Sonntag, 4. September 2011

Jono McCleery



Weitreichende Entdeckungsreisen.

Reichlich Abenteuerlust. Ein wenig Wagemut. Ein dickes Fell. Und Durchhaltevermögen. Für "There Is" braucht man jede Menge der vorangehenden Attribute und wird doch reichlich belohnt dafür.
Jono McCleery vermengt auf seinem "richtigen" Debutalbum Dinge, die man nur selten in einen Topf wirft. So reicht die Spanne seiner Einflüsse von Nick Drake über Jamie Woon bis hin zu Nina Simone und ganz besonders John Martyn. Dessen luftige Arrangements standen mit Sicherheit ein ums andere Male Pate, so zum Beispiel direkt zu Beginn, wenn mit "Fears" ein federndes Luftgespinst ins Gesicht weht. McCleerys' Stimme nimmt sich weihevoll den erlaubteb Raum, gibt ihn im folgenden "Garden" schon zu großen Teilen wieder an die Rhythmusgruppe zurück, und findet sich dann doch schnell in einem der seltsamsten Cover der letzten Jahre wieder. Blacks "Wonderful Life" kreuzt hier den voluminösen Songwriterpathos mit Dubstep-Verve, eine Variante, die Fragen aufwirft, mit der Antwort jedoch erst nach mehrmaligem Hören wieder rausrückt. Doch, dass ist schon ziemlich spektakulär, den Londoner mit seiner samtenen Stimme über den versprengten elektroakustischen Kapriolen entlanghangeln zu hören. McCleery fasst sich häufiger ein Herz als zum Beispiel am Jahresanfang James Blake, Begleitung und Pausen sind hier wechselhafter, die Musik fliesst und schwingt mehr als dass sie im Zeitlupenstakkato ums Licht kreist. 
Jazz ist anders. Dennoch spülen sich von Zeit zu Zeit kleine Reminiszenzminiaturen an den Rand des Geschehens, klingende Fragmente, die mal Bläser, mal kreiselndes Piano bedeuten. Folk ist ebenso anders, doch auch hier klingen Glockenschläge und sirrende Streicher wie Zierrat in den fesselnden und doch so beiläufigen Stücken. "It's All" wird zur stilistischen Freiübung, "Stand Proud" ist dann wieder so an Blake, doch mit mehr akustischer Finesse und Opulenz ausgestattet. Fast immer am spannendsten ist auf "There Is" allerdings der Gesangspart, den sich McCleery manchmal mit heranschleichenden Chören teilt. Ebenso darf Vashti Bunyan mitmischen, bei "Only" wird sie zum klingenden Widerpart, am stärksten sind aber die Solopassagen, die dominieren, aber eben nie überzeichnen. 
"There Is" mutet ständig wie ein unterhaltsames Abenteuerspiel an, dessen Hauptdarsteller den Kurs behält, sich aber auch nur zu gerne auf gefahrvolles Terrain begibt. Gut dass er genügend Ruhepole auf dem Album eingebaut hat (nicht dass "There Is" übermäßig temperamentvoll wäre), doch liegen auch im ruhigen Wesen der Songs einige aufreizende Klippen, die Jono McCleery aber mit der nötigen Geduld umsichtig umschifft.

Und hier gibt's den Ohrenöffner:





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