Gegen das Klischee....
Norweger tragen bunte, mit Rentieren versehene Strickpullis und Mützen, leben gemeinsam mit Trollen und Waldgeistern und sind fantastische Skilangläufer und Biathleten. Das stimmt alles irgendwie, aber einige von ihnen sind zudem auch noch sehr gute Musiker. Die heißen dann eben nicht nur a-ha, sondern in diesem Fall Kaizers Orchestra und deren mittlerweile fünftes Album Violeta Violeta Vol. I ist dieser Tage aus dem hohen Norden auch in die hiesigen Breitengrade hinübergeschwappt.
Das Bemerkenswerte an Kaisers Orchestra ist vor allem eines: sie singen auf Norwegisch und lassen bzw. ließen sich gerne auch mal in martialischen Outfits abbilden. Zudem ist und war die Musik häufig schwermütig und unkontrolliert, polka- oder tangoinfiziert, mit wildem Instrumentarium ausstaffiert und gerne auch von überschnappendem Gesang überlagert. Ist Violeta Violeta Vol. I die erste Begegnung mit Kaizers Orchestra mag sich der ein oder andere Hörer erst an die unkonventionellen Klänge zwischen Post-Pop, U-Musik, Polka und Dark Cabaret gewöhnen müssen, allen anderen sei gesagt: es wird ein wenig fröhlicher. "En For Orgelet, En For Meg" zwischert über einem halbfertigem HipHop-Beat, pfeift aus dem letzten Loch und verschwendet ein kauziges Banjo an den Hintergrund. "Diamant Till Kull" wiederum ist ein Popsong zum Mitsingen, -schunkeln und tanzen und macht vom ersten Ton an gute Laune.
Die sechs Musiker der Stammbesetzung rund um den charismatischen Leadsänger Janove Ottensen wollten mit dem ersten Teil ihrer Violeta-Trilogie eine Art Konzeptmärchen erstellen. Es geht im weitesten Sinne um die spirituelle Verbindung von einer Mutter und ihrer Tochter, Violeta, die sich in ihren Träumen wiedertreffen. Ein wahrhaft sinnenreiches Unterfangen, auch wenn man nur einen Teil des Hintergrunds kennt, wird doch durch Titel wie dem kraftvollen Balkan-Folker "Psycho Under Min hat" schnell klar, wohin die Reise geht.
Es ist wieder mal ein herrlich abwechslungsreicher Flickenteppich, der sich zu einem dunkelbunt gefärbten Bild zusammensetzt. Genau wie das Zwiellicht der Februarsonne in den frühen Abendstunden. Das ist dann auch genau die richtige Stimmung, überdreht und doch melancholisch, verrückt und voller Dramatik....und gegen alle Klischees.
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