Den erstens kommt es anders...
Wenn mich eine
Anfrage erreicht, die sich eigentlich so gar nicht mit dem auf diesem
Blog vorgestellten Musikspektrum deckt, gehe ich erfahrungsgemäß erst
einmal in Habachtstellung. So auch bei Kreismusik, die das Berliner Hip
Hop-Duo Shaban & Käptn Peng in den Ring schicken, um mit ihrem
Album "Die Zähmung der Hydra" den "digitalen Wortwald zu durchwandern".
Interessanterweise waren mir die beiden allerdings schon vor ein paar Wochen
aufgefallen, während ich auf der Suche nach spannenden neuen Videos bei
deren wunderbarer Kurzgeschichte "Sie mögen sich" stehengeblieben war.
Doch
von Anfang an. Der Hip Hop von Shaban & Käptn Peng ist anders.
Vor allem einmal sticht die ungewöhnliche Wortgewalt hervor, die sich
bereits in den teils philosophisch, teils dadaistisch, (real-)satirischen
Titeln der Tracklist wiederfindet. Da wird wie im Albumtitel bereits
angedeutet mit der Hydra gekämpft, es geht in ein mythisches Land namens
Oha, Menschen werden zu Füchsen und Pelikanen und Flotten von
Mutatanten ziehen durchs Land. Musikalisch werfen die beiden
Gwisdek-Brüder, die sich hier Shaban Alonso und Käptn Peng nennen, mit
zahlreichen Referenzen um sich. Neben der augenscheinlichen Vorliebe für
deutschsprachigen Mittneunziger-Hip-Hop tauchen Querverweise auf, die
von sonderbaren Alltagsklängen über Sci-Fi-Gedudel bis hin zu
filmmusikalischen Zitaten reichen. Selbst späte C86-Bands scheinen den
beiden eine durchaus gelegene, wenn vielleicht auch unbewusste Quelle zu
sein, erinnern doch die Beats von "OHA" und "Parantatam" an Pop Will
Eat Itself, doch eigentlich spielen die Klangwelten im Vergleich zur
Lyrik eine eher untergeordnete Rolle.
Allen
angesprochenen Themen auf "Die Zähmung der Hydra" gerecht zu werden,
geschweige denn eben jene zu erwähnen, würde den Rahmen sprengen, ein
Kontest der allerdings vielen Gedanken der beiden innewohnt, ist der
allem und jedem grundlegende Kreislauf des Universums. Dazu die
immerwährende Frage nach dem Sein, die im eröffnenden "Sein Name sei
Peng" auf die Spitze getrieben wird: "Bitte nehmen sie eine Identität
an, den Anonymität ist die Maske von Tätern". Große und kleine
Metaphern, bildhaftes und doch realistisches Wortgut, das irgendwo
zwischen Unsinn und großer Kunst bei "Die Störung" oder dem tollkühnen
"Haus Brennt" entweder weise, verstiegen, seltsam oder geradlinig sein
will und das auch kann.
"Viel Spaß beim Durchdrehn"
heißt es in "Die Störung" und genau das ist bei Shaban & Käptn
Peng Programm. Mitunter in halsbrechischerem Tempo werden Figuren wie
die Silberrückenpfeilgiftninjas aus "Haus Brennt" lebendig, zählt man
die Orte und Personen die "Die Zähmung der Hydra" bevölkern auf, muss
man schon das große Einmaleins beherrschen. 15 Titel, die teils in
epischer Breite von mehr Sinn und Unsinn erzählen als das Leben selber
und einen Kreis von Ideen gestalten, die sich im Mai auch live zehnmal
miterleben lassen.
09.05 Berlin — Lido
10.05 Magdeburg — Moritzhof
11.05 Bremen — Lagerhaus
12.05 Dresden — Groove Station
14.05 Regensburg — Heimat
15.05 München — Hansa 39
16.05 Erlangen — E-Werk
17.05 Frankfurt — Das Bett
19.05 Köln — Studio 672
20.05 Hamburg — Knust
10.05 Magdeburg — Moritzhof
11.05 Bremen — Lagerhaus
12.05 Dresden — Groove Station
14.05 Regensburg — Heimat
15.05 München — Hansa 39
16.05 Erlangen — E-Werk
17.05 Frankfurt — Das Bett
19.05 Köln — Studio 672
20.05 Hamburg — Knust
...und wer jetzt denkt, das Hip Hop eigentlich nichts auf dem Bänkelsänger zu suchen hat, dem sei noch einmal das fabelhafte "Sie mögen sich" ans Herz gelegt, dass auch visuell meisterhaft in Szene gesetzt wurde:
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