Mittwoch, 20. November 2024

(Nur) Text: Ein Comeback?

 Der Bänkelsänger - ein Comeback...?

Rund sieben Jahre war es auf dem Blog sehr leise, abgesehen davon, dass die Facebook-Vertretung mit einigen Listen und wenigen Einzelvorschlägen aufwarten konnte. 

Jetzt kam es dazu, dass ich auch meine sonstigen Schreibausflüge bis auf ein Minimum eingegrenzt hatte (ob mein genrenaher Beruf, generell erweiterte Interessen oder einfach zu wenig Zeit daran Schuld gewesen sind, spielt eigentlich keine Rolle), mir aber das Empfehlen, Beschreiben, Bewerten und Kommunizieren von Musik aber immer mehr fehlte. Zudem fehlten mir auf den einschlägigen Portalen einige Rezensionen zu Alben, die ich doch gerne gelesen hätte - und da habe ich mir gedacht, ich fang einfach mal wieder an und gönne zunächst ein paar handverlesenen Favoriten aus diesem Jahr ein paar wohlfeile Zeilen. 

Ob sich daraus eine Regelmäßigkeit ergibt, ob das nach wie vor auf diesem Blog, einem Nebenprojekt oder gar ausschließlich auf Facebook beschränkt, ist noch ungewiss, aber ein Anfang soll gemacht sein.

Und damit ein erster Beitrag nicht ohne Ohrenöffner von statten geht, lasse ich mal den wunderbar erzählerischen Mix aus Folk und Chanson von Florian Paul & Die Kapelle der letzten Hoffnung zu Gehör bringen. 






Freitag, 2. Juni 2017

Aufgemerkt/Lauschbilder: Indierock-Intermezzo



So ganz entscheiden wollte ich mich nicht, ob ich die drei folgenden Aufmerker ausschließlich unter dem Gesichtspunkt: da kommt was auf uns zu oder nur unter der zumindest in den ersten beiden Fällen herausragenden Bebilderung anspreche, ein bißchen Aufmerksamkeit haben alle drei verdient. Ersterer weil er sich als verdammter Hit präsentiert, zweiter weil Bild und Sound so hübsch zusammen passen, der dritte wiederum ob des Erwartungsmoment, dass da im Sommer ein formidables Album folgen könnte.

Kraftklub – Sklave

Ok, mit dem Genrebegriff vielleicht ein wenig sorglos umgegangen, aber dann halt: Hit! Hit! Hit! Nach dem Sturm und Drang des Debüts und dem unauffälligen zweiten Werk scheint ein veritables Schlagermonster entstanden zu sein. Die ersten Höraufmerker vernachlässigend schiebt sich „Sklave“ mit seinen zitierten Zeilen von Ärzten, DÖF und Bronski Beat direkt ins Gehirn und lässt Beine, Kopf und Hüfte zucken:



The Intergalactic Lovers – Between The Lines

Skurrile Bilder auf den Spuren Rene Magrittes begleiten die erste Single vom neuen, im September ercheinenden Album „Exhale“ der Belgier The Intergalactic Lovers. Zwingend gesungen von Lara Chedraouis, mit permanenten Bass- und Gitarrentremoli in die Post-Punk-Ecke drängend, ist „Between The Lines“ sommerlich wie ein vergessener Hit der Pretty Girls Make Graves:



Broken Social Scene – Skyline

Die Kanadier kommen nach sieben Jahren mit einem neuen Album um die Ecke und begeistern mit dem mit Hall und vielen Stimmen zur Sonne stürmenden „Skyline“. Wenn „Hug Of Thunder dann Anfang Juli erscheint, hat man dann vielleicht auch einen Tanzschritt zu den verzwickten Gitarrenhaken und gefällig polternden Schlagwerk gefunden:

Montag, 29. Mai 2017

Im Schnelldurchlauf – 2017 (I)




Inzwischen findet auf dem Bänkelsänger selbst viel zu wenig statt, während ich zumindest bei Facebook mit den Zwischenmahlzeiten noch den ein oder anderen musikalischen Volltreffer in den Fokus rücke. Grund genug den Schnelldurchlauf zu reaktivieren, um zwar nicht in epischer Ausformulierung, dafür aber vielfältig prägnant wieder mehr Musik ins Blickfeld zu bringen.
Dabei lasse ich mich wie gehabt eher vom eigenen Geschmack, denn von der gefühlten Dringlichkeit oder Aktualität leiten, was mich direkt beim ersten Künstler landen lässt, bei dem ich mich vor allem darüber ärgere, dass ich mich mit dessem Erstlingswerk erst nach dessen münsterschen Konzert beschäftigt habe und somit leider nicht auf Verdacht dort gewesen bin.


