Nachdem die letzte komplette
Einzelrezension eine halbe Ewigkeit zurückliegt, hatte ich
eigentlich den festen Vorsatz, dem nächsten vortrefflich für den
Bänkelsänger geeigneten Album wieder solch einen Raum zu geben. Wie
es der Zufall allerdings will, erscheinen dieser Tage vier wirklich
herausragende Alben, die das Zusammenfassen dergestalt lohnen, dass
sie allesamt ähnlicher musikalischer Ausprägung und von erlesener
Güte sind. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass es auf dem
Bänkelsänger gar keine einzelnen Betrachtungen mehr geben soll.
Lassen wir uns doch erst einmal überraschen und beginnen mit dem
ersten der vier Werke.
Jeff Beadle – The Huntings End
Jeff Beadle kommt aus Kanada und ist
ein guter Folksänger. Jetzt habe ich auf dem Bänkelsänger während
der vergangenen fünf Jahre den ein oder anderen Musiker ähnlicher
Machart präsentiert, doch muss ich sagen, dass mich gerade Jeff
Beadle während der ersten Hördurchgänge seines Debütalbums „The
Huntings End“, welches am 1. August via Butterfly Collectors
erscheint, mehr und mehr gefesselt hat. Stimmlich changiert Beadle
irgendwo zwischen dem wunderbaren Rocky Votolato und dem nicht minder
talentierten Simone Felice, was vor allem im herausragenden „Cautious
Lovers“ zum Ausdruck kommt. Zur hart angeschlagenen Gitarre barmt
Beadle sich in einen Sog von Gefühlen, die nicht kalt lassen können
und vor inniger Wärme überborden. Es sind die klassischen
Versatzstücke, mit denen sich Beadle seiner eigenen
Americana-Version nähert, ob mit Mundharmonikabegleitung wie im
herzzerreißenden „Heartbreak Hood“ oder in dem er seine Stimme
kippen oder umher vagabundieren lässt wie bei „This Ain't Heaven“.
Sicher, reinrassiger Americana-Sound atmet noch ein Quäntchen mehr
Staub und dennoch lässt der trockene und dennoch umarmende Klang auf
„The Huntings End“ wenig Wünsche offen. Selbst eine
anschließende Tour gönnt uns der Musiker und kann in folgenden
Orten zu folgenden Zeiten besichtigt werden:
AUG 05. : Trier -
Wohnzimmer Konzert
AUG 06. : Schwäbisch Hall - Anlagencafe
AUG 07. : Haldern - Haldern Pop Festival
AUG 08. : Dortmund - Subrosa
AUG 10. : Cologne - Lichtung
AUG 11 : Düsseldorf - Brause
AUG 14 : Kiel - Prinz Willy
AUG 15 : Lübeck - Blauer Engel
AUG 16 : Münster - Gartenparty (invitation only)
AUG 20 : Mönchengladbach - Kulturküche
AUG 21 : Kassel - Radarien Club Konzerte
AUG 22 : Jena - Wohnzimmer.Sessions.Jena
AUG 23.: tba
AUG 06. : Schwäbisch Hall - Anlagencafe
AUG 07. : Haldern - Haldern Pop Festival
AUG 08. : Dortmund - Subrosa
AUG 10. : Cologne - Lichtung
AUG 11 : Düsseldorf - Brause
AUG 14 : Kiel - Prinz Willy
AUG 15 : Lübeck - Blauer Engel
AUG 16 : Münster - Gartenparty (invitation only)
AUG 20 : Mönchengladbach - Kulturküche
AUG 21 : Kassel - Radarien Club Konzerte
AUG 22 : Jena - Wohnzimmer.Sessions.Jena
AUG 23.: tba
Es gibt Labels, die scheinen
wie für den Bänkelsänger gemacht zu sein. Nach dem furiosen
Hillside von Lestat Vermon erscheint am 25.07. nach langen 5 Jahren
bei K&F Records „Workingman's Lurch“ von The Gentle Lurch. 11
sehr eigene, teils karg instrumentierte Americana-Versionen aus
Dresden. Allerdings, auch hier gilt es sich dann doch noch mal
konkreter über den Begriff „Americana“ Gedanken zu machen. Sind
die wahnsinnig schön in ihre Bestandteile zerfasernden Stücke auf
„Workingman's Lurch“ nicht viel mehr? Das entschleunigte „The
Darkest Grove Of Pines“ etwa, das unheilschwanger mit den Worten
beginnt „No One Has Anything To Say, But We Don't Mind, We Keep
Silent For The Night“ oder der erzählerischen Titelsong umreißen
ein deutlich umfangreicheres Genreangebot auf dem Album, dass laut
Eigenaussage der Band um Cornelia Mothes, Frank Heim, Ronnay
Wunderwald, Timo Lippold und Lars Hiller ein „ehrliches Rockalbum“
sein soll. Allein die Art und Weise, auf die während der ersten zwei
Minuten musiziert wird, die schmeichelnde Klarinette, das
Pizzicato-Echo der Streicher, der wechselnde Hintergrundgesang lassen
nicht darauf schließen. „Workingman's Lurch“ ist auch nicht die
Wundertüte, die gerne dann als metaphorisches Hilfsmittel genutzt
wird, wenn ein Album aus zu vielen Töpfen nascht und irgendwann satt
wirkt. Vielmehr sind die vielen Einflussgeber Mittel zum Zweck und
vervollständigen das dritte Album der Band zu einer möglichen
Neuinterpretation volkstümlichen Liedguts, dass trotz aller
bewussten Patina modern und vor allem zeitgemäß klingt.
