Filigrane Wucht.
Barbara Panther will alles. Vor allem aber die größtmögliche elektronische Vielfalt. Auf ihrem selbstbetitelten Debut funktioniert das schon ziemlich gut.
Wenn man den hibbeligen und kreuz und quer schießenden Einstieg mit "Rise Up" heil überstanden hat und sich von den druckvollen Sprechgesangpassagen nicht ins Bockshorn jagen hat lassen, darf man sich zu "Moonlight People" ein wenig romatisch, ein wenig lasziv auf der Tanzfläche tummeln. Klingt seltsam, ist aber so. Denn wie das äußere Erscheinungbild der Künstlerin, das androgyne Kühle genauso wie feminine Lieblichkeit versprüht, hat nahezu jeder Song auf "Barbara Panther" zwei Gesichter. Wenn bei "Voodoo" zunächst beschwörende Klänge vorherrschen, heißt das eben nicht, dass daraus nicht ein herrlich zappeliges Tanzbiest werden kann, dass die namensgebenden Trommeln deutlich in den Hintergrund drängt. Ein Schelm, wer beim angedeuteten Refrain nicht an die ersten Björk-Alben denkt. Weiter geht's. Verschleppte Rhythmen wie bei "Wizzard" sind bei den langsameren Songs bestimmendes Element, dazu darf die Stimme gerne ein wenig nach oben oder unten kippen. Schließlich tanzt ein Akkordeon in den Raum, dass da eigentlich gar nicht hingehören darf und trotzdem: das macht sogar richtig viel Sinn. Produziert hat das Albuim im übrigen Matthew Herbert, dessen organisch-technoide Handschrift schon deutlich hervortritt. Wenn wie bei "A Last Dance" plötzlich auf Dauerfeuer gedrückt wird, das Stück aber trotzdem wachsweich vor sich hin pulsiert.
Puls ist dann ebenso bestimmendes Element wie schmückendes Beiwerk wenn es in "O'Captain" zu beschwingten (!) und industriellen Beats munter voran geht. Mit dem meisterhaften "Dizzy" steuert die Doppelbödigkeit auf dem Album auf den Höhepunkt zu: manische Strophen, die, durch einen spukenden Bienenschwarm gesungen, vor Anspannung bersten, der Refrain wie ein klarer Regenschauer, um die angestaute Energie zu kanalisieren.
Kurzum ist der Erstling der Wahlberlinerin eine höchst spektakuläre aber eben auch zwiespältige Angelegenheit, das Tonbeispiel kann davon berichten:
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