Dienstag, 1. Mai 2012

My monthly Mixtape: Mai


Die Spielarten des Folks werden wieder mal ausgereizt bis zum geht nicht mehr. Wenn selbst launige Folkpopbands wie Of Monsters & Men die deutschen Charts entern, gibt's hier noch viele weitere mehr oder weniger folkinfizierte Beispiele, die sich mindestens ebenso gut dazu eignen, wie die hier im November schon mit einem Mixtape-Beitrag geehrten Isländer. Ob man sich dabei nun die 50s und 60s herbeisehnt wie bei Crybaby oder M.Ward oder sich einfach mit verdammt feinen Ohrwürmern wie bei L.A., Tom Williams & The Boat in den Vordergrund spielt oder gar kunstvollen Avantpop pflegt wie es Django Django oder Alexander Tucker vormachen, darf sich jeder selbst aussuchen.

01. Tom Williams & the Boat - Teenage Blood
02. The White Buffalo - Ballad of a Dead Man
03. Horse Feathers - Fit Against the Country
04. Hospital Bombers - When The Cows Come Home
05. M. Ward - I Get Ideas
06. Django Django - Love's Dart
07. Frida Hyvönen - California
08. Locas in Love - Bushaltestelle
09. Jack White - I'm Shakin'
10. L.A. - Over And Over
11. Simone Felice - You & I Belong
12. And Also The Trees - Hunter not the hunted
13. Patrick Watson - Lighthouse
14. Jay Brannan - Beautifully
15. Crybaby - I Cherish The Heartbreak More Than The Love That Lost
16. Holmes - Debris
17. Trembling Bells & Bonnie 'Prince' Billy - Ferrari In A Demolition Derby
18. Alexander Tucker - Mullioned View
19. Rufus Wainwright - Montauk
20. Digger Barnes - Pure As Gold

und weil ich mich dieses Mal nicht für das eine oder andere Ohrmuschelaufsperrtonbeispiel entscheiden kann, gibt's eins hier und dieverse andere dann im Laufe des Monats über den Facebook-Account. Selbstverständlich gibt's allerdings auch wieder eine Bänkelsänger-Sendung beim "Radio Der Von Neil Young Getöteten", wann's da allerdings los geht, kann ich aktuell noch nicht sagen...Musik, zwei, drei:

 



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Montag, 30. April 2012

Shaban & Käptn Peng



Den erstens kommt es anders...

Wenn mich eine Anfrage erreicht, die sich eigentlich so gar nicht mit dem auf diesem Blog vorgestellten Musikspektrum deckt, gehe ich erfahrungsgemäß erst einmal in Habachtstellung. So auch bei Kreismusik, die das Berliner Hip Hop-Duo Shaban & Käptn Peng in den Ring schicken, um mit ihrem Album "Die Zähmung der Hydra" den "digitalen Wortwald zu durchwandern". Interessanterweise waren mir die beiden allerdings schon vor ein paar Wochen aufgefallen, während ich auf der Suche nach spannenden neuen Videos bei deren wunderbarer Kurzgeschichte "Sie mögen sich" stehengeblieben war.

Doch von Anfang an. Der Hip Hop von Shaban & Käptn Peng ist anders. Vor allem einmal sticht die ungewöhnliche Wortgewalt hervor, die sich bereits in den teils philosophisch, teils dadaistisch, (real-)satirischen Titeln der Tracklist wiederfindet. Da wird wie im Albumtitel bereits angedeutet mit der Hydra gekämpft, es geht in ein mythisches Land namens Oha, Menschen werden zu Füchsen und Pelikanen und Flotten von Mutatanten ziehen durchs Land. Musikalisch werfen die beiden Gwisdek-Brüder, die sich hier Shaban Alonso und Käptn Peng nennen, mit zahlreichen Referenzen um sich. Neben der augenscheinlichen Vorliebe für deutschsprachigen Mittneunziger-Hip-Hop tauchen Querverweise auf, die von sonderbaren Alltagsklängen über Sci-Fi-Gedudel bis hin zu filmmusikalischen Zitaten reichen. Selbst späte C86-Bands scheinen den beiden eine durchaus gelegene, wenn vielleicht auch unbewusste Quelle zu sein, erinnern doch die Beats von "OHA" und "Parantatam" an Pop Will Eat Itself, doch eigentlich spielen die Klangwelten im Vergleich zur Lyrik eine eher untergeordnete Rolle.

