Dienstag, 27. Dezember 2016

Hitparade 2016



Ach ja, 2016! Du hast so viel genommen, aber eben auch so viel gegeben. Dass Nick Cave sich ganz vorne platziert, ist sicherlich keine Überraschung, dass es jedoch ein vortreffliches Debüt eines jungen, sehr ambitionierten Songwriters auf die zweite Position schafft, schon bemerkenswert und Platz drei gebührt den sympathischen Querköpfen Ebba und Jakobus. Doch nun zu den Platzierungen im Einzelnen:

01 Nick Cave & The Bad Seeds – Skeleton Tree

Dass es Nick Cave geschafft, sich zum wiederholten Male in meinen Jahrescharts ganz weit oben zu platzieren, ist nicht verwunderlich. Dass er es jedoch mit seinem radikalsten Werk an die Spitze geschafft hat, ist schon bemerkenswert, umso mehr deshalb, weil ich „meinen“ Cave doch am liebsten ruppig oder wildromatisch mag. Und doch kann ich mich der Bewältigungslyrik eines „Distant Sky“ nur schwer entziehen, lässt mich „I Need You“ nach wie vor Sturzbäche von Emotionen durchleben und „Skeleton Tree“ erlöst in die Nacht hinübergleiten. Der Triumph des Jahres.

02 Benjamin Dean Wilson – Small Talk

Geschichtenerzähler, die auch noch Musik machen können sind mir seit je her die liebsten. Der Newcomer Benjamin Dean Wilson hat dieses Jahr die unterhaltsamsten Geschichten im Angebot und auch (oder gerade weil es) nur sechs sind, kann er hier aus vollstem Fundus schöpfen. Vor allem das nahezu fünfzehn Minuten dauernde „Rick I Tick Tock“ und dessen wundersame Geschichte über eine Ménage à trois sowie das amüsante „Sadie And The Fat Man“ lassen mein Herz hoch und höher schlagen.

03 JaKönigJa – Emanzipation Im Wald

Ebba und Jakobus Durstewitz feiern eine großartige Rückkehr mit ihrem Rückzug aufs Land. Ihr verquerer Diskurspop ist elektroärmer und ich mag die neue Lust an der Luftigkeit mit den feinen Bossanova und Barockpop-Anklängen. Und die Verquertheit der Texte insbesondere im Titelsong und bei „Spukhafte Fernwirkung“ ist nach wie vor unerreicht.

04 Marlon Williams – Marlon Williams

Letztes Jahr zwar eigentlich auch schon platziert, aber mit dem weltweiten Release noch mal gehörig in der Gunst gestiegen. Allein das androgyne „ When In Was A Young Girl“ rechtfertigt eine hohe Platzierung, doch eigentlich ist alles was der smarte Songwriter mit der wandelbaren Stimme anfasst, pures Gold.

05 Ian William Craig – Centres

In der „Geheimen Beute“ von Auftouren bin ich 2014 zum ersten Mal auf Ian William Craig aufmerksam geworden und mit „Centres“ ist dessen eigenwilliges Gebräu aus berauschenden Ambientklängen, Störgeräuschen und klassisch geschultem Gesang endgültig im Ohr angekommen.

06 William Ryan Fritch – Clean War/New Words For Old Wounds

Ähnlich in der Klanganlage wie Ian William Craig, ist William Ryan Fritch dann doch songorientierter zu verorten. Vor allem seine Zusammenarbeiten mit DM Stith sind fabelhaft, aber auch wenn er U- und E-Musik in Einklang bringt, ist das schon ganz großes Ohrenkino.

07 Wild Beasts – Boy King

Mein Pop-Album des Jahres. Lasziv wie ein schwarzer Panther und voller Testosteron wandere ich mit „Alpha Female“ und „Big Cat“ durch die Clubs dieser Stadt, bis mich mit „Celestial Creatures“ der beste Popsong des Jahres zur Himmelfahrt drängt.

08 Damien Jurado – Visions Of Us On The Land

Das Album hat durch die Liveshow noch mal gehörig gewonnen. Weil dadurch die einheitliche Klangwirkung des Albums aufgebrochen wurde und einzelne Songs stärker für sich stehen konnten. Und weil „Kola“ „Museum Of Flight“ als Lieblingslied abgelöst hat.