Der eigentlich bislang nur als Schauspieler in Erscheinung getretene Schilling macht auf Vilnius drängendern, chansonesken Pop, der sich zwischen die Stühle zu setzen scheint und gerade deshalb wunderbar funktioniert. Die jungenhafte Stimme Schillings, die mehr erzählt, denn tatsächlich singt, passt sowohl zur irgendwo zwischen Hinterhofband, Landstreicherfolk und Spelunkenjazz changierenden Musik als auch zu den Geschichten, von denen der Mime zu berichten hat. Vor allem das flirrende, einnehme Abschlussstück „Kalt Ist Der Abendhauch“, die ungestüme „Ballade von René“ und das hin und her stolpernde „Rasteryaev“ machen die besten Figuren, aber selbst das aufs erste Ohr ungewohnt süßliche Duett „Ja oder Nein“ mit Annett Louisan oder das Bettina Wegner-Cover „Kinder“, dass eine Spur zu beschaulich geraten ist, lassen „Vilnius“ zu einem erstaunlichen Erstlingswerk werden. Schon jetzt ein ernsthafter Kandidat, wenn es um die Jahresabrechung geht. 


Hurray For The Riff Raff – The Navigator

Deutlich zu wenig Beachtung hierzulande hat das mittlerweile sechste Studioalbum von Hurray For The Riff Raff bekommen. „The Navigator“ beschäftigt sich mit den puertoricanischen Wurzeln Alynda Segarras. Segarra ist Tausendsassa, kreativer Kopf und Leadsängerin zugleich und lässt während der gut vierzig Minuten Spieldauer hinreißend eingängige, mit viel Lokalkolorit gefärbte Indiefolksongs erklingen, wie das nach PJ Harvey schielende „Living In The City“. Doch auch das großartige „Pa'lante“, das ganz tief in der mittelamerikanischen Kultur badet, die tropische Americana-Fantasie „Rican Beach“ und selbst das einrahmende Doppel aus „Entrance“ und „Finale“ fangen die Stimmung zwischen wehmütiger Rückschau und emanziepierter Vorschau brilliant ein. 


Colter Wall – Colter Wall

Geschichten erzählen wie einstmals am Lagerfeuer oder aber auf den weiten Trails des mittleren Westen – mit der Stimme musste sich der blutjunge Colter Wall einfach an zum Teil historischen Americana- und Country-Titeln versuchen und lässt auf seinem selbstbetitelten Debüt keinen Zwischenton aus. Rostig, mürbe, so dunkel und tief wie ein Brunnenschacht veredelt das Organ des Kanadiers Hymnen wie Jimmy Rodgers „Thirteen Silver Dollars“ oder Bobby Helms „Fraulein“. Doch nicht nur die Stimme macht aus „Colter Wall“ einen ständigen Begleiter im Ohr. Denn auch die unglaublich virtuosen Banjo- Fiddle- und Steelguitarklänge machen aus Mörderballaden wie dem formidablen „Kate McCannon“ echte Silver Bullets für die geschundene amerikanische Seele.

Freitag, 3. März 2017

(Nur) Text: Was höre ich und wie viel davon?



...und plötzlich ist schon März.

Dieses Jahr ohne obligatorischen Kniefall, dafür mit einem ersten Text, der vielleicht sinnbildlich dafür steht, warum auf dem Bänkelsänger in den vergangenen Monaten ein wenig zu wenig passiert ist. Besserung gelobe ich mal lieber nicht,  sondern lasse einen Gedankengang sprechen, der in Zusammenhang mit einigen generellen Überlegungen zur Rezeption von Musik und der damit verbundenen Wahrnehmung sowie einer unabhängig stattgefundenen kurzen Diskussion in ähnlichen Themenfeldern entstanden ist:

Ausgehend von einer inzwischen länger zurück liegenden, aber dennoch spannenden Diskussion über Wahrnehmung musikalischer Genres innerhalb der selbst defininierten journalistischen Grenzen, habe ich mir mal selbst die Frage gestellt: was höre ich und wenn ja wie viel davon? Bin ich noch der selbsternannte „Folkie“, der sich fast ausschließlich über meist dunkel gefärbte Songwriter aus den übergeordneten Dunstkreisen Folk und alternativem Country freut und vor allem Poppigem und Hip-Hoppigem zurückschreckt? Kann ich Genrefremdes eigentlich ausserhalb der Geschmacksgrenzen bewerten bzw. beurteilen oder einfach nur genießen und reicht ein schnödes „Gefällt mir/gefällt mir“ nicht überhaupt noch aus?

