Vor ein paar Tagen war mal wieder
Wahlsonntag bei den netten Kollegen von plattentests.de.
Nach der 100 Songs für die Ewigkeit-Aktion aus dem Frühjahr waren nun die Alben dran, und auch
der Bänkelsänger hat akribisch sortiert, eingeordnet und
zusammengestellt. Es sind schlussendlich tatsächlich 100 Alben
geworden, die mir besonders ans Herz gewachsen sind, weil sie mir zum
Beispiel entweder beim Erwachsenwerden geholfen und mich in meiner
musikalischen Findungsphase geprägt haben. Die Allermeisten höre
ich heute noch genauso gerne wie damals, wobei damals ein sehr
dehnbarer Begriff ist, stammt das jüngste Album aus dem Spätsommer
diesen Jahres, das älteste wiederum aus den 60ern, so dass ich es
erst ein wenig nach seiner Entstehungszeit genießen konnte. Doch nun
genug der Vorrede, hier ist die Liste, immer versehen mit ein paar
Gedanken zum Album selbst. Ach, und wem das noch nicht reicht, der
darf sich dann die Gesamtliste bei plattentests.de anschauen und sich
an den ebenfalls sehr lesenswerten Einzellisten sämtlicher
Teilnehmer erfreuen.
- The Decemberists – Picaresque
Dieses Album werde ich auch noch in 100
Jahren lieben. Die Band um Colin Meloy hat auf „Picaresque“
einfach mal nur eben das perfekte Album abgeliefert und mit jedem
einzelnen Song tief in mein Herz getroffen. Allein für „The
Engine Driver“, „The Infanta“ und „Eli, The Barrowboy“
würden viele artverwandte Bands töten!
- Rocky Votolato – Suicide Medicine
So ein bisschen schwächelt Herr
Votolato auf seinen letzten Alben, aber „Suicide Medicine“ und
vor allem der dazugehörige Titeltrack sind immer noch fabelhaft.
Wenn sich dann auch noch seine Stimme bei „Automatic Rifle“
überschlägt, kommt man gar nicht mehr aus dem Staunen raus.
- The Mountain Goats – The Sunset Tree
Meine erste Berührung mit John
Darnielle war gleich für die Ewigkeit, auch wenn der Mann eigentlich
gar keine schlechten Alben veröffentlichen kann. Doch allein „Up
The Wolves“ reicht hier schon aus, um „The Sunset Tree“ auf's
Treppchen zu bringen.
- Nick Garrie – The Nightmare Of J.B. Stanislas
Eine Schwäche für obskure Alben hatte
ich schon immer, doch als zum ersten Mal „The Nightmare Of J.B.
Stanislas“ an mein Ohr drang, war völlig klar, das da gerade etwas
komplett Magisches passiert ist. Eine echte, viel zu wenig beachtete
Barock-Pop-Versuchung.
- Neutral Milk Hotel – In The Aeroplane Over The Sea
Seitdem ich die Band im Sommer live
gesehen habe, ist das ohnehin schon fabelhafte Album noch mal
deutlich gestiegen. Doch eigentlich war der verschrobene Fuzz-Folk
von Jeff Mangum immer schon mindestens Top Ten würdig.
- The Smiths – The Queen Is Dead
Hier ist „There Is A Light That Never
Goes Out“ drauf. Muss ich mehr dazu sagen?
- Nick Drake – Pink Moon
Eigentlich müssten hier alle Alben des
viel zu früh verstorbenen Songwriters nebeneinander stehen, dass es
„Pink Moon“ geworden ist liegt an „Black Eyed Dog“. Das hatte
ich auf einem Mixtape bei einer anderen plattentests.de-Aktion und
hatte mich spontan in den warmen, weichen und trotzdem so unfaßbar
traurigen Sound verliebt. „Pink Moon“ war dann das erste Nick
Drake-Album, mit dem ich mich aufgrund der Klangähnlichkeit befasst
habe und nun steht es in der Top Ten meiner liebsten Alben überhaupt.
- Björk – Homogenic
Auf keinem Album der Isländerin finde
ich mehr Weite und mehr Klang, Ich höre es nicht mehr so häufig wie
früher, dennoch sind allein „Bachelorette“ und „Joga“ immer
einen Durchgang wert.
