Samstag, 12. November 2011

Christy Moore



Kein Hit von gestern.

Keltisch geprägter Folk spielt auf dem Bänkelsänger eine eher untergeordnete Rolle, doch nach mehrmaligem Hören des neuen Albums "Folk Tale" des irischen Folksängers Christy Moore muss ich mir zumindest in seinem Fall stellen: warum eigentlich? Moore ist bereits lange im Geschäft, veröffentlicht er doch bereits seit 1969 in schöner Regelmäßigkeit Alben, wobei er seine Hochzeit sicherlich in den 70er und 80er Jahren gehabt hat. Danach wurde es, auch aus gesundheitlichen Gründen ein wenig stiller um ihn, doch spätestens mit dem schönen "Listen" von 2009 beweist er wieder eine enorme Standhaftigkeit, die sich mit dem just dieser Tage erschienen "Folk Tale" nur noch verstärkt.

11 Stücke in bester irischer Folktradition dargeboten, intoniert mit sanftem, aber charakterstarken Bariton, gespickt mit der immer ein wenig vokalarmen Anmutung der irischen Sprache. Schon der Opener "Tyrone Boys" umfängt den Hörer mit seinem klassischen Songmuster, die Gitarre, mit Bedacht gezupft und immer wieder diese Stimme. Ein wenig erinnert Moore an den Engländer Chris Wood, dessen Ansatz jedoch weit traditoneller und historistischer zu sein scheint. Moore zaubert mit einfachsten Mitteln die im Herbst so gern angeführte Kaminzimmeratmosphäre, die sich mit Rotweinschwere paart und die man am einfachsten dick eingemummelt mit Decken und Kissen auf dem heimischen Sofa genießen kann. Doch sind es nicht nur die erzählerischen Balladen, die "Folk Tale" so warm und anschmeichelnd erscheinen lassen. Auch die ein wenig an deutsche Liedermacher vom Schlage eines Reinhard Mey erinnernde Geschichte um die "Little Honda Fifty" oder das luftige "Weekend In Amsterdam" tragen zum heimeligen Gesamtklang bei. In "Haiti" schwelgt Moore in heimlichem Fernweh und lässt sich dennoch die irischen Wurzeln nicht kappen. Natürlich, "Folk Tale" ist durchzogen von klassischer Folk-Instrumenten, Fiddle, Harmonika, Gitarre, dazu wird zeitweilig die ein oder andere Duettpartnerin an Bord geholt und doch klingt das Album zeitgemäß. 
Nahtlos fügt es sich in Moores Diskographie ein, die sicherlich zu den letzten Veröffentlichungen einen gehörigen Schuß Milde bekommen hat. Wenn dabei jedoch Stücke wie das titelgebende "Folk Tale" oder das ausdrucksstarke "On Morecambe Bay" entstehen, kann, nein muss man das einfach toll finden. Moore ist nunmal ein sympathischer Geschichtenerzähler, der sich über nun mehr als 45 Jahre immer wieder neue Facetten angeeignet hat und Vergleiche mit jüngeren Kollegen, wie dem artverwandeten Damien Dempsey oder dem leidlich in den Mainstream abgewanderten Seth Lakeman nicht scheuen muss. Und das kann man hier dann auch hören:

 


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