Allen angesprochenen Themen auf "Die Zähmung der Hydra" gerecht zu werden, geschweige denn eben jene zu erwähnen, würde den Rahmen sprengen, ein Kontest der allerdings vielen Gedanken der beiden innewohnt, ist der allem und jedem grundlegende Kreislauf des Universums. Dazu die immerwährende Frage nach dem Sein, die im eröffnenden "Sein Name sei Peng" auf die Spitze getrieben wird: "Bitte nehmen sie eine Identität an, den Anonymität ist die Maske von Tätern".  Große und kleine Metaphern, bildhaftes und doch realistisches Wortgut, das irgendwo zwischen Unsinn und großer Kunst bei "Die Störung" oder dem tollkühnen "Haus Brennt" entweder weise, verstiegen, seltsam oder geradlinig sein will und das auch kann.

"Viel Spaß beim Durchdrehn" heißt es in "Die Störung" und genau das ist bei Shaban & Käptn Peng Programm. Mitunter in halsbrechischerem Tempo werden Figuren wie die Silberrückenpfeilgiftninjas aus "Haus Brennt" lebendig, zählt man die Orte und Personen die "Die Zähmung der Hydra" bevölkern auf, muss man schon das große Einmaleins beherrschen. 15 Titel, die teils in epischer Breite von mehr Sinn und Unsinn erzählen als das Leben selber und einen Kreis von Ideen gestalten, die sich im Mai auch live zehnmal miterleben lassen.

    09.05 Berlin — Lido
    10.05 Magdeburg — Moritzhof
    11.05 Bremen — Lagerhaus
    12.05 Dresden — Groove Station
    14.05 Regensburg — Heimat
    15.05 München — Hansa 39
    16.05 Erlangen — E-Werk
    17.05 Frankfurt — Das Bett
    19.05 Köln — Studio 672
    20.05 Hamburg — Knust

...und wer jetzt denkt, das Hip Hop eigentlich nichts auf dem Bänkelsänger zu suchen hat, dem sei noch einmal das fabelhafte "Sie mögen sich" ans Herz gelegt, dass auch visuell meisterhaft in Szene gesetzt wurde:





Samstag, 21. April 2012

Aufgemerkt: Ben Schadow

Kleine Geschichten.

Bis zur Veröffentlichung dauert es noch einen knappen Monat, dann erblickt das erste Soloalbum von Ben Schadow mit dem hübschen Titel "Liebe Zur Zeit Der Automaten" das Licht der Welt. 

Vor einigen Wochen hatte ich bereits über Pretty Mery K geschrieben, bei denen Schadow ebenfalls als Musiker und Produzent mitwirkt und wenn man sich dann gleich mal seine Gesamtdiskographie mit allen Beteiligungen anschaut entdeckt man Namen wie Bernd Begemann und Dirk Darmstädter, Olli Schulz, Finkenauer und Kettcar, denen er allesamt schon mal mit Bassbegleitung mehr als ausgeholfen hat.