- DM Stith – Heavy Ghost
Bei keinem Künstler bedauere ich es
mehr, dass nach einem regulären Album aktuell Schluss ist. „Fire
Of Birds“ war nämlich einer der schlussendlichen
Entscheidungsträger, mit dem Bloggen über düsteren und kreativen
Folk anzufangen. Aber auch der Rest des Albums, sowie dessen
zahlreicher EPs und Remix-Alben sind ganz ganz fein.
- Arcade Fire – Neon Bible
Weil da „Intervention“ drauf ist.
- Patrick Wolf – Wind In The Wires
Auch hier war die Entscheidung zwischen
diesem Album und „The Bachelor“ (keine Angst, das kommt später
auch noch!) nicht einfach, doch das herausragende „The Libertine“
gab da den klaren Ausschlag.
- Anywhen – The Opiates
Das schönste langsame Popalbum aller
Zeiten. Mit „The Siren Songs“ und „Dinah And The Beautiful
Blue“ auf der Wiese liegen und die Wolken ziehen sehen, kann einen
perfekten Nachmittag ausmachen.
- Shearwater – Rook
Jonathan Meiburgs Stimme weicht selbst
Steine auf und bringt Felsen zum Singen. Zumindest auf „Rook“ und
dem dazugehörigen Titelsong, aber eigentlich auch auf den anderen
Alben. „Rook“ ist denen aber dennoch eine deutliche Nasenlänge
voraus.
- Nick Cave & The Bad Seeds – No More Shall We Part
Ich mag Nick Cave ungestüm, ich mag
ihn aber noch lieber, wenn er in Beschwörungslaune ist und deshalb
hat „No More Shall We Part“ auch einen höheren Platz in dieser
Liste als „Henry's Dream“. Und weil da „Fifteen Feet Of Pure
White Snow“ drauf ist.
- Bon Iver – For Emma, Forever Ago
Noch so eine Initialzündung, mich mal
ausgiebiger mit Folk, Country und Artverwandtem anderer Kulturen zu
befassen. Ich höre das Album sicherlich seltener als bei seiner
Veröffentlichung, erfreue mich aber beim Hören immer noch an der
wunderbar verwunschenen Stimmung.
- Björk – Debut
Vielleicht der letzte Schritt in den
Tempel der ernstzunehmenden musikalischen Geschmacksbildung. Und
daher ganz wichtig für mich. Und auch heute noch begeistere ich mich
an der Lebendigkeit von „Big Time Sensuality“, der Aktualität
von „Human Behaviour“ und der Energie von „Play Dead“.
- The White Stripes – White Blood Cells
Eigentlich fing mein Einstieg mit
„Elephant“ an, doch „White Blod Cells“ mag ich heute deutlich
lieber. Und weil da „Hotel Yorba“ drauf ist.
- Phillip Boa & The Voodooclub – Helios
Vielleicht sollte ich mal eine
Hitparade meiner liebsten Boa-Alben zusammenstellen, doch eigentlich
ist das unmöglich, da ich da sehr sprunghaft bin. Lediglich das
ziemlich experimentelle „Helios“ dürfte seinen Platz auf dem
Treppchen sicher haben.
- Cult Of Youth – Cult Of Youth
Mein jüngstes Album in den Top 20. Ob
es sich da auch in 5 oder gar 10 Jahren noch hält, bleibt ungewiss,
doch aktuell liebe ich den ungestümen Mix aus Neofolk und Post-Punk
sehr. Auch wenn die Nachfolgealben die Erwartungshaltung nicht ganz
halten konnten.
- Sam Amidon – I See The Sign
Ob das noch ein Klassiker wird, weiß
ich nicht, doch auch hier bestimmt eher die Geschichte als das Album
die Platzierung. Schließlich war „I See The Sign“ meine erste
vollwertige Rezension bei AUFTOUREN.de und das muss ja schließlich
gewürdigt werden. Aber auch weil da diese unfassbare Version von
„How Come That Blood“ drauf ist.
- Vic Chesnutt – At The Cut
Weil mir bei diesem Album immer ein
Kloß im Hals steckt und weil Attacken von Gänsehautmomenten allein
schon beim Gedanken an „Coward“ und „Flirted With You All Me
Life“ durch meinen Körper jagen, ist dieser Platz mehr als
berechtigt.