Eine Erinnerung an das zuletzt Gehörte, gibt ein wenig Aufschluss. Gerade im vergangenen Jahr spielten Songwriter der Marke Damien Jurado, Nick Cave oder auch Sturgill Simpson eine gewichtige Rolle, doch schlichen sich vor allem experimentiell geartete Musiker dazwischen, solche die entweder durch eine soundästhetische Annährung auffallen wie Ian William Craig oder William Ryan Fritch oder solche, denen ein gewisser Hang zur traditionellen Liedform nicht verschlossen ist wie DM Stith oder Susanna. Doch was veranlasst mich über den immer noch ganz schön breiten Tellerrand hinauszusehen? Ich habe immer schon Poppiges und Rockiges goutiert, selbst der ein oder andere Hip Hop- oder Soulkünstler oder experimentierfreudige Soundtüftler konnte mich begeistern und auch bei dem ein oder anderen Vertreter der härteren Gangart konnte ich nicht Nein sagen. Genres mit denen ich gar nichts anfangen konnte, bewegten und bewegen sich in den kleinsten Nischen, so dass ich mir im Stillen die Frage nach dem „Was hörst du?“ mit dem ungeliebten, diffusen „eigentlich alles“ beantworten musste.

Doch wie differenziere ich eigentlich, was ich höre? Die schier unendlichen Möglichkeiten Musik zu konsumieren sind grenzenbefreiter denn je und egal ob auf legalen, grauen oder nebulösen Wegen einfach und dadurch auch ganz schön wahllos geworden. Suche ich speziell nach dem einen Interpreten, von dem ich eh alles konsumiere, was veröffentlicht wird, suche ich nach Genres, nach Spielarten, nach musikalischer Varianz, nach Zweckmusik? Wenn ich denn dann fündig werde, stellt sich die Frage nach der Reihenfolge: was wie und in welcher Häufigkeit? Höre ich das Stück nur der geraden gelesenen guten Kritik wegen oder aus Neugier oder gar Gewohnheit? Nehme ich mir ein Album in vollem Umfang zur Brust oder seziere ich Erworbenes oder Heruntergeladenes zuerst in Stücke um dann zu entscheiden, was gefällt und was eher hinten herüberfällt? Sortiere ich gar zunächst und lasse somit Überraschungen und Unerwartetes unbewusst hinten herunter fallen, den Gedanken im Kopf, irgendwann hören wir uns eh wieder?

Gerade die schier unendliche Menge an jungen Männern mit Gitarre, dieser so genannten Singer/Songwriter eignet sich vortrefflich für eine Beobachtung, denn da Ausgangsvorraussetzungen an Instrument und Stimme bzw. Stimmfarbe ähnlich sind, verläuft sich die Auswahl der konsumierten Songs und Alben gerne im Zufall. Dann spielt auf einmal Optik, Titelbezeichung, vielleicht gar ein erster flüchtiger Eindruck die Rolle und schon läuft ein Album, das tausenden anderen in kaum etwas voraus ist, aber eben durch ein spezielles Momentum die Nase vorn hat. So landet eben ein A. Dyjecinski oder ein Torgeir Waldemar eher in der Ohrmuschel, denn der umtriebige und nicht minder talentierte Conor Oberst, da ja schließlich eine maximale musikalische Breite nicht nur in der Genrevielfalt liegt, sondern auch in dessen Ausbau und Facettierung. Geht man gar über die journalistisch und rezeptionell vorgeschlagenen Genregrenzen hinaus und tummelt sich in Grauzonen, in denen sich diese Musiker mit Artfremdem verquicken, bekommt die Suche nach dem einen speziellen Künstler, den zu Hören einem ein gewisses Maß an Wissensvorsprung garantieren könnte, eine geradezu jagdähnliche Anmutung. Doch wann endet dann das genussvolle Zuhören und das sich von einem Musiker oder dessen Kunst vereinnahmen lassen, dass eben durch die Vielfalt im Keim erstickt werden könnte. Gerade wenn die Rezeption von Musik im Kampf gegen den bloßen Konsum Oberhand zu nehmen scheint, ist dann wohl schlussendlich ein leichter Schritt zurück von Nöten und die Rückbesinnung auf bereits Gehörtes und unendlich lieb gewonnene selbsternannte Klassiker, bei denen es zuletzt eben keine Rolle mehr spielt, warum sie gehört werden. 

