Themenwechsel? Themenwechsel.
Stammleser können sich jedes Jahr drauf einstellen, dass spätestens einen Tag vor dem größten Musikwettbewerb der Welt ein paar Zeilen verloren werden, um sich ein wenig auf die garstigen, lustigen, skurrilen, wahnsinnigen und grausigen Ideen europäischen Liedguts, die jahrein jahraus Einzug beim ESC halten, einzustimmen.
Suchen wir in dieser Saison allerdings nach den ganz großen Scheußlichkeiten, bleiben Auge und Ohr einigermaßen verschont, andererseits: einen Pasha Parfeny (wenn er auch bei Moldawien am Piano sitzt) oder gar einen Paradise Oskar erblickt man dennoch (leider nirgendwo). Nichtsdestotrotz werfe ich gerne einen Blick auf die in des Bänkelsängers Augen feinen Kabinettstückchen, zum einen um dem Fan und Verehrer die Auswahl zu erleichtern, zum anderen dem vielleicht jetzt abwinkenden Kostverächter doch noch das ein oder andere Schmankerl zu bescheren.
Der mit Sicherheit interessanteste Beitrag, da fast schon aufreizend gut in des Bloggers musikalischen Kosmos passend, kommt dieses Jahr, man staune, aus den Niederlanden und wird auf herrlich unprätentiöse Art und Weise von Anouk dargeboten. Latenter 60s-Folk-Chanson, mit einem Hauch Alexandra im Timbre, so klingt "Birds".
Ein weiterer, sehr feiner Song stammt aus Ungarn, hier versucht sich ByeAlex im schluffigen Hipsterstil mit federleichtem, leisen Pop Gehör zu verschaffen. "Kedvesem" ist so subtil, dass man gar nicht merkt, wie schnell sich ein Ohrwurm auf dem Weg in die Gehörgänge bahnt.
Island wiederum setzt mit einem sehr stimmigen Gesamtkonzept auf eine dramatische, aber dennoch träumerische Ballade, Eithor Ingi singt "Eg A Lif" Gott sei Dank in Landessprache und sorgt mit Klanggewalt für Gänsehaut.
Aus Dänemark kommt mit Emmelie de Forest und ihrem "Only Teardrops" gefälliger, eingängiger Folkpop mit Tinwhistles und Trommeln, Norwegen hält mit klarem Elektrobeat und Margret Berger mit "I Feed You My Love" dagegen.
Darüberhinaus verspricht der ESC 2013 ein sehr ausgeglichener Jahrgang zu werden, da aus Ost und West nahezu gleich viele Interpreten versammelt sind, spannend ist dabei, dass es keins der Balkanländer geschafft hat auch nur irgendeines seiner (zumeist katastrophalen Liedchen) zu platzieren.
So, wer jetzt noch aufmerksam ist, bekommt noch ein Video an die Hand gegeben, dazu das Versprechen, dass es am Sonntag, wie in jedem Jahr eine ausführliche Analyse gibt. Ob ich mir in diesem Jahr allerdings ein "Welcome To Germany 2014" wünschen will, weiß ich noch nicht.