- Morrissey – You Are The Quarry
Mit dem restlichen Solowerk Morrisseys
kann ich immer nur bedingt was anfangen, aber als ich das erste Mal
„Irish Blood, English Heart“ gehört habe, war ich begeistert.
Und weil mit „First Of The Gang To Die " noch ein weiterer
Ewigkeitshit drauf ist, landet das Album eben ziemlich oben in meiner
Hitparade.
- Johnny Cash – America IV: The Man Comes Around
Ich mag (fast) jede Dekade des Man in
Black. Jetzt sind die Hits seiner früheren Jahre allerdings auf so
vielen Alben verstreut und eins der (zugegeben) fabelhaften Live-
oder Greatest Hits-Alben wollte ich nicht nehmen, da musste dann eben
das in meinen Augen perfekteste Spätwerk herhalten.
- The Decemberists – The Crane Wife
Es ist die gesamte Stimmung auf „The
Crane Wife“ die das Album so besonders macht. Aber auch der erste
stetige Bezug an die ausufernden Folk-Alben die in Großbritannien in
den 60er-Jahren entstanden sind und die Colin Meloy mit seiner Band
so meisterhaft in die Neuzeit katapultiert.
- Perfume Genius – Too Bright
Neuer als „Too Bright“ ist kein
Album in dieser Liste. Es ist vielleicht immer noch Überschwang,
aber mit „Grid“ und „Queen“ findet der Conaisseur
kontemporärer Popmusik schlichtweg zwei Meisterwerke. Punkt.
- The National – Boxer
Weil da „Fake Empire“, Brainy“,
Mistaken For Strangers“, „Start A War“ etc. drauf sind und
somit schon fast mein Best Of-The National darstellt.
- Patrick Wolf – The Bachelor
Vielleicht insgeheim Wolfs
kompositorische Meisterleistung und Album mit den meisten einzelnen
Hits. Dennoch ist „Wind In The Wires“ stimmungsvoller.
- Joanna Newsom – Have One On Me
Ja, ich finde „Have One On Me“
inzwischen besser als „Ys“. Ob ich das morgen, nächste Woche, in
einem Jahr wieder sage, weiß ich allerdings nicht.
- James Blake – James Blake
Wenn man bei einer Cover-Version,
trotzdem man das Original kennt, diese nicht als solche erkennt, hat
der Künstler damit so einiges geschafft. „Limit To Your Love“
höre ich trotz allen Hypes immer noch super gerne und auch der Rest
des Albums ist trotz aller künstlichen Kompilierung wie aus einem
Guss.
- Ben Frost – A U R O R A
Dass mich ein (nahezu) instrumentales
und dazu noch (nahezu) rein elektronisches Album so packt, dass ich
es im Jahr seiner Veröffentlichung direkt auf meinen Platz 30 in der
Platten für die Ewigkeit-Liste setze, sagt doch fast alles, oder?
- San Fermin – San Fermin
Auch noch verdammt neu ist das Debüt
von San Fermin und doch klingt es uralt. Nämlich nach feinstem
60s-Barock-Pop und das mir das gefällt, sieht man ja an meiner
Nummer 4.
- Swans – The Seer
Ehrlich gesagt, hatte ich mich vor der
Wiedergeburt der Swans nur mit deren Seitenprojekt Angels Of Light
befasst. „The Seer“ hat aber bereits beim ersten Hören so einen
Sog erzeugt, der so Nachhallend ist, das mir auch der Vorgänger und
der Nachfolger ausgezeichnet gefällt.
- The Decemberists – The Hazards Of Love
Zum dritten und letzten Mal taucht die
Band aus Portland immer noch knapp im ersten Drittel meiner Liste
auf. Dieses Mal mit ihrem spannenden Konzept-Album, dass irgendwo
zwischen Hörspiel, Oper und Wahnsinn rangiert und selbst in den
Einzelsongs immer noch fasziniert.
- King Creosote & Jon Hopkins – Diamond Mine
Apropos Hörspiel, dieser vertonte
Abendspaziergang an der schottischen Küste ist einfach ein
fabelhaftes und in meinen Augen ziemlich einzigartiges Stück Musik.