Nun also solo mit "Liebe Zur Zeit Der Automaten" (nach einer Geschichte von E.T.A. Hoffmann). Schadow macht keinen Hehl daraus, wo sich seine Inspirationsquellen schon überall durchs Geäst geschlängelt haben. Titel wie "Gnade trägt man in Särgen" oder "Einer aus Stolz, einer aus Scham" klingen nach 90er-Jahre Hamburger Schule, musikalisch gibt es hingegen Brückenschläge von 60s-Pop bis hin zu moderner Liedermacherharmonik und drängelndem Indierock.
Schadow skizziert kleine Alltagsszenerien ohne mit dem Seziermesser alles in seine Bestandteile zu zerlegen. Besonders gelungen ist das im nachdenklichen "Einer aus Stolz, einer aus Scham", das mit verschlepptem Walzertakt irgendwo zwischen grauer Melancholie und aufblitzender Ironie spielt. Im countryesken "Herz Aus Holz" holt er wiederum so fein ziseliertes Liebesliedchen aus wenigen fein gesetzten Worten und das abwechslungsreiche "Eigentlich kann es ja nur besser werden" erinnert gar an die Großtaten des besten deutrschsprachigen Albums des Vorjahres von Locas In Love. Manchmal verwandeln sich die Songs auf  "Liebe Zur Zeit Der Automaten" allerdings auch in eine Art Zitatenreigen, da "heilen Wunden" wie im dann doch recht liebestrunken vor sich hin mäandernden "Heller Fleck im schwarzen Meer" gleichermaßen wie der "Regen grau durch das Glas der Wand schleiert." (Was wenn es mich wach entdeckt). Das Album sammelt in seinen mit In- und Outro einfassten 10 Stücken viele Kleinigkeiten auf, fügt sie mit Versatzstücken, die Schadow in den letzten zwanzig Jahren zu Ohren gekommen sind, zu einem phantastischen, wenn gleich doch erschreckend realistisch erscheinenden Mikrokosmos zusammen. Es geht um Liebe, um Tod, um Romantik und vor allem um die Wege sich gesanglich damit auseinanderzusetzen. Schadow gelingen hier immer wieder aneckende Gedankenspiele, die sich vielleicht nicht immer vollends innovativ, aber konsequent sympathisch präsentieren und dabei das ein oder andere Augenzwinkern zulassen.

Das Album erscheint am 18.05.2012 via Timezone, die Single "Ich Fall immer auf die gleichen Dinge rein" bereits 2 Wochen früher.

Hinhören darf man aber auch hier schon mal:

  

Dienstag, 10. April 2012

Nigel Wright



Junge/Gitarre.

Wie fängt man eigentlich den xten Blogbeitrag an, der sich mal wieder einem jungen wortgewandten Musiker widmet, der vordringlich zur Gitarre seine entweder erzählerisch-lautmalerische oder textlastig-lyrische Prosa in die Welt singt und sich dabei stimmlich irgendwo zwischen den Genrereferenzen Nick Drake, Jeff Buckley und William Fitzsimmons ansiedeln lässt?  Huch schon passiert, dann sollte nun auch schleunigst der Name des neuesten "Wunderkindes" folgen, denn jung ist Nigel Wright in jedem Fall, ob er hingegen auf "Milfoil" wahre Wunder vollbringt, muss sich erst noch beweisen.

Sicher, der Opener "Advance" ist geschmackvollster Songwriter-Folk, der die ein oder andere Energie-Kompomnente mit sich herumschleppt und aus einem leichten Hall heraus durchaus kraftvoll zupacken kann. Das Gitarrenspiel beherrscht der Amerikaner aus den Blue Ridge Mountains auf alle Fälle, im heimeligen "This Far" pickt er mit feinster Akkuratesse und lässt die Saiten zur teilweise gedoppelten Stimme nur so fliegen. Ach so, die Stimme ist der größte Pluspunkt Wright, klingt er doch mit knapp 20 schon ziemlich reif und weise, lässt sich aber auch nicht vollends in trunkenen Moll-Blues eintauchen. Dunkel ja, aber nicht finster, so scheinen die Stücke auf "Milfoil" immer nahe dran zu sein, in die Nacht hineinzukippen, doch durch die kurzweiligen Arrangements tröpfelt immer mal wieder feines dünnes Licht durch die in ihrer Schlichtheit bezaubernden Gitarrenklänge. Ein Klavier, eine etwas härter angeschlagener Akkord, ein Tempowechsel inklusive voranstürmender Chorbegleitung wie im begeisternden "Solid Muse". Knurrige Begleitung und Drake'sche Ostinato-Motivik die entfernt an den "Black Eyed Dog" erinnert, umfängt einen dann in "The Retreat" und sogar ein aufmüpfiges Instrumental an zweiter Stelle verweisen auf erheblich mehr Vielfalt, als es die einleitenden Sätze suggeriert hatten. Bedenkt man dazu, dass Wright "Milfoil" zum großen Teil im Alter von 16 Jahren verfasst hat, darf dann schlussendlich auch gestaunt werden, zumal den 9 Songs auch zum Ende hin nicht die Luft ausgehen, was das ruhige "Upside" und das schwelgende Titelstück eindrucksvoll beweisen.