09 Sturgill Simpson – A Sailor’s Guide To Earth

Sturgill Simpson kreuzt Country mit Soul und Blues mit vollmundigem Classic Rock. Was sich auf das erste Ohr nach entbehrlicher Altherrenmusik anhört ist ein großartiger Bilderbogen durch amerikanische Musikgeschichte, inklusive der wirklich herausragend gelungenen Nirvane-Coverversion „In Bloom“.

10 Perhaps Contraption – Mud Belief

Mein Herzensalbum des Jahres. In einer besseren Welt wäre „Draining Refrain“ ein wochenlanger Ohrwurm und alle Leute würden wahlweise zu „Droplets/Molecules“ oder „Lay Low“ tanzen. Hätte ich ohne die netten Herrschaften im „Welches Album hörst du gerade“-Thread bei Plattentests nicht entdecken und lieb haben können.



11 Wolf People – Ruins
12 Karl Blau – Introducing Karl Blau
13 Laura Gibson – Empire Builder
14 DM Stith – Pigeonheart
15 Shearwater – Jet Plane And Oxbow
16 Weyes Blood – Front Row Seat To Earth
17 Susanna – Triangle
18 Adia Victoria – Beyond The Bloodhounds
19 Holy Esque – At Hope’s Ravine
20 Isolation Berlin – Und Aus Den Wolken Tropft Die Zeit

21 Neil Cousin – The Dreams Of Animals
22 Let’s Eat Grandma – I, Gemini
23 Leonard Cohen – You Want It Darker
24 Angel Olsen – MY WOMAN
25 Kevin Morby – Singing Saw
26 Trupa Trupa – Heartache
27 Meilyr Jones 2013
28 King Creosote – Astronaut Meets Appleman
29 Bergen – Zeiten Für Kerle
30 Adam Torres – Pearls To Swine

31 Tindersticks – The Waiting Room
32 Matt Kivel – Janus
33 Cass McCombs – Mangy Love
34 Margo Price – Midwest Farmer’s Daughter
35 Bosse – Engtanz
35 Nils Bech – Echo
37 Luke Temple – A Hand Through The Cellar Door
38 The Cray Twins – The Pier
39 Mykki Blanco – Mykki
40 A. Dyjecinski – The Valley Of Yessiree


Bei den Songs habe ich in diesem Jahr auch eine Top 25 erstellt und dieses mal zwar keine Rücksicht auf eventuelle Dopplungen mit den Alben genommen, dafür sind es vor allem eben solche die ich im vergangenen Jahr mit der gebotenen Acht- und Aufmerksamkeit am meisten genossen habe:


01 Perhaps Contraption – Draining Refrain
02 Nick Cave & The Bad Seeds - Distant Sky
03 Wild Beasts – Celestial Creatures
04 Benjamin Dean Wilson- Sadie And The Fat Man
05 Let's Eat Grandma – Rapunzel
06 Christine & The Queens – Tilted
07 Marlon Williams – When I Was A Young Girl
08 Karl Blau – Fallin' Rain
09 Bergen – Die Laufenden Toten
10 Matt Kivel – Jamie's

11 Phillip Poisel – Erkläre Mir Die Liebe
12 Sturgill Simpson – In Bloom
13 Adam Torres – Some Beasts Will Find You By Name
14 Bosse – Steine
15 The Avalanches – Frankie Sinatra
16 Wolf People – Kingfisher
17 Neil Cousin – The Lock Keeper's Daughter
18 JaKönigJa – Emanzipation Im Wald
19 Luke Temple – Maryanne Was Quiet

20 Shearwater – Glass Bones

21 Clare Maguire – Elizabeth Taylor
22 Mykki Blanco – My Nene
23 The Drones – Boredom
24 Isolation Berlin – Der Garten deiner Seele
25 Weyes Blood – Diary

...und da der diesjährige Platz 1 nicht bewegt bebildert ist, gönne ich jetzt jedem beim Lauschen das entsprechend quietschebunte Kopfkino:


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