Was es ist.
Binoculers ziehen die Kreise größer.
Nicht nur, dass Nadja Rüdebusch sich mittlerweile mit Daniel Gädicke
zusammengefunden hat und somit zur Band geworden ist, auch der Sound
hat sich seit dem letzten Album „There Is Not Enough Space In TheDark“ deutlich erweitert. Manierliche, meist zwischen Tag- und
Nachtgleiche oszillierende Folk-Pop-Songs waren es damals, deren
Aufmerksamkeitsspanne aber dann doch eher kurz oder aber sehr
unmittelbar zu sein schien. Auf „Adapted To Both Shade And Sun“
, dass dieser Tage via Insular erscheinen ist, nehmen sich Rüdebusch und Gädicke erheblich mehr Zeit, um ihre
Klangvorstellung zu entwickeln.
Das führt zunächst erst einmal dazu,
dass sich Stücke wie das geheimnisvolle, in bleiches Mondlicht
getauchte „Moonbeams“ nur noch in einzelnen Passagen an
kontemporäreren Folkstücken orientieren. Vielmehr bedienen sich die
beiden an schwebenden Shoegaze-Pop, der breiter, flächiger und vor
allem weicher scheint als bisher. Knisterte zuvor ein Kaminfeuer, vor
dass man sich zu den anheimelnden Songs zurückziehen konnte, scheint
einem jetzt der besternte Himmel entgegen, der Licht andeutet und
verspricht, aber dann doch im Dunkeln tappen lässt.
Tupfer an Tasten und Gitarre verheißen
lichte Reflexe, die nachdenklich machen ohne den Zeigefinger zu
heben. So treiben sie Menschen gedanklich voneinander weg wie im
intimen „Shine And Then Gone“ oder gar über die Grenzen des
Vorstellbaren hinaus wie im darauf folgenden „Agravic“ dass mit
seiner gemächlichen Gitarrenfigur sanft den Boden unter der Füßen
verlieren lässt. Rüdebusch verzagt dabei nicht mit ihrer Stimme,
vielmehr malt sie mit ihr in sanften Farben Empfindungen zwischen die
Akkorde, die Wohlklang verheißen. Doch dieser Wohlklang scheut
Binoculers eben nicht, auch die Schattenseiten des Lebens zu
beleuchten.
Im sich nach allen Seiten streckenden
„Bow And Arrow“ etwa, dem das dunkle und immer leicht flüchtige
Timbre den Zweifel vergessen lassen macht oder gleich zu Beginn bei
„Repeller Boat“, welches sich nah an den Dream Pop der frühen
Beach House-Alben anschmiegt und die eigentlich eher düstere
Thematik von der sich verflüchtigenden Magie eines Anfangs in
schmeichelnde Töne hüllt. So fügen sich auf „Adapted To Both
Shade And Sun“ Text und Ton zu einem halbdunklen Schattenwesen
zusammen, dessen Worte so realitätsnah wie möglich und die
dazugehörige Vertonung von eher zaubrischem Wesen ist. Dass sie
dabei den Klang ihrer Stücke so weit erweitern, wie die
konzentrischen Kreise eines über das Wasser gleitenden Steins
erzeugt eine größtmögliche Annäherung. Teilweise so nah, dass
sich die Wellen überschlagen, vereinen und zu einem wunderbaren
Zusammenklang werden.
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