Ohne Ohrenöffner läuft hier nach wie vor nix, ich greife mal auf die bereits in der Facebook-Zwischenmahlzeit  erwähnten Bonny Doon aus Detroit zurück, deren selbstbetiteltes Album am 10.03.2017 erscheint und dessen zweite Single sich aufgrund ihres weichen Grundcharakters nicht nur als Hintergrund geradezu fabelhaft in Szene setzen kann:




Dienstag, 27. Dezember 2016

Hitparade 2016



Ach ja, 2016! Du hast so viel genommen, aber eben auch so viel gegeben. Dass Nick Cave sich ganz vorne platziert, ist sicherlich keine Überraschung, dass es jedoch ein vortreffliches Debüt eines jungen, sehr ambitionierten Songwriters auf die zweite Position schafft, schon bemerkenswert und Platz drei gebührt den sympathischen Querköpfen Ebba und Jakobus. Doch nun zu den Platzierungen im Einzelnen:

01 Nick Cave & The Bad Seeds – Skeleton Tree

Dass es Nick Cave geschafft, sich zum wiederholten Male in meinen Jahrescharts ganz weit oben zu platzieren, ist nicht verwunderlich. Dass er es jedoch mit seinem radikalsten Werk an die Spitze geschafft hat, ist schon bemerkenswert, umso mehr deshalb, weil ich „meinen“ Cave doch am liebsten ruppig oder wildromatisch mag. Und doch kann ich mich der Bewältigungslyrik eines „Distant Sky“ nur schwer entziehen, lässt mich „I Need You“ nach wie vor Sturzbäche von Emotionen durchleben und „Skeleton Tree“ erlöst in die Nacht hinübergleiten. Der Triumph des Jahres.

02 Benjamin Dean Wilson – Small Talk

Geschichtenerzähler, die auch noch Musik machen können sind mir seit je her die liebsten. Der Newcomer Benjamin Dean Wilson hat dieses Jahr die unterhaltsamsten Geschichten im Angebot und auch (oder gerade weil es) nur sechs sind, kann er hier aus vollstem Fundus schöpfen. Vor allem das nahezu fünfzehn Minuten dauernde „Rick I Tick Tock“ und dessen wundersame Geschichte über eine Ménage à trois sowie das amüsante „Sadie And The Fat Man“ lassen mein Herz hoch und höher schlagen.

03 JaKönigJa – Emanzipation Im Wald

Ebba und Jakobus Durstewitz feiern eine großartige Rückkehr mit ihrem Rückzug aufs Land. Ihr verquerer Diskurspop ist elektroärmer und ich mag die neue Lust an der Luftigkeit mit den feinen Bossanova und Barockpop-Anklängen. Und die Verquertheit der Texte insbesondere im Titelsong und bei „Spukhafte Fernwirkung“ ist nach wie vor unerreicht.

04 Marlon Williams – Marlon Williams

Letztes Jahr zwar eigentlich auch schon platziert, aber mit dem weltweiten Release noch mal gehörig in der Gunst gestiegen. Allein das androgyne „ When In Was A Young Girl“ rechtfertigt eine hohe Platzierung, doch eigentlich ist alles was der smarte Songwriter mit der wandelbaren Stimme anfasst, pures Gold.

05 Ian William Craig – Centres

In der „Geheimen Beute“ von Auftouren bin ich 2014 zum ersten Mal auf Ian William Craig aufmerksam geworden und mit „Centres“ ist dessen eigenwilliges Gebräu aus berauschenden Ambientklängen, Störgeräuschen und klassisch geschultem Gesang endgültig im Ohr angekommen.

06 William Ryan Fritch – Clean War/New Words For Old Wounds

Ähnlich in der Klanganlage wie Ian William Craig, ist William Ryan Fritch dann doch songorientierter zu verorten. Vor allem seine Zusammenarbeiten mit DM Stith sind fabelhaft, aber auch wenn er U- und E-Musik in Einklang bringt, ist das schon ganz großes Ohrenkino.

