Kleine Geschichten.
Bis zur Veröffentlichung dauert es noch einen knappen Monat, dann erblickt das erste Soloalbum von Ben Schadow mit dem hübschen Titel "Liebe Zur Zeit Der Automaten" das Licht der Welt.
Vor einigen Wochen hatte ich bereits über Pretty Mery K geschrieben, bei denen Schadow ebenfalls als Musiker und Produzent mitwirkt und wenn man sich dann gleich mal seine Gesamtdiskographie mit allen Beteiligungen anschaut entdeckt man Namen wie Bernd Begemann und Dirk Darmstädter, Olli Schulz, Finkenauer und Kettcar, denen er allesamt schon mal mit Bassbegleitung mehr als ausgeholfen hat.
Nun also solo mit "Liebe Zur Zeit Der Automaten" (nach einer Geschichte von E.T.A. Hoffmann). Schadow macht keinen Hehl daraus, wo sich seine Inspirationsquellen schon überall durchs Geäst geschlängelt haben. Titel wie "Gnade trägt man in Särgen" oder "Einer aus Stolz, einer aus Scham" klingen nach 90er-Jahre Hamburger Schule, musikalisch gibt es hingegen Brückenschläge von 60s-Pop bis hin zu moderner Liedermacherharmonik und drängelndem Indierock.
Schadow skizziert kleine Alltagsszenerien ohne mit dem Seziermesser alles in seine Bestandteile zu zerlegen. Besonders gelungen ist das im nachdenklichen "Einer aus Stolz, einer aus Scham", das mit verschlepptem Walzertakt irgendwo zwischen grauer Melancholie und aufblitzender Ironie spielt. Im countryesken "Herz Aus Holz" holt er wiederum so fein ziseliertes Liebesliedchen aus wenigen fein gesetzten Worten und das abwechslungsreiche "Eigentlich kann es ja nur besser werden" erinnert gar an die Großtaten des besten deutrschsprachigen Albums des Vorjahres von Locas In Love. Manchmal verwandeln sich die Songs auf "Liebe Zur Zeit Der Automaten" allerdings auch in eine Art Zitatenreigen, da "heilen Wunden" wie im dann doch recht liebestrunken vor sich hin mäandernden "Heller Fleck im schwarzen Meer" gleichermaßen wie der "Regen grau durch das Glas der Wand schleiert." (Was wenn es mich wach entdeckt). Das Album sammelt in seinen mit In- und Outro einfassten 10 Stücken viele Kleinigkeiten auf, fügt sie mit Versatzstücken, die Schadow in den letzten zwanzig Jahren zu Ohren gekommen sind, zu einem phantastischen, wenn gleich doch erschreckend realistisch erscheinenden Mikrokosmos zusammen. Es geht um Liebe, um Tod, um Romantik und vor allem um die Wege sich gesanglich damit auseinanderzusetzen. Schadow gelingen hier immer wieder aneckende Gedankenspiele, die sich vielleicht nicht immer vollends innovativ, aber konsequent sympathisch präsentieren und dabei das ein oder andere Augenzwinkern zulassen.
Das Album erscheint am 18.05.2012 via Timezone, die Single "Ich Fall immer auf die gleichen Dinge rein" bereits 2 Wochen früher.
Hinhören darf man aber auch hier schon mal:
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