Mittwoch, 15. Dezember 2010

Eleanor Murray



Westwärts...

Olympia im Staate Washington, also ganz im Westen der Vereinigten Staaten der USA.
Eine mittelgroße Stadt, die so gar nichts mit den Rekordejagden der Weltjugendspiele am Hut hat, vielmehr irgendwie idyllisch von Bergen gesäumt vor sich hin träumt.
Irgendwo hier muss sich Eleanor Murray eines Tages gedacht haben: Ich möchte Folk-Sängerin werden. Gut so! Mit ihren Mitmusikern Pam Margon, Austin Cooper, Ben Kamen und Jon Cappioca ist ihr das nämlich ganz vorzüglich gelungen.
Anders als die größeren Namen in dieser uramerikanischen Traditionsschublade findet Murray ihre Wurzeln aber nicht bei klassisch-konventionellen Liedwerten, vielmehr lässt sie ihre Ideen selbst wie in Einmachgläsern konservieren und schafft es so, trotz vieler unterschiedlicher Ansätze ein prallgefülltes, aber dennoch abwechslungsreiches Vorratsregal anzulegen. Sicher, manche dieser eingelegten Leckereien ist schon eifrig süß, was aber nicht zuletzt an der fein ziselierten Stimme Murrays liegt.
Die Zutaten sind breit gefächert, hier schnarrt eine Geige, da trabt ein wenig Schlagwerk, ein wenig Country-Atmosphäre wie im letzten "When A Heart Becomes A Heart" betitelten Stück darf auch nicht fehlen. Es ist aber vielmehr die Originalität der fertigen Gaben, die sich leuchtend vor dem Hintergrund abheben. So wie wenn in "Come Alive" ein Windspiel im Gleichklang mit der pendelnden Gitarre zum Zwiegesang auftritt, "Scream" sogar ein wenig ruppig und scharfzüngig daher kommt und das ätherische "Trails Of A Star" Ruhe und Kontemplation verheißt.
Irgendwie erinnert Miss Murray ein wenig an die manchmal auch ein wenig überambitioniert scheinenden Musiker von Chapeau Claque, wenngleich der Vergleich schon aufgrund der weit verschachtelteren Texte der Erfurter hinkt und die Amerikanerin nun doch nicht so viel Pop-Appeal verspricht.
"Oh Thunder" ist reichhaltig geworden, wenn auch nicht üppig. Ein wenig wie ein geschmackssicherer Käseteller, den man unter der Glasglocke betrachtet und sich vor lauter Auswahl gar nicht entscheiden kann. Greift man jedoch hier zu, hat man mit Sicherheit einen Leckerbissen erwischt.

Guten Appetit!

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