Donnerstag, 16. August 2012

Heyward Howkins

Noch'n Lied.

Das. Nur das! So. Genauso! Und eigentlich immer besser werdend. Wovon ich hier spreche? Heyward Howkins. Und warum? Weil sein Album "The Hale & Hearty" Spaß macht, zum Nachdenken anregt, genau die richtige Menge an dunklen Facetten bereit hält, um dem Bänkelsänger Freude zu bringen und vor allem eins ist: sehr sehr gut.

Mit einigen, zuweilen durchaus namhaften musikalischen Meriten gesegnet und einer choralen Vergangenheit behaftet, versteht man das Soloalbum des Amerikaners so ziemlich auf Anhieb. Folk, der auf der einen Seite die samtene Bettschwere der britischen Barden birgt, auf der anderen Seite aber auch rauh und borstig wirkt und sich zuweilen amerikanischer Hobo-Mentalität annähert. Howkins ist darüber Sänger genug, um den zuweilen kantigen Stücken Fluss und Linie zu geben, vielmehr fusioniert er seine helle Stimme aber mit unterschiedlichsten Gitarrenvarianten, dass allein daraus ein veritabler Mikrokosmos entshen könnte.

Doch davon nicht genug, allein Produzent Chet Delcampo steuert noch einen ganzen Banzen weiterer Melodiezaubergeräte hinzu und schaut man sich die Auflistung aller vorkommenden Instrumente auf der bandcamp-Seite an, bekommt man einen ziemlich guten Eindruck vermittelt, was Howkins auf "The Hale & Hearty" zelebriert. Interessantestes Merkmal ist häufig die verstärkte Akustikgitarre, die Rhythmusgeber, Perkussionsgerät und Klangraum gleichzeitig ist und klar die Marschrichtung vorgibt. Hierbei erstaunt es zuweilen, wie leichtfüßig Themen, Melodien und Rhythmen mal eben von unten nach oben gekehrt werden, gerne auch unter Zuhilfenahme vom übrigen Instrumentarium. Beispiel hier ist das variable "The Raucous  Calls Of The Morning" aber auch das in auffälligem Beinahesprechsingsang vorgetragene "Spanish Moss" überrascht mit Vielfalt und trotzdem größtmöglicher Eingängigkeit. 

Zuweilen kommt es zu fast schon traditionellem Songwriting, vor allem wenn wie bei "Flash Mob" mit Steicherdopplungen gearbeitet wird, doch eigentlich dauert fast nur weitere 30 Sekunden, dann wird aus dem schlichten Folksong ein trickreicher Popsong, der trotz allem nicht angestrengt wirkt. Da kommt einem Damien Jurado in den Sinn, der auf seinen letzten Alben ähnlich abwechslungsreich, aber dann doch weniger vordergründig vorgeht, bei Howkins erscheinen viele Songs eben wie spontane Einfälle, was manchmal zu Lasten des Flusses geht, der zum Beispiel beim ebenfalls ähnelnden Jens Lekman viel seltener gebrochen wird.

Heyward Howkins macht aber auf "The Hale & Hearty" viel zu viel richtig, als dass man hier ernsthafte Kritik äußern müsste, und da sich ja nach dem aktuellen Zwischensommerhoch auch wieder Herbstfarben aufdrängen werden, darf man dem Album gerne einen Platz für die gemütlichen Balkon/Terrasse/Kuscheldecke/Kamin/Rotwein/Tee-Abende reservieren. Funtioniert aber jetzt genauso gut! 


 




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