Trampled By Turtles – Wild
Animals
Nach einer kanadischen
Interpretation und einem deutschen Vertreter ist es wichtig auch mal
die kontemporären Americana-Versionen des Mutterlands in Augenschein
zu nehmen und schnell bleibt man beim aktuellen Oeuvre von Trampled By Turtles namens „Wild Animals“ stehen. Die aus Duluth in
Minnesota stammende Band hat seit je her eine vom Bluegrass und
Country-Rock infizierte Musikauffassung, wie man auch dem bereits auf
dem Bänkelsänger vorgestellten Monsterhit „Codeine“ vom Album
„Blue Sky And The Devil“ attestieren muss. „Wild Animals“
lässt die Fingerpickings gemächlicher dahin gleiten, setzt neue
Akzente in Richtung Gospel und Roots Rock und, wen wundert's, hat in
dem tollen „Repetition“ einen veritablen Hit an Bord. Das neue
„Codeine“ ist wiederum das blitzschnelle „Comeback Home“, ein
Bluegrass.-Stampfer allererster Güte. Doch auch das eröffnende
Titelstück mit seinem choralen Hintergrund und einem eher gemessenen
Grundtempo sowie die einnehmende Westernballade „Silver Light“
lassen auch aufgrund der Produktion des auf Slowcore spezialisierten
Alan Sparhawk von Low lassen „Wild Animals“ zu einem wirklich
guten Album werden.
Old Crow Medicine Show –
Remedy
Eine artverwandte Mixtur an
Country, Folk, Bluegrass und Americana brauen auch die sieben Mannen
von der Old Crow Medicine Show aus Nashville, Tennessee. Ketch Secor
heißt der Sänger der Truppe und lässt sich mit begeisternder
Musikalität mal von nervöser Steel-Gitarre oder waidwunder
Mundharmonika begleiten. Auf „Remedy“ passiert dabei eine ganze
Menge. Mal flirren die Saiten verschiedenster Instrumentengruppen wie
vom Sturm gepeinigte Windräder durch die Landschaft wie beim
berauschenden „8 Dogs 8 Banjos“, mal wird pathosbefreit gelitten
wie im wunderschönen „Dearly Departed Friend“. Es ist das
Wechselspiel aus ungeheuerlichem Tempo und gelassener
Südstaatenatmosphäre, dass aus „Remedy“ ein tolles, wenn nicht
sogar das beste der bisherigen fünf Alben der Band macht. Und wer
von Old Crow Medicine Show bislang nur die Dylan-Kollaboration „Wagon Wheel“ kannte, darf sich dieses mal auf „Sweet Armadillo“
freuen, denn da mischt der größte Einflussgeber der Band mit.
Doch damit nicht genug.
Eigentlich hätten gerade aus dem gerade mal wieder vom Bänkelsänger
an seine Genregrenzen gebrachten Americana-Segment noch ein
Vielfaches angesprochen werden können, denn hier passiert gerade
eine ganze Menge. Doch dass soll Bestandteil eines neuen
„Aufgemerkt'“ werden. Habt acht!
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