- Seth Lakeman – Freedom Fields
Zeitgenössischer Folk kann kitschig
oder im schlimmsten Fall schlagerhaft werden. Nicht bei Seth Lakeman,
der auf „Freedom Fields“ durch ein ganzes Heer von mystischen
Figuren vagabundiert und wie ein Teufel auf seinen zahlreichen
Streich- und Saiteninstrumenten musiziert.
- Phil Ochs – Pleasures Of The Harbour
Neben Nick Garrie wohl meine liebste
Entdeckung der letzten Jahre, zumindest wenn man sich in den 60ern
umschaut. Eigentlich ist er ja Protestsänger im Schatten Dylans
gewesen, doch was er auf „Pleasures Of The Harbour“ fabriziert
ist atemberaubender Barock-Folk zuweilen an der Grenze zum
Experiment.
- Arcade Fire – Funeral
Das ich „Neon Bible“ ein bisschen
lieber mag, habe ich oben ja schon gezeigt. Dass „Funeral“
trotzdem in dieser Liste auftaucht, liegt an den vielen tollen
einzelnen Songs, vor allem an „Power Out“.
- James Yorkston – When The Haar Rolls In
James Yorkston könnte mit seiner
weichen Stimme und seinem feinen Folkpicking ein Telefonbuch
vertonen, ich würde es kaufen. „When The Haar Rolls In“ ist
herrlich verstiegener, traditionell gefärbter britischer Folk ohne
Kniffe und Knoten.
- Einstürzende Neubauten – Ende Neu
Vielleicht ist das in einigen Augen
schlechteste Neubauten-Album auf Platz 39 überraschend, doch es war
mein Einstieg in die Welt des Blixa Bargeld. Und außerdem ist da
„Stella Maris“ drauf.
- Lone Wolf – The Devil & I
Das ist so ein Geheimtipp-Album. Das
kennt kaum einer und alle die es dann irgendwann mal hören, finden
es in der Regel toll. Aber der Folk-Pop im Cinemascope-Format ist
auch einfach unwiderstehlich.
- Ed Harcourt – The Beautiful Lie
Weil da „Rain On The Pretty Ones“
drauf ist.
- A Whisper In The Noise – Dry Land
Ich war damals zur Tour im Gleis 22 und
war vollends begeistert. Sicherlich ist da weder „Havoc“ noch
„Tale Of Two Doves“ drauf, doch von der Gesamtstimmung her, legt
„Dry Land“ einfach noch einmal eine Schippe drauf.
- Sufjan Stevens – Illinois
Ich mag ja solche Setzkastenmusik und
in der Beziehung ist Sufjan Stevens der König der Setzkastenmusik.
Was ich damit meine? 19984395543 verschiedene Einflüsse prasseln
neben- hinter- und übereinander aufeinander ein und ergeben feine,
gerne auch mal überlange Popsongs, die mal in Folk- oder auch in
neoklassische Gefilde abdriften. Herrlich!
- Damien Rice – O
An intime Momente ist bei Damien Rice
aufgrund der Überpräsenz als Hintergrundmusik im Fernsehen oder
Castingsongwahl kaum noch zu denken, dennoch liebe ich „Blower's
Daughter“ und „Delicate“ heute noch wie beim ersten Hören.
- R.E.M. - Automatic For The People
Es ist wohl das amerikanischste und
somit das Folk- und Country-lastigste Album von R.E.M. Muss ich da
mehr sagen?
- Mumford & Sons – Sigh No More
Ein bisschen abgenutzt hat sich der
Sound der Band um Marcus Mumford inzwischen schon. Dennoch reicht ein
Song wie „White Blank Page“ immer noch locker um in die Top 50
vorzustoßen.
- Phillip Boa & The Voodooclub – Hair
Auf „Hair“ ist mit „Fine Art In
Silver“ mein liebster Boa-Song ever ….ever, ever drauf. Das
reicht doch, oder?
- The Smiths – Meat Is Murder
„How Soon Is Now“ hat mich
seinerzeit dazu gebracht, mich mal näher mit den Smiths zu
beschäftigen, daher war „Meat Is Murder“ mein Einstieg.
Inzwischen zwar deutlich von „The Queen Is Dead“ überholt, mag
ich es immer noch sehr sehr gerne.