Wright verfeinert die Erfolgsrezeptur Junge/Gitarre zwar nicht erheblich, hat jedoch genügend Eigenständigkeit durch ungewohnte Versatzstücke, seine mit hohem Wiedererkennungswert ausgezeichnete Stimme und schlichtweg guten Songs, deren Nachfolger mit dem hervorragenden "Anna" bereits in den Startlöchern stehen. Und im Sommer/Herbst gibt's eine Tour, dann darf man sich hoffentlich auch von den leibhaftigen Künsten überzeugen.

Und jetzt wünsche ich dem Nigel noch mehr Aufmerksamkeit als er es eh schon bekommt, kann es schließlcih etwas Feineres geben, als sich mit solchen Ohrenschmeicheleien durch den Frühling zu retten:

 


Weiterlesenswert: der Folkspaziergang bei AUFTOUREN, denn da darf nicht nur der Nigel auch noch mal singen :-)

Mittwoch, 4. April 2012

My monthly Mixtape: April



Variantenreiche Popfinten oder doch lieber progressives Geschwurbel mit latentem Songwriterbezug? Leichtfüssige Ohrwurmgarantie oder doch zentnerschwere Larmoyanz? Naturumschlungener Mystizismus oder pastorale Flächenfüller? Raubaukiges Hobo-Timbre oder doch Espenlaub-Altstimme?Von allem was dabei, und so ist das Mixtape für den April kurios, kapriziös und vor allem eines: vollmundig klangvoll.

01. Frankie Rose - Know Me
02. Xiu Xiu - Hi
03. Alex Winston - Velvet Elvis
04. Julia Holter - Marienbad
05. Mike Wexler - Pariah
06. Will Stratton - You Divers
07. Nigel Wright - Anna
08. Steve Smyth - No Mans Land
09. King Charles - Mississippi Isabel
10. Rocky Votolato - Little Spring
11. Dry The River - Bible Belt
12. Bowerbirds - Walk the Furrows
13. Lost in the Trees - Icy River
14. Anaïs Mitchell - Tailor
15. Willis Earl Beal - Evening's Kiss
16. Michael Kiwanuka - I Won't Lie
17. Phantom Limb - Tumbling Down
18. Loreena McKennitt - The Lady of Shalott


Die Mixtape-Ausgaben der vergangenen Monate werden im Übrigen zu verschiedenen Zeiten auch nach Erscheinen beim "Radio der von Neil Young Getöteten" gespielt, die diesmonatige Ausgabe folgt dann mit Sicherheit auch in Kürze.

Montag, 2. April 2012

Hitparade 2012 - Vol. 1


Bevor es in den kommenden Tagen (gehofft binnen dieser Woche) wieder ein neues Mixtape gibt, muss erst mal wieder abgerechnet werden. Und wie macht das der Bänkelsänger am besten? Indem er die in diesem Jahr bereits ausreichend konsumierten und bewerteten Alben des ersten Quartals in Reihe bringt und dabei keine Scheu zeigt, eine erste, vielleicht noch nicht ganz so ernstzunehmende Top Ten zusammenzustellen. Wie immer wird hier hübsch getrennt nach Songs und Alben, erstere, wie den vorhergehenden Listen zu entnehmen, sind nicht Bestandteil der ausgezeichneten Alben, die ja ohnehin schon Würdigung erfahren. Ach, und wer sich noch mehr Listenvielfalt konsumieren möchte oder des Bänkelsängers' Auswahl ein zweites Mal gewahr werden will, schaue doch einfach mal bei AUFTOUREN vorbei, da gibt's derer viele mehr.

