Donnerstag, 14. April 2011

Budam



Heavy Songwriting.

Die ersten 120 Sekunden von "The Fly" sind magisch. Selten findet sich ein Albumopener der einerseits verstört, gruselt, fasziniert und verzaubert gleichermaßen.
Budam, eigentlich Buì Dam ist ein Tausendsassa von den Faroer-Inseln und hat mit "Man" sein zweites Album veröffentlicht. Auf diesem neun Titek umfassenden Werk geht der umtriebige Musiker so viele unterschiedliche Wege, dass es einem schier schwindelig werden mag. Die Stimme durchaus dem Waitschen Klangkosmos entlehnt, darf aber auch den Vergleich mit Nick Cave, dem hochverehrten Mark Growden oder dem erst kürzlich hier vorgestellten Alexander Hacke wagen. Ist "The Fly" ein schleichendes Monster in Moll, reißt einem das stetig vorwärts taumelnde und schleppende "The Elephant" schier den Boden unter den Füßen weg und mit dem folgenden "The Man Who Knows Everything" darf auch ein zerstörerischer Pop-Song mit Geräuschen, Stimmen und Klängen aus allen Ecken des Raumes nicht fehlen.
"Man" ist eine Reise, die mit den eigenem Vorstellungsvermögen brechen kann und trotzdem ist das herbeigeführte Chaos zu keiner Zeit unkontrolliert. Budam schreit, kreischt, krakeelt und croont sich in Tonlagen jeglicher Couleur, lässt die Stimme überschlagen und bleibt trotzdem melodiös, wie im kirmesmusikalischen "The Bicycle" wo neben Pianoklängen dann auch mal Trompeten erschallen dürfen und die meist düstere Atmosphäre ein stückweit hintenan gestellt wird.
Es ist kaum verwunderlich, dass die wagemutigen Kompositionen auch auf der Bühne in wundersame Szenen verpackt werden, schließlich ist der Färinger nicht nur Sänger und Songwriter, sondern vor allem Künstler. Bildsprache als Konzept, verbunden mit Spiritualität, Raffinesse und einem gewissen Maß an Verrücktheit und Wahnsinn: "Man" greift immer und beständig von allen Seiten an. Wenn auf das nervöse "The Aeroplane" das fast schon kontemplative "You Are My Religion" folgt und die Stimme an den Inselnachbarn Teitur erinnert kommt man sogar in einen schwelgerischen Traumzustand. Das fibrige "God Is Fucking With Our Heads" wird dann wiederum durch das mit Spieluhr eingeleitete "Last Song" abgelöst, das Budam, wie viele seiner Stücke auch mit weiblichen Hintergrundvocals anfüllt. "All You Dream You Get To Keep" ist dann trotz des irreführenden Vorgängersongs letzter Song des Albums und gleichzeitig eine wunderbar behutsame Verabschiedung mit der Bitte, sich dieser Traumerlebnisse doch weiterhin bewusst zu werden. Mit größtem Vergnügen.

Und hier der Augen- und Ohrenöffner:

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