07 Wild Beasts – Boy King

Mein Pop-Album des Jahres. Lasziv wie ein schwarzer Panther und voller Testosteron wandere ich mit „Alpha Female“ und „Big Cat“ durch die Clubs dieser Stadt, bis mich mit „Celestial Creatures“ der beste Popsong des Jahres zur Himmelfahrt drängt.

08 Damien Jurado – Visions Of Us On The Land

Das Album hat durch die Liveshow noch mal gehörig gewonnen. Weil dadurch die einheitliche Klangwirkung des Albums aufgebrochen wurde und einzelne Songs stärker für sich stehen konnten. Und weil „Kola“ „Museum Of Flight“ als Lieblingslied abgelöst hat.

09 Sturgill Simpson – A Sailor’s Guide To Earth

Sturgill Simpson kreuzt Country mit Soul und Blues mit vollmundigem Classic Rock. Was sich auf das erste Ohr nach entbehrlicher Altherrenmusik anhört ist ein großartiger Bilderbogen durch amerikanische Musikgeschichte, inklusive der wirklich herausragend gelungenen Nirvane-Coverversion „In Bloom“.

10 Perhaps Contraption – Mud Belief

Mein Herzensalbum des Jahres. In einer besseren Welt wäre „Draining Refrain“ ein wochenlanger Ohrwurm und alle Leute würden wahlweise zu „Droplets/Molecules“ oder „Lay Low“ tanzen. Hätte ich ohne die netten Herrschaften im „Welches Album hörst du gerade“-Thread bei Plattentests nicht entdecken und lieb haben können.



11 Wolf People – Ruins
12 Karl Blau – Introducing Karl Blau
13 Laura Gibson – Empire Builder
14 DM Stith – Pigeonheart
15 Shearwater – Jet Plane And Oxbow
16 Weyes Blood – Front Row Seat To Earth
17 Susanna – Triangle
18 Adia Victoria – Beyond The Bloodhounds
19 Holy Esque – At Hope’s Ravine
20 Isolation Berlin – Und Aus Den Wolken Tropft Die Zeit

21 Neil Cousin – The Dreams Of Animals
22 Let’s Eat Grandma – I, Gemini
23 Leonard Cohen – You Want It Darker
24 Angel Olsen – MY WOMAN
25 Kevin Morby – Singing Saw
26 Trupa Trupa – Heartache
27 Meilyr Jones 2013
28 King Creosote – Astronaut Meets Appleman
29 Bergen – Zeiten Für Kerle
30 Adam Torres – Pearls To Swine

31 Tindersticks – The Waiting Room
32 Matt Kivel – Janus
33 Cass McCombs – Mangy Love
34 Margo Price – Midwest Farmer’s Daughter
35 Bosse – Engtanz
35 Nils Bech – Echo
37 Luke Temple – A Hand Through The Cellar Door
38 The Cray Twins – The Pier
39 Mykki Blanco – Mykki
40 A. Dyjecinski – The Valley Of Yessiree


Bei den Songs habe ich in diesem Jahr auch eine Top 25 erstellt und dieses mal zwar keine Rücksicht auf eventuelle Dopplungen mit den Alben genommen, dafür sind es vor allem eben solche die ich im vergangenen Jahr mit der gebotenen Acht- und Aufmerksamkeit am meisten genossen habe:


01 Perhaps Contraption – Draining Refrain
02 Nick Cave & The Bad Seeds - Distant Sky
03 Wild Beasts – Celestial Creatures
04 Benjamin Dean Wilson- Sadie And The Fat Man
05 Let's Eat Grandma – Rapunzel
06 Christine & The Queens – Tilted
07 Marlon Williams – When I Was A Young Girl
08 Karl Blau – Fallin' Rain
09 Bergen – Die Laufenden Toten
10 Matt Kivel – Jamie's

11 Phillip Poisel – Erkläre Mir Die Liebe
12 Sturgill Simpson – In Bloom
13 Adam Torres – Some Beasts Will Find You By Name
14 Bosse – Steine
15 The Avalanches – Frankie Sinatra
16 Wolf People – Kingfisher
17 Neil Cousin – The Lock Keeper's Daughter
18 JaKönigJa – Emanzipation Im Wald
19 Luke Temple – Maryanne Was Quiet

