Samstag, 11. August 2012

Bretterbauer



Rio, Selig, Finkenauer.

Ob dass den vier Jungs von Bretterbauer wohl eher weh tut oder freut, wenn sie die ersten drei aufkommenden Assoziationen mit ihrem am 17.08.12 via Global Satellite erscheinenden Album "Bretterbauer" hier nachlesen?
Sicherlich weniger, wenn sie wüssten, dass alle drei für den Bänkelsänger eine gewisse Relevanz nach sich ziehen und auf jeden Fall wohlmeinend, denn vergleichend oder gar kritisierend verstanden werden sollen. Doch genug der Vorrede, hier soll es schließlich um das Album an sich gehen. 

Bretterbauer kommen aus Österreich und sind zunächst mal ganz schön laut. Indie-Rock (ohne Folk) ohne große Schnörkel, dafür mit Schlenkern in Synth- und Wavegefilde, der fast immer knochentrocken, aber nicht ohne Esprit daherkommt. So fangen "SVA" und die Single "Dörte" (die man sich hier frei downloaden kann) ziemlich roh und gewaltig an, verblüffen aber mit Texten, die ironisch und ehrlich zugleich wirken und darüber hinaus eben an die lyrischen Sprenkel eines Jan Plewka erinnern. Die Stimme von Jakob Bretterbauer erinnert zuweilen auch eben an jenen, doch größter Einfluss ist sicherlich der alles überstrahlende Rio Reiser. Mal kehlig, mal nölig, doch immer auf den Punkt wie im gradlinigen "Komm näher" oder im textlich herausragenden "Schauspieler". 

Besonders auffällig sind aber die Stücke, die sich eben mal nicht die volle Breitseite geben. Da drängt sich das tolle "No. 1" in den Vordergrund, und das erinnert eben an das herausragende letzte Album "Finkenauers", immer eine Spur daneben liegend und dennoch so pointiert wie möglich nach vorne stürmen.
 Dass das Album mit seinen insgesamt 14 Stücken zuweilen ganz schön fordert und aufgrund der zur Schau gestellten Lautstärke manchmal auch die Grenzen überschreitet, mag ein Manko sein, man muss es ja aber auch nicht immer am Stück hören. Wenn man sich dann aber schon die Rosinen herauspickt, sollte der Griff aber zum einen auf jeden Fall zu "Stille Raucher" gehen, dass das Album fast schon realphilosopisch abschließt, zuvor gilt es aber auch noch der rauh-rauchigen Version des Ton Steine Scherben-Klassikers "Wir müssen hier raus" ein Ohr zu leihen, denn so schön hat sich zu Reiser-Texten schon lange kein Hinterground-Keyboard mehr für heimliche Hitmomente empfohlen.

Bretterbauer können ganz schön viel und das ganz schön laut. Die Dosierung ist ganz schön üppig, daher wäre eine Feinjustierung auf Dauer sicherlich keine schlechte Idee, für den Moment ist's aber sehr gelungen.


 






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