Doch nun zu den Listen im Einzelnen:

Alben:

1. Michael Kiwanuka – Home Again
2. Alcest – Les Voyages De L’Âme
3. Matt Elliott – The Broken Man
4. Felix Meyer – Erste Liebe/Letzter Tanz
5. A Whisper In The Noise – To Forget 
6. Perfume Genius – Put Your Back N2 It
7. Shearwater – Animal Joy
8. Jim Moray – Skulk
9. Bowerbirds – The Clearing
10. Anaïs Mitchell – Young Man In America 

Songs:

River Whyless - Stone
First Aid Kit - Emmylou
Vierkanttretlager - Fotoalbum
James Low & The Western Front - Thinking California
Nerve City - Sleepwalker
Crybaby - I Cherish The Heartbreak More Than The Love I Lost
Mark Lanegan - Grey Goes Black
Nigel Wright - Anna
I Used To Be A Sparrow - Life Is Good
Fanfarlo - Tightrope

...wie immer obliegt den Songs eine willkürliche Reihenfolge, die allein dem aktuellen Gedächtnis des Autoren geschuldet ist.

Ohne Ohrenöffner geht's natürlich nicht, hier ist das Futter:

 

Dienstag, 27. März 2012

Aufgemerkt: Tu Fawning



Zeit für einen Quickie zwischendurch. 

Die aufmerksamen Leser der Vogelschau werden es schon vor einigen Wochen gemerkt haben: es gibt was Neues der Kreateure des Überraschungsalbum der vorletzten Jahreswende, denn Tu Fawning melden sich mit "A Monument" kraftvoll zurück. Dem zuvor veröffentlichten "Bones" mit seiner aufreizenden Spielfreude und kongenialem Multiinstrumenteinsatz folgt nun das glanzvoll wabernde "Anchor", das sich durch rasselnde Untertöne, chorale Dopplungen und akute Vehemenz schon ganz schön weit aus dem Fenster lehnt. Und am 7.5.2012 können wir dann endlich das vollendete Ergebnis in den Lauschkanal führen.

Doch zuvor, hier kommen die Ohrenöffner:

   Tu Fawning - Bones

     Tu Fawning - Anchor

Mittwoch, 21. März 2012

Aufgemerkt: I Used To Be A Sparrow & Songs For The Sleepwalkers




Frühlingsfrische im Doppelpack.

Manchmal bin ich echt beeindruckt: Da denkt sich der geneigte Konsument frischgepresster Folkpop- und Countryblues-Platten nichts Böses und schon flattert mal wieder eine Anfrage ins Haus, die auf's erste Ohr zwar passen, aber nicht unbedingt den ursprünglichen Bänkelsänger-Kontext streift. Nach mehrmaligem Hören ertappt er sich aber dann doch beim Mitwippen, Schwelgen und Mitsingen. Vorhang auf für I Used To Be A Sparrow und Songs For The Sleepwalkers.

