Mittwoch, 23. Februar 2011

Alexander Hacke & Danielle De Picciotto



Good Evening, Ladies And Gentleman, Welcome To The Outlaws Circuit...

Es ist sicherlich ein weiter Schritt von den "Einstürzenden Neubauten" zu kunstvoll ausstaffierten Zirkuszelten und magischen Zigeunerwagen. Alexander Hacke ist ihn dennoch gegangen und hat zusammen mit seiner Ehefrau Danielle De Picciotto nach vielen Experimenten ähnlicher Couleur "The Hitman's Heel" aufgenommen.

Gleich der Anfang "The Circuit" führt den Zuhörer in eine Welt, die irgendwo zwischen "Moulin Rouge" und "Der Elefantenmensch" liegt, um in (Film-)Bildern zu sprechen. Hacke übernimmt den Part des Conferenciers, er wirbt um die Gunst seiner Besucher, die sich in der teilweise bizarre Welt zwischen Freakshow und Panoptikum verirren sollen. Musikalisch irgendwo zwischen Western-Swing, Drehorgel und Zigeunerweisen, zusammengeführt in einen vollmundigen Folkrocksound brausen die beiden Hauptakteure durch 12 teilweise atemberaubende Songs. Die rezitative Sprachgewalt Hackes steht dabei in krassem Gegensatz zur süßlich-verlockenden Stimmfarbe seiner Gattin, die direkt nach dem ungestümen Auftakt das Kinderlied "Skip To My Lou" in einen schwülwarmen Chanson integriert. Danach darf Hacke wieder seiner Lust am Chaos fröhnen und wirbelt mit tosenden Orgelklängen und einem massiven Bolero-Rhythmus durch "War". Nicht in jedem der in der Regel sehr langen Titel findet sich dann allerdings Gesang, sowohl das schwebende "Biker's Lullaby" mit seiner etudenhaften Pianomelodie als auch das herzhafte "Even Futher" dienen wohl der Untermalung eines verstiegenen Bühnenprogramms oder eben des bereits entstandenen Kopfkinos. "A Hitman's Heel" schöpft hierbei ständig aus dem Vollen. Die Grundstimmung mit ihrem morbide-gruseligen Charme vergessener, goldener Zirkustage bleibt unterschwellig ständig präsent. Hacke und De Picciotto nutzen allerdings jeden sich bietenden Freiraum, der sich durchaus auch mal albern wie bei "Nauseous Waltz" oder wütend und zornig wie im Titelstück ausbreiten darf.
Egal ob mit visueller Umsetzung oder ganz für sich alleine, "The Hitman's Heel" ist eine fabelhafte von zarter Nostalgie umwehte Platte geworden. Genau wie bei einer gelungenen Zirkusvorstellung allerdings eben vor allem als Ganzes ein Genuß, wenn auch bei fast siebzig Minuten am Stück nicht eben einer leichtes Kabinettstückchen.

Und nun, hereinspaziert:

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