20 Shearwater – Glass Bones

21 Clare Maguire – Elizabeth Taylor
22 Mykki Blanco – My Nene
23 The Drones – Boredom
24 Isolation Berlin – Der Garten deiner Seele
25 Weyes Blood – Diary

...und da der diesjährige Platz 1 nicht bewegt bebildert ist, gönne ich jetzt jedem beim Lauschen das entsprechend quietschebunte Kopfkino:


Dienstag, 1. November 2016

Aufgemerkt: Josienne Clarke & Ben Walker - Overnight



Josienne Clarke & Ben Walker – Overnight

Nacht, welch tröstenden Umhang du uns spendest. Hüllst uns ein mit funkelnder Sternpracht besetzt. Mond, der du das Licht der Welt in fahlen Farben spiegelst und zurückwirfst. Dunkelheit, die du Schutz und Behaglichkeit, aber auch Schauer und Unbehagen versprichst. Sinistre Gedanken, die es einfacher machen, sich mit „Overnight“, dem mittlerweile fünften Album der Sängerin Josienne Clarke und ihres kongenialen Partners Ben Walker zu beschäftigen.

Die glasklare Stimme Clarkes ist das eine, das fingerfertige Gitarrenspiel Walkers das andere. Songs, die an der Schwelle von Tag und Nacht entlang wandeln, wechseln mit glitzernden Nachtstücken ab. Britisch gefärbter Folk, dem noch ausreichend Tradition aus den Poren tropft. Schmeichelnder angejazzter Pop nahe am Easy Listening. Schauermärchen und Geschichten aus dem Leben, mal aus eigener Feder, mal von solch illustren Musikern wie Jackson C. Frank, Gillian Welch oder gar John Dowland geschrieben. Ein Potpourri, dass ähnlich den Farben des Albumcovers ineinanderfließt und so die Stimmung von Licht und Schatten in allen Facetten widerzuspiegeln versucht.

Da ist das federnde „The Waning Crescent“, dessen nokturner Unterton wie ein Leitmotiv für das gesamte Album erscheint. Dann das eröffnende und Clarke bis an die Grenzen des Horizonts tragende „Nine Times Along“, pendelnd im Vortrag und noch sehr nah an den deutlich traditionsgefärbten Vorgängerwerken. Clarke und Walker nutzen Instrumente und Stimme innerhalb der Arrangements wie Pinsel, die auf etwas zu viel Wasser treffen. Im Innern sind die Farben deutlich, kraftvoll und prächtig, an ihren Grenzen undurchsichtig und darüber hinaus wohnen nur noch kleinste Pigmente in Ihnen. So verliert sich Walker schon einmal in seinen technisch ausgefeilten Gitarrenpickings und lässt Clarke stimmlich mit der Überkronung der Stücke zurück. Doch dann wiederum veredeln sie „Milk And Honey“ eines Jackson C. Frank zu einer ätherischen Jazz-Folk-Pretiose oder hauchen verstiegenen Folkballaden wie „The Light Of His Lamp“ zwielichtiges Leben ein.

Mit dem streichergetragenen „Sweet The Sorrow“ und vor allem mit „Weep You No More Sad Fountains“ gelingt Josienne Clarke & Ben Walker schließlich eine herausragende Transformation historischen Liedguts in zeitgenössische Folkvariationen. Der archaischen Sprache Dowlands binden beide ein Bukett aus fein ziselierten Melodien und Stimmungen. Diese Bündelung an Tönen, Klängen und Stimmungen lässt „Overnight“ sämtliche Tages- und Nachtzeiten durchleben und wirkt dabei vollkommen zeitlos. 

Man lausche dem wunderbaren Ohrenöffner: 


Freitag, 14. Oktober 2016

Neil Cousin – The Dreams Of Animals



Dichte Songwriteralben, die ihre Kraft aus der gehaltvollen Komposition von Stimme und Beiwerk beziehen, sind etwas ganz Besonderes. Als Neil Cousin 2011 sein Album „Bonfire“ veröffentlichte und sich darauf solch kostbare Pretiosen wie das zauberhafte „The Headless Hawk“ versammelten, konnte man dessen Dichte beinahe körperlich spüren. Mit „The Dreams Of Animals“ spinnt er den Faden noch weiter und hat neben dem bereits hier vorgestellten „Leg Bone Flute“ zehn weitere Stücke im Handgepäck.

