Samstag, 13. November 2010

El Boy Die



Folk oder nicht Folk, das ist hier die Frage.

El Boy Die sind seltsam. Seltsam zuallererst da es heißen muss: El Boy Die ist seltsam. Ein inkognito musizierender Irgendwer aus Frankreich schart für ein Album, welches im Grenzland von von A Whisper In The Noise, Bodies Of Water und Matt Elliott wildert, zahlreiche, meist frankophile Musiker (unter anderem Herman Dune) um sich und ergötzt sich an deren Klangvielfalt.
Da ist zum einen das mit kindlicher Stimme einladende Intro "This Is The Sound", knapp 50 Sekunden lang, die aber schnell den Charakter des Albums "The Black Hawk Ladies & Tambourines" umreißen. Weite, mit charismatischer Geige begleitete Songstrukturen, wie im stark an die ruhigen Momente von A Whisper In The Noise erinnernden "Moona Luna Tears" pendeln fast schwerelos durch den Raum. Ein wenig Gitarrengeplänkel in Zusammenarbeit mit seltsam kreiselnden Wellengeräuschen leitet dann wiederum "Journey Of A Lame Deer" ein, welches genauso klingt wie es heißt, leicht hinkend, ein Bein nachziehend und dennoch unermüdlich nach vorne strebend. Spätestens wenn im zweiten Teil des Songs ein kraftvoller Chor einstimmt, wird dann auch der Bezug zu den famosen "Bodies Of Water" klar. Wenn auch hier weniger mit offensichtlichem Pop-Struktur schaukeln sich dennoch verschiedene Stimmfarben zu bunten Naturgeräuschen in den offenen Himmel. Dieses Stimmengewirr bleibt dann auch ständiger Begleiter. "Under My Broken Tree" ist hier keine Ausnahme, wenn auch offensichtlich der "Hit" des Albums. Handclaps und Schlagwerk unterstützen die Melodieführung, welche bei der anheimelnden, aber dennoch leidlich unheimlichen Atmosphäre des Albums nie in den Hintergrund rückt. Geisterchöre untermalen ununterbrochen den Lauf der Musik, auch "Man Eagle" macht hier keine Ausnahme. Hier scheinen sich Woven Hand und Matt Elliott die Hand zu geben, einen Stammestanz aufzuführen und die Ahnen der Vergangenheit zu beschwören.
Es mag nicht verwundern, das "The Black Hawk Ladies & Tambourines" neben all dieser Magie auch vor manischer Bessenheit nicht zurückschreckt. Es macht eben auch süchtig, wie sich die immer eher betuchlich entwickelnden Stücke langsam auf den Weg machen, den Hörer eher einnehmen als direkt zu erobern, ihm ein Stück seines Geistes abspenstig zu machen, hierbei aber die Musikalität aller Teile niemals vernachlässigen.
Es entsteht ein gewagtes, aber immer ruhig dahinwogendes Ganzes, ein Tagtraum, ein, wie es im letzten Song so schön heißt "Pathway To Heaven". Bläser gleiten uns nach oben, verschwinden im heulend-wirbelnden Wind und versprechen Erlösung.

Folk ganz sicher, aber mit magischem Zusatz.

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