Schon im vergangenen Jahr buhlten so
einige Musikerinnen um die vorderen Plätze in des Bänkelsängers' Jahreshitparade und kaum ist das Jahr ein paar Tage hat, versammeln
sich schon ein paar weitere Hochkaräter, um auch 2015 für Furore zu
sorgen.
Gerade erst in der ersten
„Aufgemerkt“-Rubrik angesprochen, punktet der chansoneske
Indiepop mit Folkanmutung von Leonie singt durch seine
Vielfältigkeit, erwärmen aktuell auch noch Jessica Pratt, Tanya Tagaq,
Björk und Natalie Prass Herz und Seele.
Jessica Pratt und ihr zweites Album „On
Your Own Love Again“ habe ich bereits vor kurzem auf AUFTOUREN ein
paar Zeilen gewidmet, doch auch hier soll das zarte und trotzdem
unfaßbar intime Werk nicht unerwähnt bleiben. Stimmlich an der
Kante zwischen Joanna Newsom und Angel Olsen, durchzogenen von
feingeistigem Folkgespinst und voller vorfrühlingshafter Wärme
schafft es einen zeitlosen, fließenden Klang. Jeder Song schreit
nach Liebe, ohne aufdringlich zu wirken, die Gitarre, gerne ein wenig
am eigentlichen Akkord vorbei, zwingt zum Tagträumen. Ein
erstaunliches Album, dass vor allem in seiner Gesamterscheinung wirkt
und nicht von ungefähr ein beinahe historisches Klangbild
nahebringt.
Natalie Prass wird ähnlich wie Jessica
Pratt gerade als neuer Star am Songwriterhimmel gefeiert. Deutlich am
souligen Folk eines Matthew E. White orientiert, schlenkert sich ihr
selbstbetiteltes Debüt durch ein sehr amerkanisch anmutendes
Songbook, das erst nach und nach seine Höhepunkte preis gibt.
Streicher, die sich anmutig um die sanfte, helle Stimme der nun in
Nashville lebenden Musikerin winden, dazu ein Hauch fragiler Bläser
die Stücken wie dem fabelhaften „My Baby Don't Understand Me“
deutliche Eleganz verleihen und den Abschlußsong „It Is You“,
der wahlweise Freudentränen oder Stoßseufzer gen Himmel schickt.
Leben die ersten beiden Alben von eher
sanften, eleganten Tönen, gehen Björk und Tanya Tagaq eher
experimentierfreudie Wege. Die Isländerin verarbeitet auf ihrem
nunmehr (je nach Zählweise) achten oder neunten Soloalbum "Vulnicura" ihre
Trennung von Mathew Barney in epischen und lautmalerischen Bildern.
Streicherkaskaden, elektronische Brüche, Gastvocals durch Antony
Hegarty und die Zusammenarbeit mit Arca sowie The Haxan Cloak sorgen
für ein dichtes Werk, dass in ihrem Gesamtkatalog zwar durch nahezu
vollständige Refrainlosigekeit auffällt, aber gerade im ausufernden
„Black Lake“ und dem fremdartigen „Notget“ so einnehmend wie
lange nicht mehr war. Ein Triumph (nicht nur) des Herzens.
Vierte im Bunde ist die kanadische
Inuk-Musikerin Tanya Tagaq, eine ehemalige Wegbegleiterin Björks,
deren aktuelles Album „Animism“ gerade im vergangenen Jahr den
Polaris Music Prize gewonnen hat. Auch diesem Album habe ich bereits
eine AUFTOUREN-Rezension gewidmet und auch hier möchte ich ein paar
Worte über dieses ungewöhnliche Werk verlieren. Wer Tagaq kennt,
weiß dass sie den Kehlkopfgesang meisterhaft beherrscht und ihn auf
„Animism“ fantastisch einsetzt. Ihre Songs erzählen von
ökologischen Herausforderungen, von Mensch- und Tierwelt und
erzeugen einzigartiges und poetisches Bild auf eine Welt im Wandel,
ohne einen überheblich mahnenden Zeigefinger zu heben.
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