Neil Cousin erinnert in seinen Arrangements ein wenig an die melancholischen Momente eines Adrian Crowleys oder Matt Bauers, beginnt doch bereits das eröffnende „My Unknown Companion“ mit seelenvollen Melodiebögen und charismatischem Chorus auf. Das Tempo ist gedrosselt, schleppt aber nicht uns so zieht sich ein erster Spannungsbogen zum wahrlich fabelhaften „Leg Bone Flute“, das auch im Albumkontext nichts von seiner Strahlkraft verloren hat. Mit „Happy Ending Vampire Story“ erhöht Cousin die Geschwindigkeit und sinniert über ein morbide-sinnliches Beziehungsgeflecht. Das fabelhafte „Lock Keeper's Daughter“ vagabundiert wiederum wieder eher im Zwielicht und erinnert zum einen wohl am deutlichsten an den mit opaleszentem Schimmer überzogenen Vorgänger. Die Streicherarrangements fließen wie ein innerer Gefühlsstrom zusammen und das Piano unterstützt sanft getupft die nachdenklichen Worte des britischen Songwriters.

„The Dreams Of Animals“ durchzieht ein feiner Hauch von filigranem Humor, den Cousin immer wieder zu brechen versteht. In „4:38AM Stand-Off“ werden Sprach- und Gedankenspiele zum sprudelnden Gemisch zwischen Absurdität und Realität, „Cartoon Telephone“ bleibt auch nicht vor schwarzhumorigen Bildern verschont und doch versteht es der Sänger den feinen Grat hier nicht zu übertreten und in oberflächlichem Sarkasmus zu münden.

Trotz allem stehen Neil Cousin seine durch und durch Gänsehaut erzeugenden Stücke deutlich besser, wie es zum Ende hin vor allem noch einmal „St. Cecilia's Day“ und „Moat Hill“ vorführen. Hier schwingt sich der Künstler zu einem Zeremonienmeister empor, der mit Stimme und Saiten und einer kleinen aber feinen Schar von Mitmusikern eine einzigartige Wohligkeit verbreitet. „The Dreams Of Animals“, das bereits am 16.09.2016 via Oilbug Music erschienen ist, lässt den Herbst in seinen schönsten Farben leuchten, den wärmenden Tee noch besser schmecken und das kuschelige Gefühl unter der warmen Decke noch besser genießen.

Das Video zum Titelsong folgt als Ohrenöffner:

Montag, 29. August 2016

Im Schnelldurchlauf: Was bei bandcamp hängen blieb



Ist bandcamp nicht ein wahres Füllhorn für fulminant fantastisch fabelhafte Musikfunde? Bereits seit einiger Zeit finden sich immer mal wieder einige Entdeckungen auf des Bänkelsängers' facebook-Seite, was läge da näher hoffnungsvolle Aspiranten, appetitliche Überraschungen und bemerkenswerte Glanznummern in einem nicht zu salbungsvollen, aber dennoch charmanten Rahmen ein wenig mehr ins Licht zu rücken. 

Beginnen wir mal mit Jenny Besetzt, einer fünfköpfigen Truppe aus Greensboro, N.C., deren euphorischer Post-Punk erhebliches Pop-Appeal versprüht und trotzdem ansprechend nächtliche Firnis angestrichen bekommen hat. Das eröffenende "Authorless Speech" ist von gerade zu erlesener Güte und hebt sich wie aber auch der Rest des sehr ansprechenden Albums "Tender Madness" deutlich von Artverwandtem ab. Allein die Stimme John Wollabers klingt wie ein schroffer Rohdiamant, der immer ein wenig zu dicht an den nervösen Instrumenten entlang schlittert. Für 80er-Jahre Fans, denen der rotweingeschwängerte Pathos von Interpol und den Editors zu romantisch geworden ist. 


...and now to something completely different. Ben McElroy malt mit Streichern musikalische Gemälde, die irgendwo zwischen traditioneller Folkmusik der britischen Inseln und den Saitenbearbeitungen eines Richard Skelton liegen. Auf "Bird-Stone" lässt er seine Instrumente atmen, häufig federn einzelne Klänge die nachfolgenden ab und mit sanfter Dynamik tauchen aus dem Dickicht einzelner Texturen kleine Melodiefragmente auf, die wie in "Surely There Are Worse Things" zwischen Historie und Moderne pendeln oder in "That Was The Day" ganze Klanglandschaften bilden. Für Fans von lautmalerischer Flächenmusik, die auch vor spontanen Spoken-Word-Passagen nicht zurückschrecken.


