Noch habe ich Urlaub, noch kann ich mich dem wohlfeilen Sichten
neuer Musik widmen und dem Gehörten auch ein paar ansprechende
Zeilen gönnen
Bereits vor ein paar Wochen kam von Gutfeeling Records eine nette
Promoanfrage zu Leonie singt alias Leonie Felle, doch im Advents- und
Weihnachtstrubel ging das Album leidlich unter. Mit ein bisschen
Verspätung war jetzt kürzlich der erste Hördurchgang fällig und
schon wurde Gefallen gefunden an den zwölf Stücken ihres selbst
betitelten Debütalbums das am 9.1.2015 erscheint.
Da werden schlaftrunkene Wiegenlieder im Walzertakt zur
Akkordeonbegleitung angestimmt und Leonie singt in energisch
süßlicher Weise von Wünschen und Fantasien. Gerne klingt sie dabei
mal nach Chapeau Claque jedoch ohne deren Niedlichkeitsfaktor oder
zumindest nach Susie Asado ohne deren Hang zum kapriziösen Kabarett.
Spannend ist "Leonie singt" vor allem durch seine
Vielfältigkeit. Doch nicht nur stilistisch bewegt sich Felle
zwischen Pop, Folk und Chanson und wechselt hier im lauf des Albums
munter durch Genres und Instrumentarium, auch die Zweisprachigkeit
lässt viel Bewegung und Wandelbarkeit zu. So ist zum Beispiel
"Schön..." ein erzählerisches Pop-Perlchen, dass sich
munter in den Vordergrund spielt, doch dann taucht bei "In The
Graveyard" eine singende Säge auf und vertreibt die
hoffnungsfrohe Stimmung zu Gunsten eines melancholisch gespenstischen
Auftritts der Sängerin. War deren Stimme vorher kalt, hell und
freundlich, flüstert sie sich nun klammheimlich in das Stück hinein
und sorgt für wohlige Schauer. Doch nicht nur die singende Säge
bietet dem Wohlklang die Stirn, auch die leidlich bratzige Gitarre
bei "Es ist noch nicht aller Tage Abend" oder beim
shantyhaften "Roundaboutway" sorgt für das ein oder andere
gewollte Störfeuer.
Jetzt ist Leonie singt aber keine Einzelkünstlerin im
klassischen Sinne, sondern versteht sich auch klanglich durchaus als
Band. Sascha Schwegeler spielt Schlagzeug, Hagen Keller Akkordeon und
Gitarre, Jakob Egenrieder Bass und Leonie Felle singt (und spielt
ebenfalls Gitarre). Gemeinsam mit Produzent Andreas Staebler entsteht
ein Album, dem zwar durchaus ein gewisser DIY-Charme anhaften
geblieben zu sein scheint, dennoch klingt "Leonie singt"
wie aus einem Guss. Die beiden letzten Stücke nehmen dann vielleicht
auch ein wenig den womöglich besten Verwendungszweck des Albums
vorweg, besingt Felle doch kurzerhand den "Scent Of Summer"
und lässt auf "Lake" eben solchen zum Albumausklang
dahinplätschern. Ein Album eben für die Mußestunden in der Sonne,
dass aber auch an einem sonnigen Januartag durchaus Freude bereiten
kann.
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