Man konnte es dem Mixtape vom Anfang des Jahres durchaus anmerken: Irgendwie tummeln sich heuer verdammt viele deutschsprachige Künstler mit Bänkelsänger-Bezug in des Bloggers' Playlist. Grund genug nun mal kurz das Gehörte Revue passieren zu lassen und gleichermaßen den bislang schönsten Song des Jahres zu küren.
Erwähnenswert sind hier sicherlich Kettcar, die mit "Zwischen de Runden" den Nachfolger zum meiner Meinung nach ziemlich sperrigen "Sylt" präsentieren. Stimmlich immer noch Kettcar, zeigen sich klangliches Gewand und Stimmung durchweg ruhiger, was sicherlich auch an das mit Streichern und Tasten aufgestockte Instrumentarium geschuldet ist. So ist die Frage "wo bleiben die Geigen?" aus "Weil ich es niemals so oft sagen werde" Programm und kann auf nahezu alle Songs (inkl. Bonusteil 15 an der Zahl) angewendet werden. Eine der gelungenen Ausnahmen: das elektronisch verzierte "Schrilles buntes Hamburg". Dass sich jedoch mit dem melancholisch-schwelgerischen "Ein Zimmer" das beste Lied auf dem Bonusteil verbirgt, ist schon seltsam, aber dennoch ist "Zwischen den Runden" ein ordentliches Album geworden.
Neben Kettcar als arriviertere Band sind sicher auch Kraftklub (Mit K) und Vierkanttretlager (Die Natur greift an) erwähnenswert, erstere weil die frühe Single "Ich will nicht nach Berlin" auch nach gefühlt 150stem Hördurchgang immer noch witzig ist und sich auch auf dem Album der Chemnitzer einige wirklich hörenswerte Pop/Rock/Hip Hop-Fetzen befinden, wie das vom Mixtape bekannte "Ritalin/Medikinet" und das nette Beck-Zitat "Karl-Marx-Stadt". Zweitere sind eher die ungestümen Söhne Tocotronics oder die ein wenig nachdenklicheren Brüder Turbostaats und genau in dieser Schnittmenge kann man auch die manchmal ein wenig linkischen Texte und Melodien verorten. Der stürmische Aufgalopp "Drei Mühlen" sticht hierbei heraus, genau wie die feine Popgeschichte "Fotoalbum" und das sich mählich steigernde "Um Schönheit zu sehen"
Elektronischer, verschrobener und doch tanzbarer haben wiederum die Türen und ihrer Version des Alphabets unters Volk geworfen. "ABCDEFGH...." hat allein mit der ersten Nummer "Rentner und Studenten" in ihrer 11 minütigen Stahlkraft samt demonstrativem Sprechchor und markigem Zitatenschatz ein echtes Highlight in petto, den Rest des Albums kann man sich aber auch vor allem aufgrund der wirklich stimmigen Musikalität und Gastbeitrags von Andreas Spechtl von Ja, Panik mehr als schmecken lassen.
Viel Rock, Pop und Elektrik, nicht wahr? Gut, dass es da Felix Meyer gibt, denn der begeistert in diesem Jahr bislang mit am meisten. "Erste Liebe, erster Tanz" ist ein Album mit zwölf (+ Prolog) Nummern, die klingen als kämen sie frisch von der Straße, temperamentvoll, lebensnah und manchmal ein wenig angeschmuddelt. Genau richtig für trübe Tage, denn wie schön ist es im Fenster sitzend über das "Hinterhofkino" nachzudenken, "Bilder wie Gefühle" im Hinterkopf mit sich herumzutragen und zu sinnieren, was man den nun "Bis Übermorgen" alles noch zu überlegen hat. Es ist schon so, dass Meyer manchmal dem Mey'schen Wortwitz zu sehr zuspricht, in der Gänze überzeugt "Erste Liebe, Erster Tanz" aber auf ganzer Linie.
Und wenn man dann noch solch einen Gassenhauer (treffender kann man folgenden Song kaum beschreiben) aus dem Ärmel schütteln kann, kann man Herzen im Sturm erobern. Meine Damen und Herren: Liebe, Dreck und Gewalt!
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