Leicht und doch mit dem gewissen schwermütigen Nimbus beginnt "Luke", das erste Album von I Used To Be Sparrow, die namentlich aus Dick Petterson und Andrea Caccese bestehen. Beide im Vorfeld schon mit einer musikalischer Vorerfahrung, jedoch erst seit kurzem vereint, was dann schlußendlich aufgrund der Ausgefeiltheit der Songs auf  "Luke" schon ein wenig verwundert. Das Anfangsduo aus "Cambodia" und "Life Is Good" steht hierbei synonym für das ganze Album, das sich aus fein arrangierten Popsongs zusammensetzt, die mal intim, meist aber kunstvoll ziseliert in die Gehörgänge schrauben. 
Texte die sich poetisch mit dem eigenen Wohl und Wehe befassen, gerne harmonisiert im Gleichklang aus Kopf- und Bruststimme wie im hervorragenden "Let Go", dass sich in vier Minuten immer wieder ein Stück an die euphorischeren I Am Kloot-Stücke annähert. Überhaupt scheint ein eher überschwänglicher Duktus die beiden Musiker mit Wurzeln in Schweden (Petterson) und Italien (Caccesse) zu durchwehen, gebremster Hurra-Effekt mit Hall und Widerhall, ankernd zwischen Folk und Pop, der sich nicht hundertprozentig der einen oder anderen Schublade zuordnen will. Mit dem ruhig dahinfliessenden "Lovers On The Moon" begeben sich die beiden auf die Spuren der gerade so angesagten Singer/Songwriter-Mode, die naturverbunden und heimelig, jedoch auch mit der ein oder anderen elektronischen oder artifiziellen Spitze aufwarten kann. 
So geht man mit "I Used To Be A Sparrow" auf eine anregende Reise, die sich auch namentlich in vielen Titeln widerspiegelt ("Hawaii", "Copenhagen"), auf der man aber auch gar zu gerne die ein oder andere Pause einlegt, um sich einfach von den unwiderstehlichen Melodien verzaubern zu lassen. Auf Dauer mag das dem ein oder anderen vielleicht ein klein wenig zu perfekt und ausgeglichen erscheinen, bei frühlingsfrischen Temperaturen und dem Spaziergang an der abendlichen Stadtsilhouette vorbei, ist "Luke" der geradezu ideale Begleiter.

 


Vor (und auch während) er mit I Used To Be A Sparrow unterwegs war, lässt sich Andrea Caccese aber auch nicht lumpen und fabriziert als Songs For The Sleepwalkers artverwandtes, jedoch deutlich zurückgenommeres Liedgut. Sein aus dem letzten Jahr stammendes Album "Our Rehearsed Spontaneous Reactions" zeigt mit seinen acht, bisweilen skizzenhaft daherkommenden Songwriterminiaturen weitere Facetten seines Könnens und tummelt sich irgendwo an der Grenze zwischen sehnsüchtelnder Elegie und experimentierfreudigem Indiefolk. Meistens sehr offen gehalten, wie im von klassischen Elementen durchzogenen "Down The Line", das mit seinen sanft aufgetürmten Streichern weniger tränenreich daherkommt, als man es auf das erste Ohr vermuten könnte. Generell scheint Caccese alais Songs For The Sleepwalkers allein einen deutlich geringeren Hang zur Klangfülle zu haben, die Songs wie das seinem neuen Projekt am nächsten kommende "We Are Still Here" decken eine weit weniger dicke Schicht an Klangfarben hab, die einzelnen Tupfer kitzeln vielmehr die Facetten nur in kleinen Dosen heraus. Die akustische Gitarre spielt die Hauptrolle, bekommt hier und da ein wenig Elektronik spendiert, vergißt aber darüber hinaus nicht, dass Caccesse der Hauptakteur ist, der lieber in Ruhe erzählt und das auch bis auf im ein wenig tiphoppig erscheinenden "Awake" auch konsequent durchzieht. Höhepunkt ist hierbei sicherlich "Set The World On Fire" mit einer Streicherbegleitung, die auch einem Bon Iver oder dem Bänkelsängerliebling Matt The Electrian Schauer über den Rücken laufen liesse. 
Meine Güte, was freue ich mich schon darauf, auch mit Songs For The Sleepwalkers in den Abend zu laufen, vielleicht am besten mit dem letzten Song "What If I Do", der allein schon in seiner schlichten Schönheit Gänsehautmomente auslösen kann.

 

Noch mehr Infos gibt's hier und hier und dazu das Versprechen, dass im Juni auch in Deutschland getourt wird 

Donnerstag, 8. März 2012

Tom Krimi



Warum eigentlich nicht?

