Manchmal bin ich überrascht, welche Vielfalt unter den netten Anfragen bezüglich einer Erwähnung, Vorstellung, Rezension oder Präsentationen herrscht. Vor kurzem hat ich Post von Fuer-Records im Postfach, mit der Bitte, mich doch mal ein wenig mit Sam Gray Singing und Betting On The Mouse zu beschäftigen. Und wenn man mich so lieb bittet, mache ich das in der Regel auch...
Anfangs hatte ich ja die Vielfalt unter den Anfragen angesprochen. Und beim ersten Hören des Sam Gray Singing-Albums "Songs About Humans", welches am 16.03.2012 erscheint, war ich ob der ersten Takte von "Scratches" schon bar erstaunt, denn solche Klänge halten bislang eher selten den Einzug auf dem Bänkelsänger. Da kracht und poltert es, Melodien bersten unter Feedback und tonalen Explosionen, die trotz allem durch die liebliche, fast schon bittersüße Stimme des Wahlösterreichers Samuel Gray zusammengehalten werden. Fährt man weiter im Album fort, tauchen plötzlich mystische Wechselgesänge auf, die das verstörende "Bigotry" zwischen Krach und Lärm in eine Art Ruhephase lenken lassen. Doch Gray gönnt dem Hörer nur wenige Pausen, auf "Songs About Humans" ist ständige Aufmerksamkeit gefordert, um ja nicht den ein oder anderen Querschläger zu verpassen. Das einem traditionellen Songgerüst nahe kommende "January, Puerto De La Cruz" überrascht mit atonal geschichten Streichern, die Grays hier zurückgenommene, nahezu flüchtige Stimme umtänzeln, ja geradezu einrahmen. Das Album folgt dem Fluss des Sängers, der sich scheinbar ständig neu orientiert und den zuweilen weit entfernt scheinenden Horizont mühelos übersteigt.
Es ist Gray anzumerken, dass er "Songs About Humans" sicherlich als Gesamtkunstwerk betrachtet, so stapeln sich die einzelnen Eindrücke zu einem turmhohen Konstrukt, dass sich nur schwer greifen lässt. Die kammermusikalische Grundausrichtung zerbricht immer wieder an chaosartigem Ausschwärmen und wird doch wieder zusammengesetzt, wenn Sänger und Instrumente so einträchtig miteinander musizieren wie in der Single "Dineen". Vergleichbarkeit zu schaffen, fällt auch nach mehrfachem Hören unsagbar schwer, vielleicht wenn man die Klngreisen Mark McGuires mit Xiu Xius brachialem Weltschmerz mischt, aber selbst das würde den immer durch das galante Piano eingefangenen, nur schwer greifbaren Songs nicht gerecht werden. Am besten verschafft man sich wohl selbst einen ersten Höreindruck und lauscht den in Norwegen aufgenommenen Stücken des gebürtigen Neuseeländers, der im übrigen ansonsten auf dem Label Jacob Faurholts zu Hause ist:
Betting On The Mouse aus Dänemark gehen komplett andere Wege. Deren angeschwärzter Indie-Rock ist ebenfalls bei Fuer-Records beheimatet und wird ab dem 30.03.2012 auch auf der EP "BOTM" zu hören sein. Schwermütig und doch kraftvoll fließen die lauernden Gitarren der Single "Desert Of Wasted Plans" in den Raum, von Sängerin Martha Marie Skouund ihrer zartherben Stimme bereitwillig empfangen. Wieder mal die 80er, hört man sich zwangläufig sagen, denn auch Betting On The Mouse erweisen den stoischen Sounds Ehre, ohne jedoch klare Bezugspunkte zu setzen. So stellt sich zum Beispiel die Frage, ob das angedeutete Akkordeon in "Reach Me" ablenken oder das Gesamtbild unterstützen soll, Tatsache ist allerdings, dass es dem Song sehr gut steht und man dem Stück eine gewisse skizzenhafte Seefahrerromantik unterstellen könnte. Auch die übrigen beiden Stücke "Sleeping" und "Swimmingpool" changieren im Zwielicht und fangen das Spiel mit Licht und Schatten unterkühlt ein, letzteres sogar mit der beiläufigen, lasziven Kälte eine Beth Gibbons, so dass man gespannt sein darf, was die vier Dänen auf Albumlänge konstruieren können. Bevor das aber im Herbst nachzuprüfen ist, kann man sich ruhig auch mal mit der visuellen Umsetzung der Single verraut machen:
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