Garden Gate sind das neue Projekt von Tim Meskers (Brown Recluse) und machen wiederum  die Art von barockem Folk, bei dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. In einem psychedelischen Vorhang aus zarten Flöten, verfremdeten Orgelklängen und vom Wind zerzausten Harmoniegesang verfangen sich auf "Dark Harvest" kleine romatische Melodien. Mal winken The Zombies von Ferne, auch die mythologische Seite eines Paul Roland schimmert durch, während das muntere "Ghost Train" an Nick Garrie erinnert. Für Fans, die dem Spätsommer mit süffigem Melodienreigen entgegen vagabundieren möchten.






Sonntag, 7. August 2016

Lauschbilder: Neal Cousin - Leg Bone Flute






 Potz Blitz! Der Urheber eines meiner Überraschungsalben des Jahres 2011 meldet sich mal eben kurz mit einem der bislang wundervollsten Songs des Jahres zurück. Und das sage ich bereits, obwohl das insgesamt 6:05 Minuten lange Stück von Neil Cousin gerade zum ersten Mal läuft und noch nicht mal einen vollständigen Durchlauf hinter sich hat. "Leg Bone Flume" heißt es, und führt uns, wie auch schon die Songs des Albums "Bonfire" tief in seelenvolle Gedankengänge hinein. "Headless Hawk" war seinerzeit sogar mein zweiter Liebling innerhalb meiner Jahreshitparade und "Leg Bone Flute" schlägt mit seiner mystischen Stimmung in die gleiche Kerbe. Die Stimme Cousins ist nach wie vor voller Wärme und Sehnsucht, mit Anmut und Sorgfalt begleiten sanftes Gitarrenpicking, Ukulelenarabesken und ein wundersamer Chor das sonderbare kleine Kunststück, das gleichzeitig Vorbote für das voraussichtlich im September erscheinende nächste Album "The Dreams Of Animals" ist. Habe ich eigentlich schon was zum Video gesagt? Nun, dann seht am besten selbst:




Montag, 1. August 2016

My (monthly) Mixtape: 2016-3



Jetzt ist Sommer - und nachdem das letzte Mixtape geschlagene sechs Monate zurück liegt, muss da mal dringend frischer warmer Wind rein. Die dritte Mischung des Jahres vereint aufgeheizten Breitwandpop von Wild Beasts, hinreißend spröden Britfolk von Alasdair Roberts oder Jenny Sturgeon, deutsche Sprachkabinettstückchen von JaKönigJa und Arthouseexperimente á la DM Stith. Darüber hinnaus überrascht diese Zusammenstellung mit frisch gepresstem Soul unterschiedlichster Geschmacksrichtungen, verschlungener Beinahefilmmusik, knochentrockenem Heartland-Americana, Horrorgeschichten von zwei blutjungen Mädchen und sehnsuchtsvolle Popballaden. Neugierig geworden? Auf geht die wilde Fahrt:

1. Jack & Amanda Palmer - In The Heat Of The Summer
2. Anthony D'amato - Rain On A Strange Roof
3. Blood Orange - Hadron Collider
4. DM Stith - War Machine
5. JaKönigJa - Emanzipation Im Wald
6. Michael Kiwanuka - Black Man In A White World
7. Rob Lynch - Runaway
8. The Avett Brothers - Fisher Road To Hollywood
9. The Avalanches - Frankie Sinatra
10. Wild Beasts - Celestial Creatures
11. Let's Eat Grandma - Rapunzel
12. Case/Lang/Veirs - Delirium
13. Bear's Den - Gabriel
14. William Ryan Fritch - Aftermath
15. Faun Fables - Ydun
16. Charlie Moses - Schatzi
17. The Felice Brothers - Aerosol Ball
18. Jenny Sturgeon - Maiden Stone
19. Kris Drever - Shipwrecked
20. Alasdair Roberts & James Green - At The Mid Hour Of Night

Lassen wir doch als Ohrenöffner mal wieder The Felice Brothers fungieren, auch wenn es alle anderen 19 auch verdient hätten (es aber in diesem Medium aus verschiedenen Gründen nicht möglich machen):