Tom Krimi ist sprichwörtlicher Tausendsassa. Geboren in Bremen, sozialisiert mit BFBS und besitzt musikalische Wurzeln und Ableger mit Stereo De Luxe, Raz Ohara, Ellen Allien und so weiter und so weiter....
Ab dem 09.03.2012 darf sich sein neues Album "Why Don't We" in die Ohrmuscheln wachsen und wenn er damit generell nur halb so viel Glück hat, wie er es beim Bänkelsänger geschafft hat, dürfte ob der 12 bzw. 13 Stücke auf dem Album der ein oder andere Ohrwurm hängengeblieben sein. 
Klanglich entpuppt sich Tom Krimi als gelassener Singer/Songwriter bester Sorte, so wird gecroont, gejammert, geflüstert oder - und das kann er am besten - in feinster Elvis Costello-Manier gesungen. Dessen Vorbildfunktion stimmlicher Art klingt in "Why Don't We" auch immer wieder durch, gerade die Single "Drink Drink Drink" mit seinem verführerischen Refrain klingt nach "When I Was Cruel" hat aber dennoch genügend Eigenständiges an sich, um nicht vollends als Plagiat zu gelten. Die elegante Verücktheit eines Costellos, manchmal auch mit Cave'scher Larmoyanz oder dem traurigen Brummeln Mark Oliver Everetts von den Eels vermengt, das ist schon die Schnittmenge, derer sich Krimi bedienen kann. Versetzt mit beinahe zärtlicher Inbrunst schafft er es jedoch immer, neue Wege zu gehen. Die flotte Uptempo-Nummer "Cubical" zum Beispiel mit seinem eigenwilligen Text oder das furchtlos vorantreibende, sehr amerikanische "Mother Up Above" mit seinen pendelnden Gitarren oder gleich zu Beginn das einleitende "Blue Boredom", dass seinem Namen zunächst alle Ehre zu machen scheint und sich dann doch als glitzernde Eröffnungsballade entpuppt.
"Why Don't We" entwickelt über die gesamte dreiviertel Stunde genau die Art von Stimmung die einen Abend unter Freunden retten kann. Zuhören ist erlaubt, jedoch auch einfach mit den dunnkel gestimmten Tönen in den eigenen Gedanken nachzuhängen, ohne sich erwischen zu lassen und ganz wichtig: auch das ein oder andere, gerne schwer alkoholische Getränk kann als Hörbegleiter ganz hilfreich sein. Krimi schafft dazu den Soundtrack mit Blues, Rock, Chanson und Folk, so elegant wie möglich, jedoch auch so knorrig wie nötig.

Die Record Release Party findet am 14.03.2012 im Grünen Salon in Berlin statt und wer jetzt mindestens noch einen Grund braucht, um "Why Don't We" gut zu finden, darf sich vorerst mit dem Video anfreunden.

Dienstag, 6. März 2012

My monthly Mixtape: März

Es wird heimelig. Wohlklang und Harmonieseligkeit fein versponnen, durchwirkt von ausdrucksstarker Stimmgewalt. Das Mixtape fungiert in diesem Monat als Bote frühlingsfrischer Melodien, die von angepsychtem 70er-Jahre-Soft-Folkrock über traurig perlende Popminiaturen bis hin zu gespenstischen Kunstcoverliedern und lässt sich auch vom großen "Boss" nicht vollends aus der Reserve locken.

Die Zutaten gibt's hier:

01. Shearwater - Animal Life
02. Flights - From the Lake to the Land
03. Maverick Sabre - I Need
04. The Soft Hills - Phoenix
05. Lake Forest - Autumn Skies
06. A Whisper in the Noise - Black Shroud
07. Bright Moments - Milwaukee
08. Kristofer Åström - Queen Of Sorrow
09. Soap&Skin - Voyage Voyage
10. Felix Meyer - Hinterhofkino
11. Passenger - Staring At The Stars
12. Anaïs Mitchell - He Did
13. Damien Jurado - Working Titles
14. Tindersticks - Frozen
15. Fanfarlo - Tightrope
16. Bruce Springsteen - Wrecking Ball
17. Islands - Oh Maria
18. Perfume Genius - Hood
19. Kettcar - Ein Zimmer

und das Hörbeispiel folgt auf dem Fuße: