1989) angestimmt hat und dann die 00er Jahre, die ihm zumindest was die allgemeine Wahrnehmung anging, nicht wirklich gut getan haben.
Jetzt ist 2010 und alles wird gut. Das neue Album "Varieté" ist ein Potpourri bester und ausuferndster Unterhaltung. Kein Disco, kein Dance, dafür wunderbar elegische Klangfülle, große, reichhaltig instrumentierte Balladen und ein Konzept welches den glitzernden Star wieder auf die Bühnen dieser Welt zurückholen muss: das Varietè.
Marc Almond bietet uns augenzwinkernd "Bread & Circus", stellt sich als "Exhibitionist" in den Mittelpunkt und ist doch auch immer der traurige "Cabaret Clown" und verrückt nach dem ihm eigens auferlegten Irrsinn. Ein Panoptikum, ein Baroque-Pop-Meisterwerk, wie es in diesem Jahr auch John Grant schon vortrefflich, The Divine Comedy eher mittelprächtig gelungen ist (von der fabelhaften Bonus-Disc mal abgesehen).

Howe Gelb & A Band Of Gypsies

Folk ist Mannschaftssport! Das denken sich in diesen Tagen vor allem Alasdair Roberts, Howe Gelb und David Karsten Daniels, die sich mit unterschiedlichsten Zeitgenossen zu neuen Songsammlungen zusammen getan haben und ganz formidabel verschiedenste Facetten folk- und countryaffiner Musik zusammengebastelt haben. Lesen kann man das hier bei AUFTOUREN und wer noch mehr Inspiration braucht, kriegt zumindest mal den Hrn. Gelb aufs Ohr:


Donnerstag, 1. Juli 2010

My monthly Mixtape: Juli

Ein neuer Monat bringt ein neues Mixtape, welches dieses Mal schon ziemlich abwechslungsreich geworden ist. Mit folkigem Postrock geht's über bedrohliche Tangotakte und Soul-Ausflüge zu atmosphärischem Jazzfolk und Cabaretklängen dunkelster Prägung ehe mit poppigen Field Recordings und ätherischen Traumklängen der schwüle Sommersound eingeleitet wird.

01 Wive – Teethy
02 Jim Guthrie - Save It
03 Nina Nastasia - This Familiar Way
04 Howe Gelb & A Band of Gypsies - Blood Orange
05 Nathaniel Rateliff - Oil & Lavender
06 Ed Harcourt - When The Lost Don't Want To Be Found
07 Element Of Crime - Surabaya Johnny
08 Janelle Monáe - Oh, Maker
09 Gemma Ray - Bei Mir Bist Du Shein
10 Lone Wolf - 15 Letters
11 David Karsten Daniels & Fight the Big Bull - Though All the Fates
12 Mojo Juju & The Snake Oil Merchants - Fisherman's Daughter
13 Mikelangelo & the Black Sea Gentlemen - A Formidable Marinade
14 Fairport Convention - John Lee
15 Karen Elson - Stolen Roses
16 Ganglians - To June
17 Josh Ritter - See How Man Was Made
18 Jeffrey Luck Lucas - King Of One Night Stands
19 Trentemøller - Sycamore Feeling



Natürlich wird das Tape auch wieder beim wundertollen Online-Radio "Das Radio Der Von Neil Young Getöteten" zu hören sein, man kann da aber eigentlich bedenkenlos immer hinhören, gibt auch sonst sehr viel Gutes!