Montag, 29. Juni 2015

Im Schnelldurchlauf: Folkvariationen



Bei solch einer Hitze ist die Aufmerksamkeitsspanne ja erfahrungsgemäß eher kurz, von daher lag ein "Schnelldurchlauf" nahe, um ein paar zuletzt gehörten Alben, die sonst vielleicht durchs Raster gefallen wären, doch noch den gebührenden Rahmen angedeihen zu lassen. 

Kathryn Williams - Hypoxia

Nicht nur die gespenstisch schimmernde Produktion ihres Freundes Ed Harcourt oder der Bezug auf Sylvia Plaths "The Bell Jar" machen "Hypoxia" von Kathryn Williams zu einem sehr hörenswerten Album. Es ist vielmehr das Zusammenspiel aus Atmosphäre und Klang, das die zumeist eher kurzen Songs zu kleinen Kostbarkeiten werden lässt. Das fängt bei "Electric" einem sehr sanften, aber dennoch eindringlichen Seelenstreichler an und führt über das lautmalerische und von Harcourt geschriebene "Cuckoo" hin zum "Tango With Marco", der sich fast schon aufreizend elegant in Szene zu setzten vermag. 




The Deslondes - The Deslondes

Über Facebook bereits kurz angerissen, ist das selbst betitelte Album von The Deslondes auch in Gänze ein kurzweiliges Vergnügen. Immer mit einem leicht verblichenen Antikschleier behaftet, drängeln sich die zwölf Stücke, die Roots-Rock, Americana, Honkytonk und Western-Swing im Blut haben, ganz schön ins Rampenlicht. Von der ersten Single "Fought The Blues And Won", die irgendwo in der Schnittmenge von Pokey LaFarge und C.W. Stoneking zu liegen scheint bis hin zu Herzschmerz-Szenarien wie dem wunderschönen "Louise" entwickelt sich auf "The Deslondes" das via New West Records erschienen ist, ein ziemlich einzigartiges und wahrlich historisches Musikdiorama.



Nadja Stoller - Earthbound 

Einnehmende Klavierakkorde eröffnen "Earthbound", das neue Album Nadja Stollers, das bereits im Mai diesen Jahres das Licht der Welt erblickte. Wie ein ruhiger, nicht immer völlig gelassen scheinender Fluß gleiten die zehn Kompostionen durch verwegen schimmerndes Zwielicht und münden nicht selten nach anfänglichem Scherenschlag doch wieder zusammen. Windschiefe, von Ferne tönende Flöten, nervöses Pizzicato und dazu eine unnachahmliche Stimme die von Joanna Newsom über Sharon Van Etten bis hin zu den Casidy-Schwestern viele Facetten darstellen kann machen "Earthbound" zu einem entdeckungsreichen und vielfältigen Zweitwerk.
 


Astral Swans - All My Favourite Singers Are Willie Nelson

Lo-Fi-Folk, dem ein wenig Psychedelic als Farbtupfer beigemischt wurde, der aber gleichermaßen auch ein paar Spritzer Jangle-Pop abbekommen hat, kommt aus Kanada, genauer gesagt aus Calgary und wird von Matthew Swann alias Astral Swans auf dessen Debütalbum "All My Favourite Singers Are Willie Nelson" zum besten gegeben. Die Einflüsse scheinen vielfältig, schielen doch so unterschiedliche Musiker wie Daniel Johnston, Nick Drake oder Dan Mangan um die Ecke und machen das Album bunt wie eine Patchworkdecke. 



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