- Felix Meyer – Erste Liebe/Letzter Tanz
Er ist ja schon ein moderner Reinhard
Mey, vielleicht liegt darin ja auch meine Begeisterung für die
frischen Straßenmusik- und Volksweisen von Felix Meyer. Und weil da
eins der besten deutschsprachigen Lieder der letzten Jahre drauf ist
„Liebe, Dreck & Gewalt!“
- Fleet Foxes – Fleet Foxes
Harmoniegesang, anmutige Folksongs,
sonnendurchflutete Arrangements. Das Debütalbum der Fleet Foxes
gehört nicht nur wegen Oliver James immer noch zu meinen liebsten
Folkalben neueren Datums.
- DeVotchKa – How It Ends
Es ist halt elegischer Folk mit einem
ganzen Spielzeugladen voller Instrumente im Gepäck und herrlichen
balkanesken Melodien. Und der Titeltrack ist längst nicht die Spitze
des Eisbergs.
- Nick Cave & The Bad Seeds – Henry's Dream
Nicht nur weil Henry's Dream mein
Einstieg in das Cave'sche Universum war, auch weil ich heute noch
gerne „Papa Won't Leave You Henry“ und „Brother, My Cup Is
Empty“ mitsinge und mit „Christina The Astonishing“ hemmungslos
mitleide.
- Scott Walker – The Drift
Für ein gutes Experiment bin ich immer
zu haben und deshalb ist Walkers zweites reines Avantgardealbum zu
Recht in dieser Liste. Wer so schön auf Schweinehälften musiziert
hat sich seinen Platz redlich verdient.
- Hans Unstern – Kratz Dich Raus
Auch hier fasziniert mich die Lust am
Experiment und die Kauzigkeit der Texte. Hört man sich „Paris“
oder „Tief Unter der Elbe“ an, weiß man, wovon ich hier spreche.
- Depeche Mode – Violator
Besser waren sie vorher nicht, besser
sind sie nie wieder auf Albumlänge geworden. Ein Hit jagt den
nächsten, allein die unglaubliche Atmosphäre bei „Halo“ die
künstliche Stille bei „Waiting For The Night“, der trügerische
Refrain bei „Policy Of Truth" das energische bei „Personal
Jesus“ und der faszinierende Text bei „Enjoy The Silence“.
Reicht, oder?
- The Felice Brothers – The Felice Brothers
Noch so ein Initial-Album mich mehr mit
Americana-Musik zu befassen. Auch wenn ich mich immer schon für
country-lastige Songs begeistern konnte und sicherlich mit Cash und
Co. sozialisiert worden bin, bleibt „Frankie's Gun!“ doch ein
erstes Highlight des alternativen Country.
- Radiohead – OK Computer
Ich bin nie wirklich Fan gewesen, doch
dann habe ich mir „Paranoid Android“ angehört. Fan bin ich
danach nicht geworden, dieses Album finde ich aber wunderbar.
- Tocotronic – Kapitulation
Hier gilt fast das gleiche wie bei
Radiohead, doch habe ich insgesamt deutlich mehr Zugang zu den
jeweiligen Alben, insbesondere den neueren Werken. Auf Kapitulation
ist zudem mein Alltime-Liebling „Explosion“ drauf, den man
unbedingt mal live erleben muss.
- The Divine Comedy – Absent Friends
Vermutlich hat Neil Hannon meine Liebe
für barocke Popkultur geweckt, denn was der Nordire hier mit Stimme
und Arrangement veranstaltet ist purer Wohlklang. Allen voran der
Titelsong und das sarkastische(!) „The Happy Goth“ wissen hier zu
begeistern.
- Nanook Of The North – The Taby Tapes
Wie viele Leute dieses Album wohl
kennen? Irgendwann mal verstaubt in irgendeiner Grabbelkiste
aufgespürt und bis heute durch die vielen erzählerischen Popsongs
ganz doll ins Herz geschlossen.
- Architecture In Helsinki – In Case We Die
Verdammt schade ist, dass die
Australier mittlerweile ziemlich austauschbaren Discopop machen. Der
experimentierfreudige und zitatenreiche Indiepop mit quietschbuntem
Instrumentarium war viel toller.
- Tocotronic – Schall Und Wahn
An manchen Tagen mag ich „Schall und
Wahn“ lieber als „Kapitulation“. Vor allem dann wenn ich mir
hier nur die Hits, allen voran das köstliche F/Volkslied „Im
Zweifel Für Den Zweifel“ herausgreife.
