Samstag, 26. März 2016

My (monthly) Mixtape: 2016-2



Rechtzeitig noch kurz vor Ostern soll eine zweite Mixtapeausgabe für 2016 her. Und die hat es hin sich: so laut war in den vergangenen Monaten kein weiterer Aufgalopp, allein unter den ersten fünf Beiträgen tummeln sich Metall und alternativer Rock, von denen letzterer sein Unwesen wohl auch gerne in demn 90ern getrieben hätte. Dazu kommen einige wohlfeile und gut abgeschmeckte deutsche Überraschungen, Oldschool Country, Disco(!)-Extravaganzen und überbordende Pop-Capricen - los geht's: 

01. The Body - Wanderings
02. Bob Mould - Voices in My Head
03. TRUPA TRUPA - Halleyesonme
04. The Drones - Boredom
05. Le Magnetophone - Dorf im Herbst
06. Wintersleep - Shadowless
07. Mason Jennings - Future King
08. Richmond Fontaine - Two Friends Lost At Sea
09. James - To My Surprise
10. Damien Jurado - Cinco deTomorrow
11. Meilyr Jones - Rome
12. Brooke Waggoner - Fink
13. Violent Femmes - Holy Ghost
14. Loretta Lynn - Black Jack David
15. M. Ward - Girl From Conejo Valley
16. Bosse - Mordor
17. Isolation Berlin - Aufstehn, Losfahrn
18. Poliça - Lime Habit
19. Låpsley - Operator (He Doesn't Call Me)
20. Albrecht Schrader - Leben in der Großstadt

Den Ohrenöffner gibt dieses Mal der Abschlußsong des Mixtapes, eine kleine Pretiose deutschsprachigen Pops mit kostbar-kunstvollem Wortwitz und spiegelvorhaltenden Wahrheiten: 





Freitag, 18. März 2016

Bergen - Zeiten für Kerle




War einmal ein Bärenmann.

Kaum zu glauben, dass der „Bärenmann“ der wunderbaren Dresdner Band bergen schon gut drei Jahre alt ist. Doch immer noch scheint man diesem seltsamen Wesen aller Orten zu begnen, wenn man sich erst einmal auf ihn eingelassen.

Diese alltäglichen Seltsam- und Persönlichkeiten sind auch Themen auf „Zeiten für Kerle“, dem gleichsam verschrobenen wie wunderbaren Minialbum, das den schmalen Grad zwischen Winterkühle und Frühlingsknospen vortrefflich einfängt. Wieder singt Mario Cetti mit seiner milden Gute-Nacht-Geschichten-Erzählerstimme vom langsamen Erwachsenwerden, das er entweder spielerisch zu entdecken scheint oder augenscheinlich überrascht als gottgegebenes Moment aufnimmt. Mal bauen die Musiker mit Bau-“Klötzen“ an der eigenen Geschichte und suchen Schutz im filigranen und selbst errichteten Heim, mal werden bergen sentimental und fangen die tägliche Routine und die erlebte Wiederholung mit leichter Country-Note im titel gebenden „Zeiten für Kerle“ mit der gewohnten Sprachbegeisterung ein.

Doch lassen sie auch den Abschied vom „Bärenmann“ zu, dessen Geschichte nun mit melancholisch schönem und sentimentalem Ende schließt und schließlich wagen sich bergen gar im 6/8-Takt hinauf ans Meer, zur „Frau vom Fischer“, dass moritatengleich Sehnsucht, Schuld und Sühne vereint und in den Chroral „Wie ein stolzer Adler“ mündet. Ergriffen, erhaben und vollmundig wie nie erzählt die Band eine erschreckend ehrliche Geschichte, die nicht tragischer enden könnte.

Doch entgleisen nicht nur Zeit, Liebe und Gedanken, im erstaunlichen „Die laufenden Toten“ nehmen bergen uns mit in ihre Heimat, in der sich gerade am Wochenanfang Unarten abspielen. Hier entgleist Schlimmeres, das Cetti in beängstigende Worte kleidet: "es ist ein knackender Ton, wenn dein Mitleid abreißt, wenn sich ein menschliches Herz aus sich selber vereist, ohne Hast.“ So explizit waren die Musiker noch nie, die trotz aller Ernsthaftigkeit im Text der Musik ein reines Herz und erbaulichen Wohlklang schenken.

„Alles ist entgleist“, singen bergen im eröffnenden Prolog, einem kurzen, aufwühlenden Experiment und belassen es auf „Zeiten Für Kerle“, das am 26.02. via K&F Records erschienen ist,  schließlich auch dabei, ohne sich und ihren früheren Werken untreu zu werden. Sie bleiben so sehr Pop wie sie mögen, haben keine Angst vor Schlager und Chanson und lassen sogar ein wenig Lagerfeuer-Gefühl zu. Auch wenn der „Bärenmann“ in Zukunft von ganz weit oben zuschaut, bergen haben ihn und seine positive Seltsamkeit tief in ihr Herz geschlossen. Und lassen uns hoffentlich noch lange daran teilhaben.