Mittwoch, 22. April 2015

My (monthly) Mixtape 2015/4


Irgendwie seltsam, oder? Da entschuldigt man sich bereits Anfang des Jahres im Vorfeld dafür, dass die langlebigste Rubrik des Bänkelsängers eventuell nicht mehr ganz ihrem Namen gerecht wird, und trotzdem erblickt jetzt im vierten Monat des Jahres auch die dazugehörige Ausgabe das Licht der Welt. 19x neue und neueste Melodien mit mehr oder weniger Folk in den Harmonien, aber dennoch unbedingt empfehlenswert. Das Spektrum ist breit, dürfen doch neben ausgewiesenen Bänkelsängerlieblingen wie Rocky Votolato, Björk und The Mountain Goats auch spektakuläre Neulinge wie die zornigen Post-Punker von Isolation Berlin oder die verwunschenen House Of Wolves ihren Teil zum Zusammenklang beitragen. Besonders Ohrenmerk darf vor allem auch James Blackshaw gelten, der nämlich zum ersten Mal überhaupt die Stimme erhebt und seinen psychedelischen Instrumentalfolk damit deutlich bereichert. Auf geht's:


01. The Dropout Patrol - Beautiful Noise
02. Stornoway - Between the Saltmarsh and the Sea
03. The Staves - Blood I Bled
04. Rocky Votolato - Boxcutter
05. Calexico - Falling From the Sky
06. Wolfgang Müller - Ansonsten der Sommer
07. Death Cab For Cutie - Black Sun
08. James Blackshaw - Confetti
09. House of Wolves - Daughter of the Sea
10. Isolation Berlin - Prinzessin Borderline
11. The Mountain Goats - Foreign Object
12. Simon Joyner - You Got Under My Skin
13. Love A - 100.000 Stühle leer
14. Villagers - Hot Scary Summer
15. Oliver Gottwald - Perpetuum immobile
16. Lord Huron - The World Ender
17. Soko - Peter Pan Syndrome
18. Sufjan Stevens - No shade in the shadow of the cross
19. Björk - Stonemilker


 Ich weiß, das die Verfolger (es tue sich keiner einen Zwang an, dort auch auf gefällt mir zu klicken) meiner Facebook-Seite bereits in den Genuß des diesmaligen Ohrenöffners gekommen sind und das das musikalisch auch sicher eher ein Grenzgänger ist, doch ist "100.000 Stühle leer" von Love A viel zu gut und wichtig, als das man es nicht immer wieder angucken, -hören und -preisen sollte:


Mittwoch, 15. April 2015

Um Ecken und über Kanten: WÆLDER



WÆLDER - Anachronie

Das Rascheln der Stadt. Ana-chronie.

Das Flüstern im Walde. „Kwer“ zur Musik.

Post-Organisches Wabern, Pulsieren. Atmen. Der Klang der Musik wie eine „Feder“. Mal leicht, mal „Gruen“. Mal schillernd in allen Farben.

Unterwegs. Auf dem Puls atmen. Egal ob in „Bruxelles“, Reykjavik“ oder in „Khartum“.


Eine Hypnose. Ein Wechselbad. Licht.

Und Schatten. Beats. Stimmen. Töne die sich in „Zeit.“ und „Licht“ zerteilen. Verfremdung. Die Details zerfließen „In“ Einzelteile.

Sonne und Mond. Licht und Schatten. „Lunisolar“.

Mal eng. Mal weit. „Maoi“. Ohne Zusammenhang werden aus Zahlen „381“ Wirkungen, aus Worten enstehen Geräusche“ die wie „Fabeln“ Lebensbilder allegorisch verarbeiten.

Wege. Eine Straße. „Strata“.

Zusammen. Werden. Aus. Einzelteilen. Und. Fragmenten. Elektroide Popsongs. Die. Sich. Wiederum. Zu. Einem. Gesamtklang. Zusammensetzen.



Dieses Mal müssen spontane Gedankenexplosionen dazu dienen, dieses wirklich famose erste Nicht-Hip Hop-Album auf Kreismusik zu würdigen, anders kommt man der befremdlichen Nachtmusik von WÆLDER kaum näher. Um aber einmal eine Genreschublade aufzumachen: hypnotischer Post-Dubstep mit geborstener Popauffassung und einem Bodensatz aus Ambient, Folk und LoFi. Man höre und staune:


Montag, 13. April 2015

The Dropout Patrol


Sanft und seidig - und doch mit Widerhaken.

Als 2012 dem selbstbetitelte Album von The Dropout Patrol auf dem Bänkelsänger ein paar Zeilen angediehen wurden, sprach ich davon, dass es "das neue Lieblingsalbum" werden könnte, wenn man sich für folkgetriebenem Indiepop begeistern kann. 2015 kann ich diese Worte für das via K&F Records und Altin Village & Mine erschienene "Sunny Hill" fast wiederholen.

Auf das erste Ohr ist der Ton rauher, die Melodien verschachtelter, die Rhythmik komplizierter. Der Folk, der schon vor drei Jahren eine deutliche Popschlagseite hat, findet nur noch in der hintersten Ecke statt, stattdessen mäandern deutliche schwerere Gitarrenakkorde durch das Album und verursachen dabei wundervollen Krach, oder eben "Beautiful Noise" wie es direkt im ersten Stück ahnungsvoll heißt. Auch das tolle, kraftvolle "Feeding Ghosts" hat deutlich mehr Energie, startet es doch mit energischer Instrumentalwucht und wird erst nach und nach von der federleichten  und jubelschweren Stimme Jana Sotzkos in die Schranken gewiesen. 

Musikalisch klingt das zuweilen nach Sonic Youth ohne deren harschen Überbau, nach Locas In Love (aber eben auf Englisch) oder nach Warpaint, wobei deren progressive Ausflüge auf dem letzten Album hier höchstens in den manchmal zu weit ausholenden In- und Outros zu finden sind. Paradebeispiel ist hier "Wednesday Nights At The Salon", dass sich fast ein Drittel seiner Spielzeit instrumental in ein mollenes Mantra hineinarbeitet: "No one, not tonight" heißt es, ein klares deutliches Statement, dass der dunklen Stimmung auf "Sunny Hill" die Krone aufsetzt. 

Bleierne Echos und heisere Schattengesänge  sowie eine tröstlich triste Entschleunigung im Mittelteil sorgen in "Fear Of Flight" für Atmosphäre, die Licht nur zwischen den Zeilen zulässt und dennoch funkeln sowohl die Musiker als auch die Sängerin wie schwarzer Samt. Dass sich "Sunny Hill" aber im Gegensatz zum Vorgänger nicht anschmiegen will liegt der deutlich stärkeren Musikaliät in jedem einzelnen Song. Es sind nicht nur einfach nur Popsongs, denen einen Postrockkorstett geschneidert wurde, vielmehr entfalten sie sich (zuweilen aber eben dann doch ein wenig zu viel) zu Nachtfaltern, deren irrisierende Flügel nach allen Seiten ausschlagen.

"Sunny Hill" macht es einem deutlich schwerer ein Lieblingsalbum zu werden, allerdings ist auch klar, dass nach ein wenig mehr Arbeit auch ein bisschen längeres Vergnügen entstehen könnte.