- Pet Shop Boys – Behaviour
„Behaviour“ war mein erstes
richtiges Album der beiden, nach einer mühevoll zusammengestellten
Best-Of-Kassette (!) der Vorgängeralben. Und weil ich „So Hard“
damals bei „Wetten Dass???“ gesehen habe und hin und weg war.
- Josh T. Pearson – Last Of The Country Gentlemen
Beim ersten Hören hatte ich Mund und
Augen sperrangelweit offen, beim zweiten sträubten sich mir die
Nackenhaare und beim dritten Durchgang wollte ich mich sinnlos an
irgendeinem Tresen der Melancholie mit viel Whisky und Rotwein
ergeben. Hören und selber staunen!
- Teitur – The Singer
Wagemut tut manchmal gut. Mit jedem
Album wurde Teitur Lassen von den Färoer-Inseln mutiger und hat sich
vom sehr guten Singer/Songwriter zu einem exzellenten und
experimentierfreudigen Crooner entwickelt, allein der sehr
minimalistische Titelsong muss mir einfach recht geben.
- Simple Minds – Streetfighting Years
Keine Altlasten, aber insgesamt mein
erstes eigenes ernstzunehmendes Album. Und vor allem weil da das
nicht totzukriegende „Belfast Child“ drauf ist, liebe ich
„Streetfighting Years“ immer noch ganz doll.
- Strand Of Oaks – Pope Killdragon
Weil da „Sterling“ drauf ist und
mich dieser Song immer noch komplett aus der Reserve locken kann.
- Gisbert Zu Knyphausen – Hurra! Hurra! So Nicht
Wahrscheinlich könnte dieses Album in
ein paar Jahren wieder ein paar Plätze nach oben gewandert sein.
Aktuell habe ich es bis auf das wundervolle „Kräne“ ein wenig
aus den Augen verloren. Für einen guten Mittelfeldplatz reicht es
aber immer noch.
- Live - Throwing Copper
Mit „I Alone“, „Selling The
Drama“ und „Lightning Crushes“ verbinde ich meine Abi-Zeit.
Hilft heute immer noch durch melancholische Zeiten.
- R.E.M. - Out Of Time
Seltsamerweise war „Near Wild Heaven“
lange Zeit mein liebstes R.E.M.-Lied. Heute mag ich's immer noch
gerne und auch die restlichen Stücke, allen voran „Radio Song“
reifen in Würde.
- Leonard Cohen – Songs Of Love And Hate
Weil da „Famous Blue Raincoat“
drauf ist und ich mich dank Reinhard Meys neuester Coverversion
„Sternblauer Trenchcoat“ von der ansonsten gewöhnungsbedürftigen
Compilation „Poem“ wieder an dessen Güte erinnert habe.
- Jackson C. Frank – Jackson C. Frank
Noch so ein Vergessener der alle
Jubeljahre mal wieder entdeckt wird. Kein Wunder, bei Kleinoden wie
„Blues Run The Game“ und „My Name Is Carnival“.
- Turbostaat – Vormann Leiss
Punk, Geschrei, kryptische Texte –
nicht gerade Bänkelsänger-Zutaten, aber wenn man sich die
energischen Punkstücke mal genauer vornimmt, sind das eigentlich
eher wüst vorgetragene Folksongs und Moritaten. Oder wie kann ich
„Insel“ sonst einordnen?
- Sugar – Copper Blue
Ich kannte Hüsker Dü nicht als ich
mir „Copper Blue“ damals im WOM in Freiburg auf einer
Klassenfahrt kaufte. Musste ich auch nicht, denn mir gefällt Bob
Mould als Sugar viel besser. Und „Copper Blue“ ist halt mein
liebstes Sugar-Album.
- Frankie Laine – Hell Bent For Leather
Eine kleine Schwäche für den
Country/Rhythm'n'Blues der 50er und 60er-Jahre kann ich nicht
verhehlen und da Frankie Laine diese ganzen Klassiker mit am
hübschesten intoniert, hat er es auch in meine Top 100 geschafft.
- Sisters Of Mercy – First And Last And Always
Weil da „Marian“ drauf ist und ich
früher ein arger Schwarzkittel war, der dazu mit Begeisterung im
PC69 getanzt hat.
