Donnerstag, 16. Juni 2011

Mother Falcon



Zwischen allen Stühlen.

Mother Falcon sind eine vielköpfige Truppe. Die Homepage des Kollektivs aus Austin, Texas, nennt nicht weniger als 19 Mitglieder, von denen bei Konzerten mal 10, mal wieder 20 Musiker auf der Bühne stehen. Vielfalt als Konzept sozusagen, denn genau diese vielen Köpfen und deren Stimmen, Instrumenten und Ideen ist mit "Alhambra" ein wahrhaft abwechslungsreiches und vielseitiges Album gelungen.
Angeführt von Nick Gregg, der alleine schon mit Cello, Mandoline, Gitarre und Piano agieren kann und dazu auch den meisten Stücken die Leadvocals schenkt, zelebrieren Mother Falcon ihre kleinen, aber feinen Stücke effektvoll. Allein mit den verwendeten Instrumenten im ersten Drittel des Albums kommt eine herkömmliche Folkband mindestens 10 Jahre aus. Die Streicher zischeln, schnarren und wiegen sich in den Bäumen, in denen sich "Fireflies" zum Tanz versammelt haben. Kontemplativer, aber keineswegs langweilig empfängt dann wiederum "Sanctuary" seine Zuflucht Suchenden, ehe das zynische "Drown Me In The River" den Haken zurückschlägt. Herausragend, wie sehr sich Gregg und seine Mitstreiter von der Stilsprache barocker Popminiaturen inspieren haben müssen, doch weicht die den Vorbildern häufig innewohnende Opulenz kontrastreicher Leichtigkeit. "Alligator Teeth" zum Beispiel, mit seinem entzückenden Wechselspiel von Blechbläsern und Streichern, die ihren ganz großen Auftritt dann allerdings erst im instrumentalen "Waltz" bekommen. Verschleppte und wieder anziehende Tempi, unruhiges Pizzicato und anmutige Melodieseligkeit fügen sich zu einem beschwingten Intermezzo. So könnte es ewig weitergehen, das Hin und Her zwischen freudestrahlendem Optimismus und rauschhafter Elegie (für letztere bitte mal "For Papa" anhören), doch nach einer guten Dreiviertelstunde klingt "Alhambra" mit Verve aus. Barocker Folk, der trotz zahlreicher Ornamente nie verschnörkelt wird. Melodien, die sich trotz aller Eingängigkeit nicht direkt in der Ohrmuschel festsetzen. Klänge, die Herzenswärme und Eleganz verschmelzen, ohne kitschiger Radiobombast zu werden.

Beweise?

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