Samstag, 16. Juli 2011

Locas In Love



...und der Bänkelsänger auch.

Viele Worte bedarf es nicht, um "Lemming", den vierten Longplayer, der Kölner von Locas In Love zu beschreiben. Zwar könnte man hervorheben, dass "Über Nacht ist ein ganzer Wald gewachsen (das Licht am Ende des Tunnels ist ein Zug)" so geradewegs in dieses Album hineinführt, dass man, allen Scheuklappen zum Trotz und die Zitatemaschine aus dem Fenster werfend, sofort drin ist. Drin, das heißt bei "Lemming" in einem kleinen, gemütlichen aber dennoch streitbaren Kosmos, der von Stefanie Schrank, Björn Sonnenberg und Jan Niklas Jansen bewohnt wird. Man fühlt sich wohl, auch wenn mahnende Titel schon in die Irre führen können. "Es ist alles wirklich so schlimm wie es scheint" steht da. Dahinter verbirgt sich ein kleiner berechenbarer Popsong, der mit Glockenspiel und Krachgitarre trotzdem Wärme und Herzlichkeit ausstrahlt. Oder "Ist das Blut?" Fast schon provozierend steht dessen anfänglich schlichteres Gerüst wie ein Fels in der Brandung, schließlich geht nach der kurzen Einleitung dann doch noch die Post ab. Und dann "An den falschen Orten". Wäre auch kein schlechter Tocotronic-Schlager geworden, "Lemming" knüpft, wenn auch mit anderen musikalischen Mitteln textlich durchaus an "Schall und Wahn" an, ist aber persönlicher. Gerade beim Übergang in den Refrain spielen die drei Musiker Gefühls-Schere-Stein-Papier, je nach eigener Konstitution darf sich hier jeder Mal als Gewinner fühlen. Da jangelt die Gitarre und darf den süßlich-realistischen Gesang Stefanie Schranks ungewohnt kraftvoll umranken. Jetzt noch "Spoiler Warning" und dann ....nun gut, jetzt sind's dann doch noch ein paar mehr Zeilen geworden, aber zuviel verraten ist ja noch nicht. Ich lege "Lemming" jetzt einfach all denen ans Herz, die sich mit deutschem Pop/Rock/Noise/Folk anfreunden können/sollen/wollen/müssen und beschließe mit dem Verweis den Hörvorschlag:

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