- The Paper Chase – Someday This Could All Be Yours Pt. 1
Ein Konzeptalbum über Plagen und
Todsünden, dazu ausufernder Post-Punk mit Heerscharen von Melodien
und allerlei sepiafarbenen Zierrat – immer noch ein echtes
Gernewiederhörenalbum.
- Tori Amos – Under The Pink
Insgesamt dann doch mein liebstes, weil
erstes Album von Tori Amos, auch zu „Cornflake Girl“ konnte man
prima tanzen und der Rest der Platte ist vor allem mit dem schönen
„Past the Mission“ immer noch sehr hörenswert.
- Alasdair Roberts – Spoils
Neben Yorkston und Lakeman wohl mein
liebster zeitgenössischer Folkmusiker britischer Prägung. Auf
„Spoils“ ist er so kreativ wie nie zuvor und erzeugt unglaubliche
Stimmungsbilder, die nicht nur von seiner watteweichen Stimmfarbe
leben.
- John Grant – Queen Of Denmark
Schon als Leadsänger der Czars habe
ich seine Stimmfarbe gemocht, die bildgewaltigen, auch von feiner
barocker Pracht durchzogenen Songs auf seinem Soloalbum mag ich aber
noch ein Quäntchen lieber.
- Sam Amidon – Bright Sunny South
Das zweite, kaum schlechtere
Amidon-Album in der Liste, das vor allem durch seine luftigeren
Arrangements lebt und wahlweise den Geist John Martyns oder Chet
Bakers atmet.
- Paul Roland – Pavane
An der Grenze zwischen Baroque-Pop und
Neofolk wandernd, gefallen mir von Paul Roland eine ganze Menge
Songs. Die schönsten finden sich in Gänze auf „Pavane“ und
somit ist klar, warum dieses Album in der Liste auftaucht.
- Silver Jews – Lookout Mountain, Lookout Sea
David Bermans letztes Album als Silver
Jews ist in meinen Augen zugleich das Beste. Diese intelligenten
Texte, die schnodderige Popauffassung und der leichte Folkunterton
rücken ihn zumindest lyrisch ganz dicht an den von mir sehr
verehrten John Darnielle heran.
- The Beautiful South – Welcome To The Beautiful South
Cleverer Pop, zeitlose Melodien und
wahnsinnig schöne Harmonien. Auf „Welcome To The Beautiful South“
kommt allein wegen „Song For Whoever“ und „Sail This Ship Away“
ganz viel davon zusammen.
- Joy Division – Closer
Ich mag die Stimmung des Albums.
Allerdings nicht immer. An einem anderen Tag hätte hier auch „London
Calling“ von The Clash stehen können.
- Dead Can Dance – Into The Labyrinth
Noch so ein Relikt aus längst
vergangenen Tagen und doch habe ich „Into The Labyrinth“ erst
kürzlich wieder für eine nächtliche Autofahrt heraus gekramt.
Schönste Erinnerung: als das reine A Capella-Stück „Emmelia“
weiland im Odeon in Münster intensivst betanzt wurde.
- Ween – The Mollusk
Das ich Setzkastenmusik mag, habe ich
ja schon irgendwo da oben geschrieben und das die beiden Ween-Brüder
sich mit „The Mollusk“ ein Fleißkärtchen mit Sternchen
verdienen ist dann ja wohl klar. Zum besseren Verständnis einfach
mal „The Mollusk“, „The Blarney Stone“ und „Waving My Dick
In The Wind“ direkt nacheinander anhören.
- Belle & Sebastian – The Boy With the Arab Strap
Weil niedliche und wohlklingende
Popmusik aus Schottland einfach toll ist.
- The Tiger Lillies – The Brothel To The Cemetary
„Roll Up“ war auf einer Compilation
der „Bar Jeder Vernunft“ und sorgte für sofortiges Aufmerken.
Dieser theaterhafte Falsettgesang gepaart mit den bösest möglichen
Texten und dem seltsamsten Instrumentarium war sofort meins, was „The
Brothel To The Cemetary“ eindrucksvoll untermauert.
- Portishead – Dummy
Auch hier ist es eine Entscheidung
zugunsten der früheren Veröffentlichung. Das selbst betitelte Album
war nie meins, „Third“ nur noch manchmal, finde ich „Dummy“
auch aufgrund der spannenderen Einzelsongs immer noch grandios.
