Mittwoch, 19. Oktober 2011

Brown Bird



Eine kleine Herbstmusik.

Immer wenn es draussen immer früher dunkel wird, sucht sich der Bänkelsänger seine kleine Herbstmusik. Dieses Jahr könnten Brown Bird aus Seattle die herzerwärmende Rolle spielen, bringen sie doch alle Attribute mit. 
Da wären zum einen die knarzige Stimme David Lambs, die auf dem neuen Album "Salt For Salt" ganz formidabel mit den ungestümen Cellotönen, die seine musikalische Partnerin Morganeve Swain aus dem Instrument herauskitzelt, harmonieren. In seiner ganzen Pracht erstrahlt diese Art Zwiegspräch bei "Bilgewater", doch auch die anderen Stücke haben ihre Besonderheiten. Das folgende "End Of Days" zum Beispiel ist ein zurückgenommenes Duett und lässt wiederum ihrer Stimme mehr Raum. So wechseln sich die beiden stets ab, wandeln zwischen leichtfüßigen und tänzerischen Reels und Jigs auch auf Katzenpfötchen und streuen die ein oder andere geschmackvolle Ballade ein.
"Shiloh" überrascht hingegen als unruhiges Instrumental mit Handclaps, nervösem Cellodröhnen und mollener Struktur. "Salt For Salt" wirbelt sich schnurstracks in die Herzen der Hörer, gönnt sich bei "Blood Of Angels" gar einen leichten R.E.M.-Moment und ist vor allem nie langweilig. Ob die Instrumente gezupft oder gestrichen und die beiden gemeinsam in trauter Harmonie oder geordnet nacheinander stimmlich in das Geschehen eingreifen, ständig passiert etwas, immer lauert eine kleine Kante oder Unschärfe und belebt das Klangbild. Sicher, der geneigte Hörer denkt sich sicherlich an ähnlich geartete Zweimannbands vom Schlage "Among The Oak & Ash" (die ich inzwischen recht häufig als Referenz anführe), doch hier kommt so eine liebliche Rabaukerei mit zum Einsatz, die Tatendrang und Vehemenz verspricht. Zuweilen gemahnt das Album sogar an eine amerikanische Variante von Poems For Laila zu Zeiten ihres fabelhaften Werks "Another Poem For The 20th Century", denn auch hier erarbeiten sich Lamb und Swain den ein oder anderen kulturellen Seitenblick und haben auch nichts gegen folkloristsiche Elemente von europäischen Seelenverwandten. Und spätestens wenn man sich bei "Cast No Shadow" und seinem stürmischen "Those Were The Days"-Refrain in feinster Folkrock-Sentimentalität ergibt, gibt es eh keine Zweifel mehr.

Wetten?:

 

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