- The Hidden Cameras – Mississauga Goddam
Live sind sie immer besser, aber auf
Albumlänge nie besser als hier. Und weil da eben „Mississauga
Goddam“ drauf ist.
- Billy Bragg – Back To Basics
Streng genommen ist „Back To Basics“
ja eine Compilation und ich wollte ja nur „richtige“ Alben mit in
die Liste aufnehmen. Doch da ich mich immer noch nicht mit dem
kompletten Oeuvre des Schöpfers des genialen „A New England“
beschäftigt habe und hier so viele weitere Schmuckstücke drauf
sind, ist es dann eben doch „Back To Basics“ geworden.
- King Dude – Burning Daylight
Dunkel, obskur, mit einer
Reißnagelstimme gesegnet und zudem noch ein gesundes Folkverständnis
= King Dudes „Burning Daylight“ ist quasi eine Blaupause des
Bänkelsängers auf Albumlänge.
- The Album Leaf – In A Safe Place
Gefühliges, nahezu instrumentales
Album von Jimmy LaValle, dass mich vor allem aufgrund seines
Entstehungshintergrunds interessiert hatte. Bis heute ein echter
Seelenschmeichler.
- Inspiral Carpets – Devil Hopping
Bei Erscheinen liefen die Videos zu „I
Want U“ und „Saturn V“ als MTV noch Musikfernsehen war immer in
der „Hitlist UK“. Doch „Devil Hopping“ hat ja auch noch das
fabelhafte „Uniform“ zu bieten. Ein immer noch großartiges
Popalbum.
- Frankie Goes To Hollywood – Welcome To The Pleasuredome
Ja, es gibt noch „Liverpool“ und
„Bang“, doch eigentlich ist „Welcome To The Pleasuredome“
schon das Greatest Hits-Album an sich. Einzig „Ferry Cross The
Mersey“ fehlt mir hier, der Rest stimmt aber.
- The Veils – Nux Vomica
Es ist mein liebstes Album der Band aus
Neuseeland, was vor allem den ungestümen Kompositionen liegt. Aber
eben auch das ruhige, wunderschöne „Under The Folding Branches“.
- Billy Joel – Storm Front
Sicherlich kein „Guilty Pleasure“
aber vielleicht dann doch ungewöhnlicher in der Rückschau auf die
vorangegangenen Plätze 1-97. Doch muss ich mich für meine Vorliebe
für „Leningrad“, „The Downeaster Alexa“, „I Go To
Extremes“ und „We Didn't Start The Fire“ tatsächlich
rechtfertigen?
- Ben Folds – Rockin' The Suburbs
Solo hat mir Ben Folds immer besser
gefallen, vielleicht vor allem deshalb weil ich ihn wieder mal so
zuerst kennengelernt habe. Und „Zak und Sara“ bekommt hier den
Vorzug vor „Jesusland“.
- Manic Street Preachers – This Is My Truth Tell Me Yours
Der große Popmoment von „The
Everlasting“ reicht hier eigentlich aus um das Album in die Top 100
zu bugsieren. Und doch sind da ja auch „You Stole The Sun From My
Heart“ und „IYTTTYCWBN“.
Und was kann es Schöneres geben, als sich beim Studium der Platzierungen von einem fabelhaften Song des erstplatzierten Albums erfreuen zu lassen:
Verdammt tolle Liste.
AntwortenLöschenIch behaupte mal, dass auf 101 Bruce Springsteens Nebraska ist und auf 102 Element of Crime mit Weißes Papier. Wenn nicht hättest du die nämlich vergessen! ;) Gesundes neues Jahr und btw. Schön dass du wieder mehr schreibst! Grüße
Freut mich dass Dir die Liste behagt. "Nebraska" und "Weißes Papier" haben tatsächlich eine Rolle in der Vorauswahl gespielt, sind dann aber doch knapp gescheitert. Ich hätte vermutlich auch eine Top200 zusammenstellen können, dann wäre es hinten heraus aber doch ziemlich beliebig geworden.
AntwortenLöschenYo, definitiv. Bei mir wirds ab 60 schon schwierig. Unter deinen Top 30 sind 13 Lieblinge von mir. Schon erstaunlich. 1,5,6,7,8,9,14,15,21,23,25,26,28. Könnte eine Erklärung sein, dass ich deinen Blog so gern lese. Grüße!
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